Der lauteste Pfarrer der Schweiz

Heavenly Soldiers
Daniel Gerber im Gespräch mit der Band

Sie sind eine der ungewöhnlichsten Hard-Rock-Bands der Schweiz, die «Heavenly Soldiers». Das Hobby der Musiker ist die «Jungschi», und als Frontmann steht ein angehender Pfarrer auf der Bühne.

Sie kennen keine Vergangenheit in den übelsten Spelunken von verruchten Schweizer Vorstädten. Die sieben Musiker stammen hauptsächlich aus zwei Familien, die meisten von ihnen gingen in die gleiche Jungschar. Doch Schlaflieder singen ist ihre Sache nicht: Der Sound der braven Truppe ist knallhart. Wir sprachen mit den Bandmitgliedern Tabea, Siméon und Samuel.

Daniel Gerber: Dass eine Band vorwiegend aus zwei Familienclans besteht, ist in diesem Musikstil nicht gerade typisch ...
Siméon: Die meisten von uns stammen aus der gleichen Jungschar. Meine beiden Brüder sind genauso dort wie Samuel und Tabea. Wir merkten, dass wir alle gerne Musik machen. Die ersten Auftritte bestritten wir im kleinen Rahmen mit Worship-Songs.

Aus einer Worship-Band ist nun eine Truppe geworden, die sich ins Programm von Metall-Festivals eintragen lässt?
Samuel: Wir wollten von Anfang an härtere Musik machen. Wir übten einfach mit Lobpreisliedern, die wir alle kannten. An der Metall-Qualität arbeiten wir noch und wir haben noch einen weiten Weg vor uns.

Die deutsche Band «Snubnose» spielte das Lied «Havah Nagila» in einer harten Version. Geht ihr einen ähnlichen Weg?
Tabea: Im Moment nicht. Am Anfang hatten wir ein schweizerdeutsches Stück dabei, nämlich «Dunkelhäit muess wichä». Jetzt aber präsentieren wir lieber die eigenen Songs, später können wir dann immer noch mit Covers auffahren.

Ihr habt früher keine Exzesse durchlebt?
Samuel: Wir sind alles brave Jungschärler, überbordet ist es bei niemandem.

Tabea: Wir sind in christlichen Familien aufgewachsen und wohlerzogene Kinder. Wir haben halt brav gelebt. Aber irgendwann mussten wir uns selbst entscheiden, ob wir Jesus nachfolgen wollen oder nicht. Ausschweifende Leben hatten wir nicht.

Samuel: Ich bin auch froh darum, dass ich gewisse Erfahrungen nicht habe machen müssen. Ich habe genug um mich herum gesehen, was krumm läuft. Manchmal fehlt mir aber das Verständnis für Menschen, die ein anderes Leben leben.

Von Jungschi-Leuten erwartet man keine Metall-Band. Werdet ihr damit manchmal konfrontiert?
Samuel: Ich studiere noch Theologie, und wenn man dann beiläufig erwähnt, dass man Sänger einer Heavy-Metall-Gruppe ist, heisst es: «Was? Du? Pfarrer werden? Das geht doch nicht!» So werde ich manchmal angesprochen.

Samuel, der lauteste Pfarrer der Schweiz?
Ja, vielleicht.

Wo habt ihr denn Eure Auftritte?
Tabea: Vorwiegend im christlichen Bereich. Weil wir auch aus diesem Kreis kommen. Es gibt die christliche und die satanische Seite. Auf letzterer mit unserem Anliegen Musik zu machen ist wohl nicht einfach.

Samuel: Einen wertfreien Teil gibt es kaum. Aber es gibt solche die es mehr als andere transportieren.

Wir selbst stehen noch am Anfang. Ich bin mit 22 Jahren der Älteste, der Jüngste ist 17. Wir begannen vor vier Jahren. Wir können wenig üben und bewegen uns mit ganz, ganz kleinen Schritten vorwärts.

Und was ist der nächste ganz ganz kleine Schritt von euch?
Samuel: Den Gesang verbessern.

Tabea: Es ist schwierig, weil der zweistimmig ist. Ich war länger im klassischen Singen, und unsere beiden Stimmen zusammenzubringen war schwierig. Wir wohnen zudem eine Stunde voneinander entfernt.

Siméon: Wir arbeiten an einem Demo. Auftritte finden eher spärlich statt. Aber wir werden uns bei der Explo und an anderen Orten anmelden und schauen, ob wir dort spielen können.

Bandmember: Samuel Hug (Gesang), Siméon Koch (Gitarre), Tabea Hug (Gesang), Nathanael Koch (Bass), Tobias Koch (Schlagzeug), Raphael Gabrieli (Rhythmus-Gitarre) und Emanuel Plüss (Keyboards).

Diskografie

Demo-Album ist in Arbeit.

«Heavenly Soldiers» spielten in der Schweiz am Festival «Elements of Rock». Es soll auch im nächsten Frühling wieder durchgeführt werden.

Infos zu diesem Festival unter
http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/95/15582/

Datum: 04.06.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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