"Rundum Fit": Wie aus einer Erschöpfungskrise eine Gesundheitsschule entstand.

Auf den ersten Blick schien ihr dieser Beruf auch in die Wiege gelegt zu sein. Schon mit neun Jahren war sie aktive Turnerin und in der Folge ein vielseitiges Sporttalent: Schwimmen, Eiskunstlauf, Leichtathletik, später Marathon. Sie verlangte viel von sich - und hatte überall Erfolg. Trotzdem stellte sich irgendwann die Sinnfrage: Was soll das alles überhaupt? Wozu schinde ich mich ab?

Die Begegnung mit Christus gab ihrem Leben eine neue Wende. Weil sie mehr wissen wollte über den neu gewonnenen Glauben, besuchte sie eine Bibelschule. Dort lernte sie nicht nur die Bibel, sondern auch ihren zukünftigen Mann kennen. Gemeinsam gingen sie mit Operation Mobilisation (OM) nach Niederösterreich. Später gründeten sie die Kontaktmission, die heute in mehreren europäischen Ländern arbeitet und "Hebammendienst" für Gemeindegründungen leistet. Sie widmete sich der missionarische Arbeit mit sportlichem Leistungswillen. Gleichzeitig wuchs die Familie: Innerhalb von vier Jahren wurden drei Kinder geboren und verlangten das Ihre an Aufmerksamkeit und Einsatz. Eigentlich betrieb Doris Siegenthaler einen Duathlon über mehrere Jahre.

Und dann der Knick. Eines Morgens war sie so erschöpft, dass sie es kaum schaffte, eine Treppe hochzusteigen. Der Erschöpfungszustand war umfassend und dauerte mehrere Jahre. Sie war 27 und fühlte sich wie 90. Die entscheidende Wende brachte der Aufenthalt in einer Klinik für Stresskranke. Der leitende Arzt, Dr. Bronnenmayer, fragte sie, ob sie ihr Leben ändern wolle. "Ich möchte schon...", antwortete sie. "Willst du oder möchtest du?" Da wusste sie, dass sie sich auf eine wirkliche Neuorientierung einlassen musste, weg vom bisherigen Leistungsdenken. Die Erholungsphase nahm noch einmal einige Jahre in Anspruch, insgesamt waren acht Jahre von der Krankheit überschattet, die als "Chronic Fatigue Syndrom" (CFS) diagnostiziert worden war.

Ganzheitliches Wohlbefinden als Credo

Danach war auch eine berufliche Neuorientierung fällig. Sie bildete sich am sportwissenschaftlichen Institut in Innsbruck zur Fitnesslehrerin aus und baute zusammen mit ihrem Mann in Gams (St. Galler Rheintal) die Bewegungsschule "Rundum Fit" auf. Deren Angebote richten sich einerseits an Leute, die ihrem Körper die nötige Beweglichkeit schenken wollen, andererseits an solche, die sich zum Wellness- und Gesundheitstrainer ausbilden lassen.

Ihr Credo ist ein ganzheitliches Wohlbefinden. Die World Health Organisation der UNO (WHO) definiert Gesundheit als körperlich, seelisch, spirituell, ökologisch und sozial ausgewogenen Lebensstil. Diese fünf Aspekte fliessen für Doris Siegenthaler zusammen im hebräischen Begriff Shalom, der umfassenden Frieden und Heil meint. Während weit herum ein Körper- und Wellnesskult betrieben werde, würden die Christen vor lauter Geistlichkeit ihren Körper nicht mehr spüren. Das räche sich in Rückenschmerzen und andern schlimmen Beschwerden. Es gehe nicht an, um Heilung zu beten und gleichzeitig die Bedürfnisse des Körpers zu missachten.

Doris Siegenthaler sagt, es gehe ihr heute besser als vor zwanzig Jahren, sie kenne ihre Grenzen und wisse auch zu entspannen. Sie hat ihre Energie zurückgewonnen, ohne Zweifel. Neben dem Engagement für ihre Schule hat sie mehrere Fitnessbücher verfasst und ist eine gefragte Referentin an Frauenfrühstückstreffen, aber auch bei angehenden Missionarinnen und Missionaren, denen sie von ihren eigenen schmerzlichen Erfahrungen her einiges zu bieten hat.

Wenn es nach ihr ginge, würden die Gemeinden ihre Räume unter der Woche im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes für Fitnesskurse und Rückenschulen öffnen. Fragt sich nur, ob fitnesswillige Zeitgenossen zu Christus bekehrt werden sollen oder haltungsschwache Christen zum Rückentraining?

Siegenthaler GmbH
Vitalität für Körper, Seele und Geist
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CH-9473 Gams
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Autorin: Dorothée Degen-Zimmermann