«Superstar» gefunden: Wird sein Stern leuchten?

Der strahlende „Superstar“, Alexander Klaws

Alexander Klaws ist Deutschlands «Superstar». Der 19-Jährige aus dem westfälischen Sendenhorst wurde in der Nacht zum Sonntag von den Fernsehzuschauern mit überwältigender Mehrheit zum Sieger der RTL-Castingshow gekürt.

"Superstar"-Juror Dieter Bohlen sagte Alexander eine "ganz grosse Karriere" voraus. Dieser reagierte mit ungläubigem Staunen auf das Votum der RTL-Zuschauer, die ihn per Telefon mit 70,1 Prozent der Stimmen zum "Superstar" kürten: "Es ist wie ein Traum, und ich habe Angst, dass ich morgen aufwache und das wirklich alles nur geträumt habe." «Super» war auch die Einschaltquote: Nach RTL-Angaben schalteten durchschnittlich 12,84 Millionen Zuschauer (Marktanteil 40,18 Prozent) den Talentwettbewerb ein.

An dem von Michelle Hunziker und Carsten Spengemann moderierten Wettbewerb nach dem Vorbild der britischen Sendung «Pop Idol» hatten ursprünglich 10077 Kandidaten teilgenommen. Die Vorauswahl traf die vierköpfige Jury mit Dieter Bohlen, Radiomoderator Thomas Bug, Musikjournalistin Shona Fraser und BMG-Chef Thomas Stein.

Andere Gewinner stehen auch schon fest

Superstar konnte es nur einen geben, Gewinner gibt es jedoch viele. Hauptgewinner ist der Erfinder des Casting-Formats, der britische Musikproduzent Simon Fuller. Er verdient als Lizenzgeber der Show nicht nur in Deutschland, sondern auch in allen anderen Ländern, in denen die Sendung erfolgreich läuft. Zusätzlich bekomme Fuller Prozente an den TV-Einnahmen, und auch an den Plattenverträgen sei er beteiligt.

Gewinner sind aber auch die Schwesterunternehmen RTL und BMG, beide Töchter des Bertelsmann-Konzerns. Der TV-Sender und das Musiklabel haben sich Kosten und Risiken des Projekts geteilt. Die Single "We have a dream", komponiert von Dieter Bohlen, wurde bereits eine Million mal verkauft; ebenso das Album "United", auf dem alle zehn Finalisten zu hören sind.

In der vierköpfigen Jury befindet sich ein weiterer Gewinner der Show: Dieter Bohlen. Auch er kann beim Starrummel um die neuentdeckten Talente mitmischen. Abgesehen vom Geschäftlichen, hat ihm die Show auch persönliche Vorteile gebracht. Sie liess ihn vom ehemaligen "Schlagzeilenkönig" und argwöhnisch betrachteten deutschen Starproduzenten zum Liebling der Nation mutieren.

Auch die Schweiz wird ihren Superstar suchen

Nach dem Erfolg in Deutschland macht man sich beim Schweizer Fernsehen auch schon Gedanken über ein ähnliches Format. Zu spät sei man aber nicht dran, versicherte SF-DRS-Unterhaltungschef Max Sieber in einem Interview mit dem SonntagsBlick. "In Deutschland wird die Sendung von einem privaten Unternehmen und für einen viel grösseren Markt produziert. Wir müssen ein Format finden, das auf auf die Schweiz zugeschnitten ist." In einer solchen Sendung könnte zum Beispiel der Finalist für den Eurosong-Contest ermittelt werden, wiederholte er seine bereits geäusserte Idee. Die Sprachenvielfalt mache aber alles etwas kompliziert. So müsse etwa gewährleistet werden, dass Bewerber aus allen Landesteilen die gleichen Chancen hätten.

Die nächste Sitzung zum Thema Superstar bei SF-DRS findet Anfang April statt. Unter Zeitdruck scheint man aber nicht zu stehen: "Ich fände es sinnvoll, wenn wir gegen Ende Jahr starten", meint Sieber.

Sternchen

Besonders die weiblichen Fans von Alexander sind hin und weg. Kaum Superstar, hat Alexander nur noch seine Karriere im Kopf. Noch vor seiner Wahl habe sich Alexander Klaws von seiner Freundin getrennt, berichtete die „Bild"-Zeitung am Montag. Der 19-Jährige wolle sich ganz auf seine Karriere konzentrieren. Schon vergangene Woche habe er seiner 17-jährigen Freundin Angela per SMS geschrieben: „Ich hab nicht die Zeit und den Kopf für eine Beziehung“. Eine feste Freundin hindert möglicherweise den Karrierestart. Alexander – oder seine Berater – rechnen cool.

