Ehe auf Probe macht nicht glücklicher

Man kann nicht nur "auf Probe lieben" und nur "auf Zeit" einen Menschen annehmen.
Ehe und Familie entspringen nicht einfach dem Trieb und der Leidenschaft, sondern sie sind zutiefst verknüpft mit der personalen Würde des Menschen.

Rund zwei Millionen Paare in Deutschland leben in einer sogenannten "Ehe ohne Trauschein" zusammen, fast jedes zweite Paar im Osten und jedes siebte im Westen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Neuste Untersuchungen zeigen aber, dass die "Ehe auf Probe" nicht glücklicher macht.

Während die einen die Institution Ehe grundsätzlich ablehnen, schrecken andere wegen der hohen Scheidungszahlen davor zurück. Manche wollen sich nur auf längere Zeit nicht binden. Statt vom Ehepartner spricht man heute bereits vom "Lebensabschnittsgefährten". Viele andere sehen in der nichtehelichen Lebensgemeinschaft jedoch eher Art Probelauf für die Ehe. Die Zahl dieser Gemeinschaften hat seit 1991 um rund 50 Prozent zugenommen.

Die Befürworter dieser Lebensform schwärmen von ihrem Modell. Neben der angeblichen "Freiheit" soll es vor allem den "unbezahlbaren Reiz" einbringen, "sich des anderen nicht sicher sein zu können". Sie verteidigen die voreheliche Gemeinschaft von Tisch und Bett als "Bewährungsprobe", als "Prüfung", als eine Phase, die einen späteren Zusammenhalt garantieren soll nach dem Motto: "Jetzt haben wir uns zusammengerauft und es so lange miteinander ausgehalten. Da werden wir den Rest auch noch schaffen."

"Ehen auf Probe" sind weniger stabil

Eigentlich sollte die "Ehe auf Probe" eine unpassende Partnerschaften verhindern, so dass die tatsächliche spätere Ehe umso stabiler ist. Ist dies tatsächlich so? Das Neuste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen das genaue Gegenteil.

Denn entgegen der landläufigen Meinung werden daraus hervorgehende "Bünde fürs Leben" sogar häufiger geschieden als Ehen, die ohne Erfahrungen in einer gemeinsamen Wohnung begannen, schreiben amerikanische Sozialwissenschaftler im "Journal of Marriage and the Family".

Claire Kamp-Dush von der Staatsuniversität Pennsylvania und ihre Kollegen haben über 1400 Personen, die in den Jahren zwischen 1964 und 1997 geheiratet hatten, nach ihren Erfahrungen in der Ehe befragt. Die Wissenschaftler stellten fest, dass sich verheiratete Paare mit gemeinsamen Erfahrungen in einer Wer vor der Hochzeit eine gemeinsame Wohnung hatte, bezeichnete sich jetzt als weniger glücklich als der Durchschnitt, und sie liessen sich häufiger scheiden als andere. Der Grund dahinter: eine solche Partnerschaft auf Probe werde oft mit weniger Vorbedacht eingegangen.

Irgendwann zieht man dann mit einem Partner zusammen, mit dem man noch am ehesten auszukommen meint. Einfach, weil es so bequemer ist, man gewöhnt sich aneinander, man wird älter und lahmer und verdrängt immer mehr die Sehnsucht nach höheren Idealen. Die Traumliebe sieht man sich vielleicht noch ab und zu im Kino oder im Fernsehen an, doch für sich selbst hat man diese Hoffnung beiseite geschoben. Mit dem wachsenden gemeinsamen Hausstand, der in die Partnerschaft investierten Arbeit und gemeinsamen Kindern wächst dann die Neigung zur Heirat.

