Poetisches Film-Märchen mit Tiefgang

Poetisches Film-Märchen m.Tiefgang
Vittoria (Nicoletta Braschi) kann mit den Liebeserklärungen von Attilio (Roberto Benigni) nichts anfangen.
In Bagdad kümmert sich der irakische Dichter Fuad (Jean Reno, r.) um Attilio.
Attilio am Bett seiner bewusstlosen Geliebten

„Der Tiger und der Schnee“ heisst das neue Werk von Oscar-Preisträger Roberto Benigni, das ab dem 30. März in Schweizer Kinos läuft. Ähnlich wie „La vita è bella“ handelt der Film des italienischen Regisseurs von der Suche nach Liebe und Hoffnung inmitten des Leids – diesmal aber vor dem Hintergrund des zweiten Irakkriegs.

Attilio de Giovanni (Roberto Benigni) hat nur zwei Dinge im Kopf: die Poesie und seine geliebte Vittoria (Nicholetta Braschi). Doch die will nichts von ihm wissen. „Eher sehen wir hier in Rom einen Tiger im Schnee, als dass ich dich je liebe“, ist sie überzeugt. Die Autorin hat Besseres zu tun: Kurz vor Kriegsbeginn reist sie nach Bagdad, um den irakischen Dichter Fuad (Jean Reno) zu porträtieren. Als sie bei einem Bombenanschlag schwer verletzt wird, erhält das Leid des Krieges für Attilio plötzlich ein Gesicht. Sofort setzt er alle Hebel in Bewegung, um seiner bewusstlosen Geliebten zu Hilfe zu kommen.

Überbordende Energie

„’Der Tiger und der Schnee’ ist ein Film, der einfach aus mir heraus musste“, meint Regisseur und Hauptdarsteller Benigni. Dieses Herzblut merkt man: Die Figur des Attilio sprüht nur so vor überbordender Energie und zeigt eine Intensität von Gefühlen, die beeindruckt. Das Gegengewicht dazu liefert Jean Renos starke Darstellung des nachdenklichen, desillusionierten Fuad. Neben den beiden Hauptdarstellern rückt die Handlung bisweilen in den Hintergrund, einzelne Sequenzen wirken an den Haaren herbeigezogen und zusammengeschustert. Doch im Ganzen geht Benignis Gemisch aus tiefer Ernsthaftigkeit und emotionaler Achterbahn auf: „Der Tiger und der Schnee“ ist ein poetisches Film-Märchen, das auf beste Weise unterhält und zum Nachdenken anregt.

Selbstloser Rettungseinsatz

Dass sein neustes Werk mehr Gleichnis statt Abbild der Realität ist, war Benigni von Anfang an bewusst. „Die Liebe ist Attilios Art, das Verlangen nach Leben auszudrücken“, kommentiert der Regisseur. Tatsächlich werden Attilos Gefühle für Vittoria zum Rettungsring, der ihn inmitten der Gewalt und des Schreckens vor dem Verzweifeln bewahrt.

Doch die selbstlose, aufopfernde Liebe des italienischen Poeten reicht noch weiter. Wenn Attilio ohne Zaudern ins kriegsgeschüttelte Bagdad reist, erinnert das mich an Jesus’ Rettungseinsatz auf der Erde: Weil die Menschen aus eigener Kraft nicht zu Gott kommen können, opferte er sich und machte so den Weg wieder frei. Benigni selbst drückte es einmal so aus: „Jesus ist aus Liebe zu allen gestorben. Er hat die selbstlose Liebe erfunden.“ Diese Liebe steht jedem offen. Man muss das Angebot nur annehmen.

Datum: 30.03.2006
Autor: Jonas Bärtschi
Quelle: Livenet.ch

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