Ein Spiel ohne Grenzen

Manche junge Menschen würden alles dafür geben, nur um ein «Superstar» zu werden. Auch Erwachsene lassen sich von diesem Fieber anstecken. So haben die Eltern eines Mädchens 15 000 Euro in die Bühnenkarriere ihrer Tochter investiert, allerdings bislang ohne nennenswerten Erfolg. Mit fast trotziger Stimme sagt die gelernte Versicherungskauffrau: «Ich möchte auf die Bühne!»

Den Zuschauern ist's offenbar recht. In Grossbritannien, den USA, Polen oder Südafrika schlug die Casting-Show unter Namen wie «Pop Idol» alle Einschaltrekorde. Selbst Länder wie der Irak küren ihren eigenen Superstar – und überall sind es die Show-Veranstalter und Fernsehgesellschaften, die in erster Linie an diesen Sehnsüchten verdienen.

Auf der Suche nach Annerkennung

Woher kommen die? Warum drängt es viele junge Leute danach, eine berühmte Persönlichkeit auf der Bühne zu werden? Experten antworten darauf etwa so: Junge Menschen ahnen offenbar, dass sich in ihrem Leben ständig etwas ändern wird. Sichere Arbeitsplätze gibt es kaum noch. Partnerschaften sind kurzlebig, familiäre Bindungen oft brüchig. Statt langfristiger, oft mühsamer Lebensplanung lockt der schnelle Ruhm. Die Menschen haben, ganz banal gesprochen, Sehnsucht nach Zuwendung und Beachtung. Dabei bieten sich ihnen die Medien an. Sie befriedigen diese Bedürfnisse – und beuten sie aus. Junge Menschen brauchen Beachtung wie die Luft zum Atmen. Darum wurde auch die Jury nicht müde, den Kandidaten immer wieder zu versichern, wie toll sie sich entwickelt hätten.

Und wenn die Blase platzt?

Aber das Ganze ist sehr riskant, denn im schnellebigen Mediengeschäft kann diese heissbegehrte Aufmerksamkeit von einem Tag auf den anderen wieder vorbei sein. Das künstlich aufgeblähte Ich fällt dann in sich zusammen. Wer kümmert sich dann um die Kandidaten, die es nicht schaffen? Oder anders gesagt: Wenn die Idee, dass sich der Starke durchsetzt, zum Grundmuster des Lebens wird, dann haben daneben Leiden, Verzweiflung, Behinderung und Niederlagen keinen Platz. Der einzelne muss dann allenfalls selber damit zurechtkommen – und wird davon erdrückt. Dabei gehören gerade auch diese Erfahrungen zum Menschsein.

Aber auch wer "es schafft" und ins Rampenlicht rückt, erfährt nicht automatisch die Befriedigung, die er sich versprochen hatte. So sagte einst ein grosser Star aus der Musikbranche: «Es kann dir passieren, dass du unter Tausenden von Menschen stehst und doch mutterseelenallein bist.» Wer auf der Suche nach einem anderen Leben in die falschen Hände gerät und den falschen Zielen folgt, dem ergeht es nachher oft schlimmer als zuvor. Weltlicher Ruhm kann niemals die Sehnsucht stillen, die jeder Mensch in sich trägt. Das kann nur Gott. Bei ihm finden wir die Anerkennung, die wir brauchen. "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht, o Gott, in dir", schrieb schon Kirchenvater Augustin seine Erfahrung nieder.

Der Stern, der freiwillig herabkam

Im Originalton hörte sich das 400 Jahre früher so an: «Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber seine Seele verliert?» (Jesus Christus in Markus 8,36). In einer anderen Geschichte erzählte Jesus von einem jungen Mann. Er liess sich von seinem Vater das Erbe auszahlen, um sich selbst zu verwirklichen. Solange er Geld hatte, war er ein «Star» bei seinen „Freunden“. Viele "himmelten" ihn an. Aber dieser Rausch war ein Trug, und die Ernüchterung folgte. Als er kein Geld mehr hatte, fiel er wie eine Sternschnuppe auf den harten Boden der Realität. Statt Partyessen gab es nun Schweinefutter (Lukas 15).

In dieser schlimmen Lage kehrte er zu seinem Vater zurück, um sich wenigstens als Tagelöhner von ihm einstellen zu lassen. Zu seiner grossen Überraschung rannte der ihm aber entgegen und umarmte ihn. Denn für den Vater war er kein potentieller Tagelöhner, sondern nach wie vor sein Sohn! So kommt uns Gott entgegen. Er hat es eilig, uns willkommen zu heissen. Bei Jesus wird unsere Sehnsucht nach etwas Individuellem, Bleibendem, Ewigem, gestillt: «Die Männer aber, die Gottes Weisheit bewahrt und vielen Menschen den Weg zum Leben gezeigt haben, werden für alle Zukunft leuchten wie die Sterne am Himmel» (Daniel 12,3); ohne Casting, ohne Voten – und ohne Enttäuschung.

Datum: 11.03.2003
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service