Langzeitstudien zeigen erhöhtes Scheidungsrisiko

Eine andere Langzeitstudie stammt von Dr. Jörg Otto Hellwig vom Institut für Angewandte Sozialforschung der Universität Köln. Er hat vor drei Jahren festgestellt, dass sich voreheliche Partnerschaften scheinbar widersprüchlich auf die Ehestabilität auswirken können. Einerseits würden sie zwar teilweise für die Suche nach einem geeigneten Ehepartner genutzt. Der häufigere Partnerwechsel senke aber auch die Barrieren für eine Scheidung. Man hat ja bereits Trennungserfahrungen gesammelt. Wer das Auseinandergehen vor dem Zusammengehen einkalkuliert, der hat laut Hellwig bereits den Grundstein für das Scheitern gelegt. Die Auflösung einer Lebensgemeinschaft werde meist als Misserfolg empfunden, da die Suche nach einem geeigneten Partner ergebnislos blieb.

Demgegenüber bedeute die Trennung einer Partnerschaft ohne gemeinsamen Haushalt zwar eine Enttäuschung. Doch werde das nicht als Misserfolg angesehen. Religiöse Bindungen, Elternschaft und ein höheres Heiratsalter reduzieren das Scheidungsrisiko. Die Geburt von Kindern vor der Eheschliessung hingegen erhöhe das Scheidungsrisiko zusätzlich so Hellwig, weil die Partnersuche durch die Geburt unterbrochen werde. Voreheliche Kinder aus einer früheren Partnerschaft seien häufig sogar eine Belastung für die aktuelle Partnerschaft. Auch die Erwerbstätigkeit beider Ehepartner, was in nichtehelichen Verbindungen die Regel sei, wirke sich auf die Ehestabilität negativ aus. Die finanzielle Unabhängigkeit durch den eigenen Erwerb erhöhe bei Frauen die Scheidungsbereitschaft.

Professor Larry Bumpass ermittelte für Paare, die nach einer mehr oder weniger langen "Probeehe" endlich heirateten, ein um 40 Prozent höheres Trennungsrisiko. Durch Langzeitbeobachtungen widerlegten demnach eines der wichtigsten Argumente der Trauscheinmuffel, nämlich dass sich durch die "Ehe auf Probe" die Scheidungsziffern nach unten drücken liessen. Das Gegenteil sei der Fall.

Würde und Sicherheit

Ehe und Familie seien zutiefst verknüpft mit der Würde des Menschen. Sie entspringen nicht nur dem Trieb und der Leidenschaft, auch nicht allein einem Gefühl; sie entspringen vor allem einem Entschluss des freien Willens, miteinander den Bund fürs Leben einzugehen. Durch diesen Bund sollen Ehepartner nicht nur ein Leib, sondern auch ein Herz und eine Seele werden. Wer ein Leib wird, der geht vor Gott einen Bund ein. So steht es jedenfalls in der Bibel (Matthäus-Evangelium, Kapitel 19, Vers 5). Sie zitiert Jesus mit den Worten: "Der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau und sprach «Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Leib sein» (1. Mose 2,24). So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Leib. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!" Diese Worte haben an Aktualität und Gültigkeit nichts eingebüsst.

Darüber hinaus warnen die Juristen unisono: Partner in nichtehelichen Lebensgemeinschaften leben im rechtsfreien Raum, ohne gegenseitige Rechte und Pflichten. Deshalb raten Fachleute dringend zu Vereinbarungen über gemeinsame Wohnung und Haushaltsführung, über Anschaffung und Bildung von Vermögen, Unterhalt und Versorgung, Betreuung gemeinsamer Kinder, über die Folgen des Todes eines Partners und für eine Trennung ohne Rechtsstreit. Sie raten gar zu einem Abschluss eines notariell beurkundeten Partnerschaftsvertrags – womit die anfängliche Grundidee einer "Ehe ohne Trauschein" ad absurdum geführt wird. An die Stelle des Standesbeamten und des Priesters tritt einfach der Notar. Wer dort alles individuell regeln will, findet vermutlich heraus, dass der Gang zum Standesamt und in die Kirche doch der kürzere und keineswegs risikoreichere Weg gewesen wäre.

