Schuldenfalle

Jugendliche werden im Umgang mit Geld geschult

Jugendliche sollen durch ein Diakonieprojekt den Umgang mit Geld lernen – spielerisch mit dem Thema Schuldenfalle konfrontiert werden.
Schuldenfalle
Kann ich mir das leisten?

Zehn Jugendliche müssen sich entscheiden: Würden sie ihr Geld für ein Haus ausgeben, für Geschenke an Freunde, für einen unerfüllten Lebenstraum oder es anlegen?

Die Mädchen und Jungen im Kölner Jugendzentrum OT müssen sich eine Antwort aussuchen und werden damit auf die vier Ecken im Raum aufgeteilt. Auf dem Programm des Jugendzentrums steht ein Workshop. Die Teenies nähern sich spielerisch den Themen Umgang mit Geld und Schuldenfalle an.

So läuft es oft ab, wenn Julia Behrendt einen Workshop veranstaltet. Die Sozialarbeiterin arbeitet an einem Projekt der Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes in Köln mit. Den Kindern und Jugendlichen solle Kompetenz im Umgang mit Geld vermittelt werden, sagen Behrendt und ihre Kollegin Monika Reisinger. Die beiden gehören zum Team «Schuldenprävention für Jugendliche» der Schuldnerberatung. Sie beobachten, dass vorbeugende Massnahmen immer wichtiger werden. Reisinger verweist auf Untersuchungen der Schuldnerhilfe Essen. Danach hätten sich rund 80 Prozent der Verschuldeten, die als Erwachsene in eine Beratungsstelle kommen, sich bereits zwischen 18 und 25 Jahren das erste Mal verschuldet.

Mit 18 schnappt die Schuldenfalle zu

Behrendt arbeitet mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 27 Jahren. Möglichst früh sollen sie vor der Schuldenfalle durch hohe Freizeitkosten etwa für Fastfood oder Klamotten gewarnt werden. In den Workshops erfahren die jungen Leute zudem, dass mit 18 Jahren die Gefahren der Schuldenfalle grösser werden. «Theoretisch können Minderjährige noch keine Schulden haben, denn sie sind ja nicht geschäftsfähig», erklärt Reisinger. Trotzdem hätten einige Minderjährige schon Schulden, meist durch Handyverträge, die von den Eltern unterschrieben wurden. Mit 18 schnappe dann die Schuldenfalle zu.

Im Raum des Jugendzentrums hat sich mittlerweile ein buntes Bild ergeben. Aufgeteilt auf vier Ecken sollen die Jugendlichen über ihren Umgang mit Geld sprechen. Ernsthafte Überlegungen fallen den meisten Teilnehmern allerdings schwer. Viele von ihnen verfügten über kein geregeltes Taschengeld, so dass sie kaum eigene Erfahrungen machen könnten, beobachtet Behrendt.

Kredit ist kein Sparschwein

Den Wert von Konsumgütern könnten nur wenige einschätzen, da sie selber noch nicht dafür arbeiten mussten. Oft fehle es den Jugendlichen an dem, was die Schuldnerberater Finanzkompetenz nennen. Der Unterschied zwischen einem Kredit und einem Sparschwein sei nur wenigen bewusst. Kostenkalkulationen bei Ausgaben für Miete, Telefon oder Spritkosten würden kaum noch in Familien eingeübt.

„Über Geld redet man nicht“

Die Workshops sollen den Austausch und die Diskussion anregen. «Man redet ja nicht über Geld», sagt Reisinger. In der Gesellschaft seien Gespräche über das Gehalt unter Kollegen oder Geldprobleme tabu. Dieses öffentliche Schweigen sei ein Grund, warum viele Jugendliche nicht mit Geld umgehen könnten und die Schuldenfalle falsch einschätzten.

Der Druck unter den Minderjährigen sei gross, denn die Medien und die Werbung bemühten sich um diese attraktive Zielgruppe, erläutert Reisinger. Markenklamotten und das neueste Handy versprechen Anerkennung unter den Gleichaltrigen, doch nicht alle könnten sich diese Dinge leisten. Auch ohne praktische Vorkenntnisse könnten sich die Jugendlichen durch die Workshops auf ihren Umgang mit Geld und Konsumwünschen vorbereiten.

Datum: 15.10.2005
Quelle: Epd

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