Musik-Szene

«stadtklangfluss» in Aufbruchsstimmung

«stadtklangfluss» - das sind Mischa Marin, Johannes Falk und Manuel Steinhoff. Bislang auf Solopfaden unterwegs, haben sie sich jetzt zu einem aussergewöhnlichen Projekt zusammengetan. Die Musik: pulsierend, urban, elektronisch, deutsch. Dazu eine Hand voll echter Instrumente und sozialkritischer Texte. Wir wollten mehr erfahren über «stadtklangfluss» und trafen sie zum Interview.
Die Band «stadtklangfluss»

Jesus.ch: Was genau ist «stadtklangfluss»?
Manuel: Die Wurzeln des Projekts liegen schon eine Weile zurück. Vor etwa sieben, acht Jahren habe ich angefangen, am Computer mit Beats und Sounds zu basteln. Daraus ergaben sich in den letzten zwei Jahren konkretere Schritte hin auf eine Musik, die sich nicht um Konventionen kümmert, sondern sich in alle Richtungen ausstreckt. Im Herbst 2008 stiessen Joe und Mischa dazu und das Ganze wurde konzeptionell definitiv. Im Verlauf der Studioarbeit, die im Mai 2009 begann, wurde uns schnell klar, dass das eine Band ist, kein Studioprojekt.

Johannes: Ja, eine Band, entstanden aus einem Studioprojekt.

Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Manuel: Ich kenne Joe schon sehr lange und Mischa mittlerweile auch. Als es darum ging, die richtigen Leute zu finden, waren die beiden meine erste Wahl, weil beide tolle Sänger, tolle Texter und echte Typen sind. - Jeder auf seine Art. Ich hab sie gefragt, sie haben zugesagt!

Mischa: Manu hatte absolut noch was gut bei mir, da er mir schon in mehreren brenzligen Live-Situationen durch seinen Einsatz den A... gerettet hat. Und so bin ich da rein geschlittert.

Woher der Name «stadtklangfluss»?
Manuel: Wir haben lange getüftelt, die urbane Orientierung sollte schon klar werden, gleichzeitig irgendwie raffiniert klingen. Die bisherigen Reaktionen bestätigen und freuen uns.

Mischa: Es steckt was Spielerisches drin. Und die Verbindung eines weissen Zettels und eines Stifts mit der grossen Welt da draussen. Dann sind wir drei Leute in dem Projekt und wir haben drei grosse Themen: Musik, soziales Engagement und unseren Glauben. Und die Trinität hat nicht zuletzt eine christliche Dimension.

Was macht eure Musik aus?
Johannes: Sie ist untypisch entstanden. Vergleichbar mit Bauteilen, die an unterschiedlichen Orten gefertigt wurden, um dann zu einem Bauwerk zusammengefügt zu werden. Und das genau hört man, auch die Vermischung verschiedener stilistischer Elemente macht uns aus.

Manuel: Pop ist es letztendlich natürlich. Elektronische Grundlagen, dazu Live-Instrumente. Ambitioniert, durchdacht, urban. Mich hat damals die Rhythmik des Drum'n‘Bass fasziniert und ich habe angefangen, mit Beats und Sounds und Samples zu experimentieren. Gleichzeitig wollte ich aber nicht auf Live-Gespieltes, auf fette Drums, atmosphärische Rockgitarren und so was verzichten, was letztlich dazu führte, dass Genre-Grenzen der «freien Kreativität» weichen mussten. Es macht grossen Spass!

Mischa: Für mich ist es die Verbindung von Lobpreis und politischem Statement zu einem kosmopoliten Soundtrack. Textlich sind viele Dinge eingeflossen, die mich in letzter Zeit intensiv beschäftigen: Wie beziehen wir Christen bei den Themen Konsum, fairer Handel, Umweltschutz, Tierschutz und globale Gerechtigkeit Stellung? Es ist schön, dass es Songs gibt, die von der innigen Beziehung zu Gott reden. Ich finde aber, dass es noch schöner ist, wenn das konkret in unsere Lebensentscheidungen einfliesst: Woher kommt mein Strom, wo kaufe ich meine Klamotten, wo mein Steak? Das ist in die Musik eingeflossen. Und deswegen auch unsere Kooperation mit GEPA* und der Micha-Initiative. Und auf der Releaseparty hatten wir sogar eine «faire Modenschau» zu Livemusik. Die wird hoffentlich auch bald mal im Netz zu bewundern sein.

* setzt sich für Fair Trade ein, www.gepa.de
** Initiative gegen Armut, www.micha-initiative.de

Das beschreibt ihr dann auf eurer Website so: «Lobpreis, der Gesellschaftskritik äussert». Kann man das so einfach in einem Lied verbinden?
Mischa: Aus der Erfahrung beim Texten kann ich bestätigen, dass es nicht einfach ist. Aber was ist schon einfach, wenn man Stereotype konfrontieren möchte?! Ausserdem wird es ja auch künstlerisch gerade da interessant, wo sich die Sprache der Welt mit der Glaubenswelt zu reiben beginnt, und neue Verbindungen entstehen. Nicht zum Selbstzweck, sondern um zu zeigen: Gott und Welt, das gehört zusammen.

Euer Album heisst «Aufbruch» - ist das ein Thema, das sich durch alle eure Songs zieht?
Manuel: In dem Sinn, dass wir Neues wagen wollen, über Konventionen, Traditionen hinaus. Das hat das Komponieren und Arrangieren aber natürlich auch Texten und Interpretieren geprägt.

Mischa: Ich glaube, das Foto, das dann auch Coverfoto wurde, hat den Titel mit beeinflusst. Die Plakativität und die Kräne im Hintergrund haben nach so einem Statement geschrien.

Was wollt ihr damit sagen?
Mischa: Ich glaube, dass uns ein Paradigmenwechsel in der christlichen Welt bevorsteht. Wir hatten jahrelang das Worship-Ding. Es ist Zeit für einen Aufbruch Richtung Statement, und dass wir Christen uns einmischen. Bevor ich jetzt falsch verstanden werde: Ich meine nicht die vermeintlichen Kernkompetenzthemen Sexualmoral und Konservatismus. Sondern Themen, bei denen sich Gottes Liebe darin äussert, dass wir uns Verantwortlichkeit für unsere Lebensentscheidungen auf die Fahnen schreiben.

Daniel Jakobi, Lothar Kosse, Samuel Jersak ... auf eurem Album tummeln sich namhafte Studiomusiker nur so. Mit wem würdet ihr gerne mal zusammen arbeiten?
Manuel: Mit einem Streichorchester. Mit TobyMac. Und mit Daniel Lanois.

Mischa: Mit der schwedischen Sängerin Lisa Ekdahl würde ich sehr gerne mal ein Duett machen, aber ich kann kein schwedisch ...

Ist «Aufbruch» ein einmaliges Projekt oder wird man euch in der Kombi künftig noch öfter zusammen sehen?
Manuel: Es geht jetzt ja erst los, aber das, was in den vergangenen Monaten entstanden und aufgebrochen ist, macht nicht nur Lust auf mehr, sondern auch Mut die entstandenen Wege weiter zu gehen. Es gibt viel zu tun!

Mischa: Ich freue mich darauf, das Ding auf die Bühne zu bringen. Mit noch mehr Platz für Ausflüge ins Experimentelle und Psychedelische.

Gibt es noch etwas, was die Welt unbedingt über euch wissen muss?
Johannes: Jeder von uns hat das exakte Körpergewicht von 83,7 kg. Das kann und konnte kein Zufall sein...

Webseite:
www.stadtklangfluss.com

Datum: 17.04.2010
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch

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