Bei den «Heiligen des Fussball»

David Kadel, der Mann hinter der Bewegung «Fussball-Gott».
Gott meint Dich!
«Nachspielzeit» – das Hörbuch.
«Mit Gott auf Schalke» – ein Projekt der «Saints of Football». Mit dabei (v.l.n.r): Rafinha, Kevin Kuranyi und Marcelo Bordon.

«Ich verdiene daran keinen Pfennig und trotzdem sollte sie jeder kaufen!», meint Bundesliga-Trainer Jürgen Klopp zur DVD «Fussball-Gott».

Mit diesen Worten äusserte sich der deutsche ZDF-Fussballexperte in «TV Total». Initiator der DVD ist der Journalist David Kadel, der auch die gleichnamige Fussballer-Bewegung gegründet hat: Gläubige Spieler aus der Bundesliga bekennen sich via Filme und Bücher zu ihrem Glauben und führen gemeinsame Veranstaltungen durch.

Zu den Teilnehmern gehören Kicker wie Marcelo Bordon, Zé Roberto oder Kevin Kuranyi. Begonnen hat diese Arbeit laut David Kadel im Jahr 1994, als ihn Fussballer in ihre Bibelkreise einluden. Daraus entstand der erste Film «Die schönste Nebensache der Welt» (1994), unter anderem mit Heiko Herrlich, Wynton Rufer und Jorginho. Die Bewegung wuchs. Ein anderer Name dieser Bewegung ist «Saints of Football» – «Heilige des Fussball».

Kadel: «Die Fussballer wollen beispielsweise Autogrammkarten mit einem christlichen Bekenntnis verteilen. Sie wollen den Fans mehr geben als nur eine Unterschrift.» Mittlerweile wurden drei Filme produziert und sechs Bücher veröffentlicht, darunter ein Hörbuch. – Wir sprachen mit David Kadel über seine Arbeit.

Livenet.ch: David Kadel, haben Sie zur EM 2008 etwas Spezielles vor?
David Kadel: Ja, wir sind in diesen Wochen öfter eingeladen, um unseren Film «Fussball-Gott» zu zeigen. Er war ursprünglich für die WM 2006 gedacht, aber mit den Bundesligaspielern, die darin vorkommen, ist er immer noch aktuell. Neu dazugekommen ist das Hörbuch «Nachspielzeit»: Kevin Kuranyi, Jürgen Klopp, Cacau, Bordon, Zé Roberto, Marco Rose und andere sind im Kreuzverhör und müssen eine peinliche Geschichte erzählen. Zudem geben sie auch einen Einblick in ihren Glauben.

Glauben heute mehr Bundesliga-Spieler an Jesus als früher?
Ja. 1994 waren es drei: der Neuseeländer Wynton Rufer, Rune Bratseth aus Norwegen sowie der Brasilianer Jorginho. Weil sie sonntags trainierten, kam ein normaler Gottesdienst für sie nicht in Frage. Außerdem: Wenn da ein Bundesliga-Spieler reingeht, drehen sich alle dauernd nach ihm um. Darum haben die drei eine eigene kleine Bibelgruppe aufgetan.

Heute gibt es in fast jedem Club einen Spieler mit eigenem Bibelkreis. Früher kamen die Gläubigen aus Brasilien oder Afrika; heute sind auch Deutsche dabei.

Kann man sagen, was die Bewegung «Fussball-Gott» ausgelöst hat?
Wir haben keine Erhebungen gemacht, aber wir erhalten viel Feedback per Post und Mail. Mich selber hat der Bericht von Kevin Kuranyi berührt, «Kevin allein zuhaus». Kuranyi konnte nicht mit an die WM 2006. In diesem Bericht schildert er, wie plötzlich kein Hahn mehr nach ihm krähte. Gott war der einzige, der ihm half.

Viele Fans denken, Fussballer seien Millionäre mit einem Traumhaus und einem fetten Auto, und fragen sich, wie Gott in diese Welt passen soll. Der sei doch nur für Leute da, denen es dreckig geht ... Die Fans lesen diese Berichte und sehen, warum Gott trotzdem wichtig ist. Bordon sagt, wenn er eines hergeben müsste, den Glauben oder das Geld, dann würde er auf das Geld verzichten. Den Glauben würde er nie mehr hergeben.

Sie haben «Mit Gott auf Schalke» herausgegeben. Wann folgen die anderen 17 Clubs? «Mit Gott in Bayern» zum Beispiel?
Als nächstes folgt ein «Schalke-Testament». «Gott in Bayern» wäre auch eine Idee, aber es muss authentisch sein. Bei Mainz 05 gibt es einen Bibelkreis, aber kein Buch darüber. Sie haben ein klares Bekenntnis, aber sie wollen es nicht breitwalzen. Es soll sich keiner überfahren fühlen, sagen sich die Spieler.

Sie selbst sind Iraner. Haben Sie einen Bezug zur Nationalmannschaft Ihres Landes?
Eigentlich gar nicht. Als ich ein Teenager war, suchte ich mir ein Team aus. 1984 wurde ich Fan von Dänemark. Mit nur fünf Millionen Einwohnern spielen die einen sensationell guten Fussball, haben die fairsten Fans, und sie prügeln sich nie. Mir gefallen auch ihre Wikingerhelme. Das ist bei mir hängengeblieben. Zum Iran habe ich kaum einen Bezug. Bis auf ein paar Brocken spreche ich die Sprache nicht.

(Anm. d. Red.: David verbrachte seine Kindheit und Jugend in Deutschland.)

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Datum: 20.06.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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