Eigentlich hat die Schweiz an der Euro ja nichts zu lachen. Aber immer noch zu singen. Die beiden Fussball-Lieder von Tinu Schweizerhof und der Gemeinde ICF Bern sind Lichtblicke in der Tristesse, die das Land erfasst hat.
«Mir wärde gseh», textete der Berner Mundartmusiker Tinu Schweizerhof. Sein Lied ist zeitlos und könnte auch noch bei der WM 2010 gesungen werden. «Man hatte mich unterstützt, ich fühlte mich getragen – das sind Aussagen, die man viel in Spieler-Interviews hört», erklärt Schweizerhof eine Textzeile.
Der ICF Bern ruft den Schweizer Spielern «Holet dä Chübu!» («Holt den Pokal!»). Mit dem Euro08-Pokal war’s nichts. Aber der nächste winkt schon von weitem.
Ein Hit entsteht
Es begann im Januar mit einem Telefonanruf. Michael Bachmann, Redaktor beim «Fenster zum Sonntag» (SF2), meldete sich bei Tinu Schweizerhof und wollte wissen, ob der einen fussballfreundlichen, tiefgründigen und kommerziell guten Song zur Euro 08 schreiben könne. – «Mit anderen Worten: Schreib mir einen Hit!», lacht Tinu Schweizerhof.
So habe er sich drangemacht und alle Stationen durchgespielt: Aufnahme am Piano im Studio, CD-Brennen, Hören im Auto, den Song der Familie vorspielen und dann verbessern. «Wenn unsere jüngste Tochter an einem Tag, der für sie nicht gelaufen ist, meine Melodie singt, dann ist der Song gut.» Und sie hat die Melodie gesungen.
Endzeit statt Endspiel
Er habe einen Song angestrebt, der nicht zu fromm, sondern auch für Glaubensferne singbar sei. Das Stück handelt vom runden Leder wie auch von der Endzeit, der Zeit kurz vor dem zweiten Kommen von Jesus Christus.
In dieser Zeit würden viele Menschen zu Jesus finden, sagt Schweizerhof und sieht eine Parallele zu den Bildern beim Fussball, wenn sich die Menschen umarmen und ihre Vereinzelung durchbrechen.
«Hinter dem Fussball steckt mehr als wir meinen», sagt der Poet: «Wir sehen Teams mit Stars, die aber nicht zusammenspielen können und nichts erreichen. Dann kommt ein Team mit unbekannten Namen, aber durch seinen Zusammenhalt erreicht es sehr viel.»
Zu Gast im Liebesfluss
Schweizerhof knüpft auch an die WM 2006 in Deutschland an. «Die Deutschen legten das Image von den „arroganten Besserwissern“ ab und ersetzten es durch ihre liebevolle Art. Das Motto „Zu Gast bei Freunden“ wurde wahr. Das soll auch bei der Euro 08 so sein.» Deshalb singe er im zweiten Vers von einem Liebesfluss, der durch das Land fliesst und in den man reinspringen kann. «Und mit diesem Liebesfluss ist auch Gott gemeint.»
Euro-Hymne des ICF bei Radio Argovia
Neben dem Berner Mundartmusiker Tinu Schweizerhof ist eine zweite Eurohymne aus dem christlichen Lager am Start. Für die Predigtserie zur Euro 08 «Play the Game of Life» produzierte die Freikirche ICF Bern einen EM-Song mit eingängigem Refrain.
Das Lied «Holet dä Chübu!» sei am 8. Juni erstmals im Gottesdienst gespielt worden und dort gut angekommen. Produzent Fabrizio Egger: «Auch im Radio wird es berücksichtigt. „Radio Argovia“ und „life channel“ spielen den Titel. Wir hoffen, dass andere Sender nachziehen.»
Der Song kann kostenlos heruntergeladen werden. Man wolle den Leuten eine Freude machen: «Er darf kopiert und verbreitet werden.» Text und Gesang stammen von David Schranz, der früher mit Egger in der Band «Glowfish» rockte.
Ob er auf die WM 2010 hin sein Revival erlebt? Motivieren kann er jetzt schon.