Danke, dass ich bin!
Viele Menschen leiden darunter, dass sie sich selbst nicht schön finden. Ihre Nase ist zu gross - oder zu klein, ihr Bauch zu dick - oder zu dünn, sie haben zu viele Sommersprossen - oder sie hätten gerne mehr davon. Das Morgengrauen beginnt für viele mit dem Blick in den Spiegel. Dabei ist Schönheit so relativ. Schönheitsideale ändern sich fast täglich. In jeder Kultur sind andere Merkmale „schön” und „begehrenswert”. Wer hat eigentlich das Recht, uns vorzuschreiben, ob wir uns als „schön” empfinden oder nicht? Und wie sieht Gott die Sache?
Die wichtigste Aussage zur Schönheit des Menschen findet sich bereits im ersten Kapitel der Bibel. Sie lautet: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau” (1. Mo 1,27). Nur Gott selbst kann letztlich einen Massstab festlegen, an dem gemessen werden kann, was oder wer schön ist. Er tat dies, indem er den Menschen in seinem Bild schuf. Deshalb ist jeder Mensch auf seine Art schön. Er trägt ein Stück des Bildes Gottes in sich. Der Sündenfall hat vieles zerstört. Krankheit, Missbildung und Degeneration sind die Folge.
Und doch weist unser Körper noch immer auf diese ursprüngliche Würde und Schönheit Gottes hin. Matthias Claudius (der zumindest nach unseren heutigen Vorstellungen keineswegs die Schönheit in Vollendung war) hat dies einmal so formuliert: „Ich danke Gott und freue mich wie's Kind zur Weihnachtsgabe, dass ich bin, bin! Und dass ich dich, schön menschlich Antlitz, habe.” Diese Worte bilden die erste Strophe zu einem Lied, das Claudius mit „Täglich zu singen” überschrieben hat. Unsere Schönheit kann nicht an ständig wechselnden Schönheitsidealen gemessen werden. Schön sind wir, weil Gott uns geschaffen hat. Schön sind wir, weil er uns liebt.
Natürlich bedeutet dies nicht, dass wir uns nicht darum bemühen sollten, auch nach den Vorstellungen unserer Zeitgenossen „schön” auszusehen. Aber unser Wert liegt nicht darin, ob wir durch Lippenstift und Rouge oder durch Diäten und Bodybuilding die Masse und Massstäbe erreichen, die unsere Kultur uns vorgibt. Wertvoll und schön sind wir einfach deshalb, weil Gott uns so wunderbar geschaffen hat und weil er uns liebt. Dort, wo ein Mensch dies für sich erkennt, kann er auch zufrieden werden mit den Unvollkommenheiten seines Körpers. Und dort, wo ein Mensch in eine lebendige Beziehung zu seinem Schöpfer tritt, findet er zurück zu seiner ursprünglichen Bestimmung: durch sein ganzes Leben Gott in dieser Welt zu repräsentieren.
Autor: Dr. Hans-Georg Wünch, verheiratet, zwei Kinder,; ist Theologe und Studienleiter des Neues Leben-Seminars.
Datum: 01.11.2006
Quelle: Neues Leben