Safe Sex – wie denn?

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In den USA wird die Ehe zum grossen Wahlkampfthema, und auch über das richtige Verhalten vor der Ehe wird angesichts der hohen Zahl von Geschlechtskrankheiten unter jungen Erwachsenen ausgiebig diskutiert. Dabei kommt Erstaunliches an den Tag. Die Zahl der Teenager-Schwangerschaften ist in den letzten Jahren gesunken.

In der New York Times beschreibt Nina Bernstein die Geschichte von Alberto und Jasmine, beide 16. Die beiden Sweethearts, die in der Bronx leben, trennten sich letzten November. Jasmine, die als Jungfrau in die Ehe gehen wollte, machte Schluss, als sie hörte, dass Alberto sich mit anderen herumtrieb.

Jasmine war wütend, wollte nichts mehr von ihm wissen. Alberto kam zurück, entschuldigte sich, heulte. Sie gab nach – und die beiden waren wieder zusammen. Um ihn an sich zu binden, schlug sie ihm vor, Liebe zu machen. Alberto – lehnte ab. Er wollte warten.

Weniger schwangere Teenies

Für die Reporterin der liberalen Zeitung weist diese Geschichte auf “eine ausserordentliche demografische Veränderung” hin. Die Zahl der Teenagerschwangerschaften, Ende der 80-er Jahre dramatisch angestiegen, ist seit 1991 dauernd gefallen. Ebenfalls bemerkenswert: Obwohl man Prävention vor allem unter den Mädchen betrieben hat, zeigen sich heute „im Verhalten der Boys die erstaunlichsten Veränderungen“.

Im Jahr 2001 sagten mehr als 50 Prozent der befragten Burschen im High School-Alter, dass sie noch nicht mit einem Mädchen geschlafen hätten. 1991 hatte diese Zahl bei 39 Prozent gelegen. Bei Mädchen liegen beide Zahlen leicht tiefer.

Am erstaunlichsten, schreibt Bernstein, ist der Wandel in den einst berüchtigten Stadtteilen Harlem und Bronx. „Junge Leute sehnen sich nach menschlichem Kontakt und destillieren neue Verhaltenscodes aus einer flüchtigen Mischung von Sexerziehung, Populärkultur und Familienerlebnissen.“

Manuel, dessen Schwester mit 12 Mutter wurde, will bis zur Hochzeit zuwarten – er geht in eine Pfingstgemeinde. Aber zu seinem Entschluss haben auch Aufklärungsbroschüren und Fernsehsendungen beigetragen. „In jedem zweiten Film kommt da eine heulende Mutter unter 20 vor, oder eine Frau, die geschlagen wird“, erklärt er.

Mehr Ansteckungen

Im Land der Statistiken haben die Forscher die Öffentlichkeit eben mit erschreckenden Zahlen konfrontiert: Vom Jahr 2000 wurde erstmals eine landesweite Gesamtstatistik zu den sexuell übertragenen Krankheiten erstellt. 18,9 Millionen neue Fälle (inkl. HIV) wurden verzeichnet. Daran hatten die 15-24-jährigen mit 9,1 Millionen Fällen einen überraschend hohen Anteil.

Ein Lichtblick immerhin: Die Zahl der genitalen Herpes-Infektionen unter Teenagern und Erwachsenen in den USA ist seit Mitte der 90-er Jahre zurückgegangen – die Gründe kennt man nicht.

Anderseits nimmt die Zahl der Syphilis-Ansteckungen seit dem Jahr 2000 zu, vor allem unter schwulen und bisexuellen Männern. Diese Trends wurden an einer Konferenz über die Verhütung von Geschlechtskrankheiten in Philadelphia bekannt.

Medizinische Folgen

Die Forscher sind beunruhigt darüber, dass neben Schwulen und bisexuellen Männern auch viele Erwachsene beim Sex keine Kondome mehr benutzen. Die Aufrufe zum ‚Safe Sex’ blenden sie aus.

Laut den Forschern haben die sexuell übertragenen Krankheiten oft schwerwiegende medizinische Folgen. Manche Kranke werden unfruchtbar, bei anderen steigt das AIDS-Risiko.

Prävention – aber wie?

Die Administration Bush will dieses Jahr 270 Millionen Dollar für die Propagierung sexueller Enthaltsamkeit einsetzen. Die öffentlichen Debatten drehen sich ständig um ein Thema: ums Kondom.

Leslie Unruh von der Organisation ‘Abstinence Clearinghouse’ kritisiert, dass die Befürworter umfassender Sexualerziehung die Gefahren des Kondoms verschweigen. „Kondome reissen, rutschen ab. Tatsache ist, dass Kondome nicht helfen. Und sie geben den Kids ein falsches Gefühl der Sicherheit”, sagt Unruh. „Dazu kommt, dass Kondome das Herz nicht schützen. Der Zerbruch einer Beziehung kann sehr schmerzhaft sein und zu Depression und Selbstmord führen.“

Sexualität sei nicht nur auf der Ebene der körperlichen, sondern auch der seelischen Gesundheit abzuhandeln. Für Unruh liegt die Lösung allein in Programmen, die vom Sex vor der Ehe abraten. Die gängigen Aufklärungs-Programme konzentrierten sich einseitig auf Schutz, wo doch zur Enthaltsamkeit geraten werden müsste.

Datum: 10.03.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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