Der Schockrocker und sein Sozialwerk

Alice Cooper: «Wenn die Kids keinen Vater haben, suchen sie sich eine Identifikationsfigur. Das kann eine Gang sein.»
Unter anderem sammelt Cooper mit www.alicegolf.com und www.alicepudding.com für sein Sozialwerk.
Alice Coopers Hilfswerk heisst «Solid Rock Foundation». Adresse: www.srfrock.org.
Alice Cooper: Harter Rock und weiches Herz.
Im Dezember 2003 wurde Alice Cooper mit einem Stern in der „Hall of Fame“ in Hollywood geehrt.

Alice Cooper gibt nicht nur Sonntagsschule: Er macht ein Bibelstudium und führt ein christliches Sozialwerk.

Jesus.ch: In unserem letzten Gespräch haben Sie gesagt, dass Sie Sonntagsschule geben. Machen Sie das immer noch?
Alice Cooper (mit bürgerlichem Namen Vincent Damon Furnier): Oh ja. Ich mache jeden Mittwochmorgen mein Bibelstudium, auch wenn ich auf Tournee bin. Ich habe dann meine Bücher dabei. Und ich gehe jeden Sonntag in die Kirche. Und ich leite ein Werk, das auf dem Studium der Bibel basiert. Das ist mein Seelenfrieden. Ich brauche keinen Alkohol, keine Drogen und muss auch nicht mit jedem Girl auf dem Planeten zu schlafen. Ich bin seit 28 Jahren verheiratet, und wir sind einander treu. Denn unsere Ehe gründet auf dem Christentum. Das ist also eine mystische Treue. Und sie funktioniert. Auch meine Kinder sind grossartige Kinder, die uns keine Probleme machen. Und auch für mich selber funktioniert es.

Sie führen ein Sozialwerk?
Ja, es heisst «Solid Rock Foundation». Wir sammeln Geld, um Innenstadt-Kids zu helfen. In Phoenix gibt es viele von ihnen. Sie stecken in Drogen, Gangs und Schiessereien. Ich habe das Gefühl, dass der schlimmste Feind für die Kids die Zeit ist. Zuviel Zeit. Man hat ausserhalb der Schule nichts zu tun. Also was macht man dann? Plötzlich sind sie mitten drin in Gewalt, Gangs und Drogen. Wenn man sie in den Sport oder sonst etwas einbinden kann, dann ist das etwas Produktiveres.

Es fängt alles in den Familien an. Bei einem besseren Familienzusammenhalt bräuchten sie nicht in eine Gang zu gehen. Wenn ein Kid in eine Gang geht, hat es keine echte Familie. Also sucht es sich eine. Und das ist die Strassengang. Alle diese Kids sind solche ohne Eltern oder mit nur einem Elternteil. Sie suchen sich eine Gang. Und der nächste Schritt ist dann oft das Gefängnis.

Wenn man die Familie stärken und die Jugendlichen von der Strasse runterholen kann, dann haben wir weniger Kids in den Drogen. Genau das probieren wir, auf eine positive Weise. Wir sammeln viel Geld für diese Kids und kaufen damit Golf-, Basket- oder Football-Ausrüstungen. Sie werden einander auf der Strasse nicht umbringen, wenn sie dort Football oder Basketball spielen können.

Wie viele machen in Ihrer Organisation mit?
Das ganze Werk besteht aus zehn Leuten. Aber wir erreichen Tausende. Denn das Geld geht an Orte und Werke, bei denen die Kids von Drogen wegkommen oder stattdessen Sport treiben können. Das sponsern wir dann. Zum Beispiel mit 100'000 Dollar für eine grosse Sporthalle. Und nun haben die Kids einen Ort zum Spielen. Damit kann man die Kriminalität angreifen und senken. Die Kids haben jetzt eine Alternative.

Warum tun Sie das? Weil Sie früher selbst ein Alkoholproblem hatten?
Ich hatte ein Alkoholproblem, aber nie ein Familienproblem. Ich hatte aber definitiv ein Alkoholproblem. Und viele Kids haben ein Drogenproblem. Oder Mädchen haben Essstörungen. So unterstützen wir auch Kliniken die Mädchen mit Bulimie und Ähnlichem behandeln.

Wir gehen diese Probleme aber nicht nur auf der physischen Ebene an, sondern auch auf einer spirituellen. Als ich selber trank, war mein Problem nicht das Trinken. Das war nur das Symptom. Denn du trinkst aus einem bestimmten Grund. Es war, weil ich im Leben etwas vermisst hatte. Und wenn ich das finde, brauche ich nicht mehr zu trinken. Und ich trinke nun seit 22 Jahren nicht mehr. Und die Kids sollen das auch finden, was immer das ist.

Vielleicht kommen sie ja nach der Schule heim, und daheim ist nur der Vater da und sie sehen ihn nur für eine Stunde. Und sonst sind sie auf sich alleine gestellt. Kids geraten in Probleme, wenn sie immer alleine sind. Oder wenn nur die Mutter da ist und sie keinen Vater haben. Der Vater ist eine Autoritätsfigur. Wenn sie keine Autoritätsfigur haben, suchen sie sich eine. Viele meiner Songs erzählen davon. Sie sind geschrieben für Leute mit diesen Problemen. Zum Beispiel der Song «I’m eightteen». Die Leute sagen: «Ja, das hat mich angesprochen.» Sie fühlen sich dadurch bestärkt.

Sogar Lieder wie «School’s out». Es war als ein lustiger Song gedacht, aber es gibt Leute, die hat er ermutigt, und sie haben mir gesagt: «Dieses Lied hat mein Leben gerettet.» Und ich fragte sie zurück: «Wie? Wie konnte dir dieser Song das Leben retten?»

«Hey stoopid» ist für Kids gedacht, die an Selbstmord denken. «Hey Stoopid» («Hallo Dummkopf») meint: «Wir haben immer miteinander geredet, und du bist mein bester Freund. Und jetzt erzählst du, du willst dich umbringen. Hey Stoopid, was hast du da vor?» Man muss mit seinem besten Freund über vieles sprechen können. Wenn ich vor dem Publikum stehe, sage ich «Hey Stoopid, was willst du dich umbringen? Halte die Kanone nicht an deinen Kopf. Spring nicht 'runter vom Haus.» Manchmal geht es einem schlechter, dann wieder besser. Davon handeln solche Texte. Das sind ermutigende Songs.

Weitere Interviews mit Alice Cooper:
Alice Cooper: „Jeder vermisst etwas!“

Alice Cooper: „Alice ist kein Held!“

Alice Coopers Hilfswerk: www.srfrock.org

Weitere Webseiten:
- www.alicecooper.com
- www.alicegolf.com
- www.alicepudding.com

Datum: 19.01.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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