Man kann nicht auf Probe lieben

Der Geschlechtsverkehr soll auf keinen Fall Probiergegenstand sein, sondern muss der endgültigen Ehe vorbehalten bleiben. Zu Moses Zeiten musste eine geschlechtliche Übertretung auf jeden Fall geahndet werden, so steht unter 5. Mose, Kapitel 22, Vers 22, geschrieben: "Wenn jemand eine Jungfrau trifft, die nicht verlobt ist, und ergreift sie und wohnt ihr bei und wird dabei betroffen, so soll, der ihr beigewohnt hat, ihrem Vater fünfzig Silberstücke geben und soll sie zur Frau haben, weil er ihr Gewalt angetan hat; er darf sie nicht entlassen sein Leben lang." Dies geschah zum Schutze der Frau, falls sie schwanger würde. War das Mädchen aber bei ihrer allfällig späteren Heirat keine Jungfrau mehr, wurde sie laut dem Gesetz Mose gesteinigt. Mit Jesus Tod am Kreuz wurde alle Schuld von Übertretungen beglichen – aber wir nicht vom Gehorsam befreit. Denn im Gehorsam liegt Segen.

Die leibliche und sexuelle Gemeinschaft ist etwas Grosses und Schönes. Volle Geschlechtsgemeinschaft zwischen Mann und Frau sollten darum ihren legitimen Ort allein innerhalb der endgültigen Treuebindung in der Ehe finden. "Aber um Unzucht zu vermeiden, soll jeder seine eigene Frau haben und jede Frau ihren eigenen Mann" (1. Korinther 7, Vers 2). Die Endgültigkeit der ehelichen Treue, die heute vielen nicht mehr verständlich erscheinen will, ist auch ein Ausdruck der Würde des Menschen. Man kann nicht "zur Probe" lieben und einen Menschen nur "auf Zeit" annehmen.

Vorteile einer Ehegemeinschaft

Die Ehe ist nicht nur wichtig für die betroffenen Individuen, sondern auch für die Gesellschaft im allgemeinen, merkt der amerikanische Geisteswissenschaftler James Q. Wilson an. In seinem jüngsten Buch “Das Eheproblem” stellte er fest: “Nicht das Geld, sondern die Familie ist die Grundlage des öffentlichen Lebens.” Kinder von Eltern, die unverheiratet zusammenleben, oder Kinder von Alleinerziehenden leiden sehr im Vergleich zu denen, die in einer regulären Familie von zwei Elternteilen leben. Gemäss zahlreichen Studien neigen sie zu schlechteren schulischen Leistungen, sexuellem Missbrauch, körperlichen und psychischen Problemen und haben eine grössere Tendenz zu Verbrechen.

Im vergangenen Jahr erschien in den Vereinigten Staaten eine Sammlung von Abhandlungen zum Thema "Ehe, Gesundheit und Berufe". Darin macht Linda J. Waite geltend, dass Verheiratetsein die körperliche und psychische Gesundheit verbessere und das Leben verlängere. Waite bekräftigt, dass blosses Zusammenleben nicht das Gleiche bewirke, da die Partner im wesentlichen ungesünder lebten und oft in Drogen- und Alkoholmissbrauch verstrickt blieben. Sie stellt fest: “Zu fühlen, dass man geliebt wird und sich umeinander kümmert, verbessert das emotionale Wohlbefinden, indem es Depressionen und Ängste verringert und psychische Kräfte wie Selbstachtung, Selbstbeherrschung und Selbstvertrauen steigert.” – Ein Hinweis mehr, dass der göttliche Plan zum Besten der Menschen angelegt ist und nicht zu deren Bestrafung.

Redigiert und zusammengestellt: Livenet, Antoinette Lüchinger

Links:
http://www.wissenschaft.de/wissen/news/225627
http://home.t-online.de/home/schaefer.westerhofen/schule/bergpredigt/probe.htm
http://ehe-familie.de/Familie/Kids/Kind/hauptteil_kind.html

Weitere Artikel zu dem Thema:
http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/180/7099/
http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/180/9417/
http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/180/8646/

Quellen: Bild der Wissenschaft, Basislexikon Ehe und Familie, Livenet

Datum: 18.12.2003

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