«The Da Vinci Code – Sakrileg» in einer Reihe mit «Indiana Jones»

Indiana Jones
Sakrileg

Das Kino hat sich schon immer gern mit Verschwörungstheorien beschäftigt, bieten sie doch eine willkommene Gelegenheit zur Flucht aus dem Alltag. Diesem Genre ist auch der Film «The Da Vinci Code – Sakrileg» verpflichtet.

Religion und Politik bieten für Verschwörungen die beliebtesten Schauplätze; und Filme mit diesem Inhalt sind immer auch ein Spiegelbild der politischen oder eben kirchlichen Lage. Nach dem 11. September 2001 kamen verstärkt Filme ins Kino, die auf dem wachsenden Misstrauen der US-Bürger gegenüber ihrer Regierung basieren, so etwa Ende 2004 «The Manchurian Candidate», der von einem Marionetten-Politiker erzählt, den ein finsterer Konzern ins Weisse Haus hieven soll, oder in den 70er Jahren «Die Unbestechlichen» als Reaktion auf Vietnam-Krise und Watergate-Skandal.

Mythos fördern oder ’rausnehmen?

Wenn sich hingegen ein deutscher Film der politischen Verschwörung annimmt wie «Das Leben der Anderen» über die DDR-Staatssicherheit, dann geht es gerade ums Gegenteil: ums Entmythologisieren alles Geheimbündlerischen. Die Produzenten sind bemüht, möglichst nah an der – oft banalen – Wirklichkeit zu bleiben.

Dem Genre der religiösen ausgerichteten Verschwörung gehört «Sakrileg» an. Auch hier geht es wie beim politischen Pendant um das Misstrauen des einzelnen gegenüber der Macht. Allerdings kommen zwei Nuancen hinzu: Hinter der kirchlichen Macht zieht eine noch höhere die Fäden, und: Das Misstrauen richtet sich auch gegen sie.

Fremde Mächte in anderen Filmen

Neu sind auch diese Motive nicht. Vor allem der Regisseur Roman Polanski hat sie bis zum Exzess ausgewalzt. Bereits im Klassiker «Rosemary’s Baby» aus dem Jahr 1968 bricht in der Gestalt des Teufels eine verstörende „höhere Macht“ in eine anscheinend heile Familie; dreissig Jahre später hat der als Anwalt die Geschäftswelt fest im Griff («Im Auftrag des Teufels», 1997). Geheime Dokumente aus dem Vatikan retten in «Stigmata» (1999) eine junge Atheistin, die plötzlich die Wundmale Christi trägt.

Von Spielberg zu Howard

«Sakrileg» steht in dieser Tradition. Auch dieser Film versteht Religion als Verschwörung und bedient sich der klassischen Muster dieser Filmgattung. Regisseur Ron Howard betont, er habe hauptsächlich eine Reise seiner Helden zu Erkenntnis und durch persönliche Prüfungen verfilmt. Damit aber legt er die Verwandtschaft nahe zum eher humoristischen Zweig des Verschwörungsfilmes: zur Verschwörung als Schatzsuche. Man denke an die «Indiana Jones»-Filme von Steven Spielberg mit ihrer actiongeladenen Suche nach wundertätigen Reliquien wie dem Heiligen Gral oder der Bundeslade.

Datum: 27.05.2006
Quelle: Epd

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