Schönheitskult vs. Glauben

Claudio Minder

"Sie entsprechen leider nicht unseren Schönheitsvorstellungen, wenden Sie sich bitte an den Schönheitschirurg Ihres Vertrauens…"

Ist dies etwa ein böser Traum, oder muss ich in Zukunft wirklich gut aussehen um in der Gesellschaft zu bestehen? Und wer sagt, was schön ist und was nicht?
Der Massstab, der die Schönheit misst, ist mir bestens bekannt. Wie man aussehen muss, wird nämlich meistens durch "die Anderen" vorgegeben. "Die Anderen" sehen besser aus, sind erfolgreicher und sicherlich sind "die Anderen" auch noch glücklicher als wir selbst. Schade nur, dass wir nie "die Anderen" sind...

Durch Bilder wird uns gezeigt, wie wir eigentlich sein sollten. Und fast immer entsprechen wieder nur "die Anderen" diesen Bildern. Gleichen wir diesem Schönheitsbild nicht, dann helfen wir halt ein wenig nach: In Deutschland legen sich jährlich 800 000 Personen unters Messer, in der Schweiz sind es nach Schätzungen rund 130 000. Sie lassen Behandlung wie Fettabsaugen, Brustvergrösserung, Facelifting, Lippenbehandlung und Hautstraffungen über sich ergehen. Der Anteil der Männer, die sich dieser Prozedur unterziehen, liegt bei 16 %, der Rest entfällt auf die Frauen.

Die massiv ansteigende Zahl von Schönheitsoperationen in den letzten Jahren bestätigt, dass Körperkult und ein perfektes Äusseres immer wichtiger werden.
Enrique Steiger, seit 16 Jahren Schönheitschirurg in Zürich, meint: "10 bis 15 Jahre lässt sich mit diesen Operationen die Alterung hinauszögern." Zumeist lassen sich Frauen, die nicht akzeptieren können, dass sie älter aussehen als sie sich fühlen, verschönern.

"Schnell und sicher zum gewünschten Aussehen" - so der Slogan einer Berliner Schönheitspraxis. Aus den Unterlagen ist zu entnehmen: "Das sehnlichst erwartete Resultat zur Freude der Patientinnen trifft fast umgehend ein: Bereits bei der Verbandabnahme strahlen die meistens Patientinnen beim Anblick ihrer neuen Brüste und fühlen sich - endlich - als vollwertige Frauen."

Endlich eine vollwertige Frau! War diese Frau bis zur Brustvergrösserung etwa nicht vollwertig? Werden Männer erst nach dem Fettabsaugen des Bierbauches vollwertig? Diese Fragen bedürfen wohl keiner Antwort.

Ich bin der Ansicht, dass wenn man nicht unter Entstellung und Krankheit leidet, sollte man auf Schönheitsoperationen verzichten. Sicherlich gibt es dabei Schönheitsoperationen, die das Selbstwertgefühl des Betroffenen steigern; trotzdem sollten wir uns besser fragen, wer einen solchen Schönheitstrend in der Gesellschaft ausgelöst hat. Möglicherweise liegt es an mir, vielleicht an den Medien, an der RTL 2 - Fernsehsendung "Schönheit um jeden Preis - letzte Hoffnung Skalpell" die seit neuestem Menschen durch mehrere Schönheitseingriffe zur perfekten Schönheit machen wollen, oder vielleicht liegt es an den Hochglanzmagazinen mit all diesen abgemagerten Models. Wer weiss... Fakt ist, dass sich diese suggerierten Schönheitsideale bereits in den ersten Lebensjahren in unseren Köpfen festsetzten.

Was unsere Gesellschaft aber verwechselt: Die wahren Schönheitsideale sind nicht von ihr, sondern von Gott festgelegt. In 1. Mose 1,31 steht: "Dann betrachtete Gott alles, was er geschaffen hatte, und es war sehr gut." Ehrlich gefragt: Wurde ich von Gott erschaffen oder wurde ich von einem Schönheitschirurg "nachgerüstet"?

"Nachgerüstet" wurde ich zwar nicht, dennoch wurde für mich Schönheit auch schon zur Qual. Im Jahr 2000 wurde ich zum schönsten Mann der Schweiz gewählt. Diese Auszeichnung bescherte mir viele schöne Momente, glücklicher wurde ich dadurch jedoch nicht. Dauernd machte ich mir Gedanken, wie mein Erscheinungsbild war und was mir für die perfekte Schönheit noch fehlte. Wäre das Sich-selber-mit-anderen- Vergleichen eine olympische Disziplin, hielte ich heute die Goldmedaille in der Hand.

Gott nutzte dieses Tief und zeigte mir, dass ich ein einzigartiger Mensch bin. Einer, den es auf dieser Welt nur einmal gibt. Einzigartig in meinem Wesen, in meinem Tun, in meiner Persönlichkeit. Schon bevor ich das Licht der Welt erblickte, hatte Gott einen Plan für mein Leben. Dies ist für mich nicht nur beruhigend zu wissen, sondern auch die Gewissheit, von ihm geliebt zu werden.

Wo könnten wir heute stehen, würden wir uns nicht immer wieder auf unser Aussehen und unsere Attraktivität reduzieren und uns in Konkurrenzkämpfen gegenseitig schwächen? Welche Geschichte könnte Gott mit unserem Leben schreiben, würden wir zusammenstehen und für eine Gesellschaft mit positiven, ja göttlichen Werten bauen?

Zum Autor:
Claudio Minder, ist TV- und Radio-Redakteur und als freischaffender Journalist tätig. Weitere Information finden Sie unter www.claudiominder.ch

Surftipp: Claudio Minder - die Serie

Datum: 17.12.2004
Autor: Claudio Minder

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service