«The secret life of words»

Filmszene mit Sarah Polley & Tim Robbins

Hanna spricht nicht mehr. Doch im Urlaub trifft sie auf den schwerverletzten und ebenfalls traumatisierten Ingenieur Josef. Miteinander entfalten sie nach und nach «das geheime Leben der Worte». – Ein mutiger Film über Tränen, Schmerz und Heilung.

Wenn Gesichter eine Stimme hätten, dann würde dieser Film schreien. Doch dieser Film ist das Gegenteil von lauter überdrehter Hollywood-Hektik, die mit hastig dahingeworfenen Eindrücken den Zuschauer erschlägt. In mutiger Stille baut sich die Geschichte der tauben und schweigenden Hilfsarbeiterin Hanna (Sarah Polley) auf. Sie führt ein Leben ohne Emotionen. Tagaus, tagein dieselbe Arbeit am Fliessband, dasselbe Essen im Teller, dieselbe Seife, um sich zu waschen. Der immergleiche Gesichtsausdruck der jungen Frau befremdet einen.

Doch ihr selbstgewählter Autismus macht allen Mitarbeitern schwer zu schaffen Kurzerhand wird Hanna zum Urlaub gezwungen und als Krankenschwester auf eine Bohrinsel geholt. Dort soll sie dem nicht transportfähigen Ingenieur Josef (Tim Robbins) zwei Wochen lang die schlimmsten Brandwunden pflegen. Als sie an sein Bett tritt, erkennt Josef trotz Schockblindheit, dass Hanna ein dunkles Geheimnis in sich trägt.

In rätselhafter Stille nähern sich die beiden Verletzen einander und entblättern in einfachen Worten heikle Geheimnisse. Endlich wird klar, wieso Hanna bisher in eisigem Autismus lebte und Josef seinem besten Freund in die tödlichen Flammen nachstürzte.

Auf eindrücklichste Weise zeigt der Film, wie Gewalt und Hass den Menschen lähmen und zerfressen. Brisanter politischer Stoff wird allein mit der unerhörten Kraft der Worte behandelt, so dass einem während des Films immer wieder der Atem stockt.

«The secret life of words» ist ein Beispiel für die sagenhafte Filmkunst von Isabel Coixet (Drehbuch und Regie). Vollständig verzichtet sie darin auf jegliche Effekthascherei. Umso mehr brillieren die Schauspieler. Bleibt nur noch das Gebet, dass eine solch grausame Welt, wie sie Hanna erfahren hat, Vergangenheit bleibt.

Der Film ist seit dem 6. April in den Kinos. Die untere Altersgrenze liegt bei 14 Jahren. Livenet-Prädikat: Unbedingt empfehlenswert.

Spanien 2005
Regie: Isabel Coixet
Drehbuch: Isabel Coixet
Genre: Drama
Besetzung: Sarah Polley, Tim Robbins, Vanessa Redgrave

Datum: 19.04.2006
Autor: Iris Muhl
Quelle: Livenet.ch

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