Narnia-Experte: „Aslan prägte mein Bild von Jesus“

Narnia-Kenner: Hans Dürr, Buchautor und Pfarrer in Lohn (SH).
Der Mann hinter „Narnia“: Clive Staples Lewis (1898-1963).
Hans Dürrs Buch „Ewig währt am längsten“ mit Weisheiten von C.S. Lewis.
„Er ist nicht zahm, aber er ist gut“: Aslan, der König von Narnia.
Aslan spricht mit Edmund.

Der Pfarrer und Buchautor Hans Dürr kennt „Die Chroniken von Narnia“ wie seine Westentasche. Die Geschichten des englischen Autors C.S. Lewis haben seinen Glauben enorm bereichert – und sie fordern ihn noch heute zu neuen Schritten mit Jesus heraus.

Jonas Bärtschi: Sie haben ein Buch geschrieben mit Weisheiten von C.S. Lewis, dem Autor der Narnia-Bücher. Welche seiner Aussagen spricht Sie am meisten an?
Hans Dürr: Viele Aussprüche und Gedankenblitze von Lewis sind prägnant, tiefschürfend und witzig. Sehr gut gefällt mir die einfache Weisheit: "Gott will das Herz eines Kindes, aber den Kopf eines Erwachsenen". Oder das seelsorgerliche Wort: "Wir erhalten genug Kraft, um das zu ertragen, was uns widerfährt, aber nicht für die hunderterlei Dinge, die vielleicht auch noch geschehen könnten." Ebenfalls köstlich: "Wir brauchen nicht länger so zu tun, als hätten wir recht. Danach fangen wir zu leben an."

Was macht Lewis noch heute zu einem solch beliebten Autor?
Sicher die Vielseitigkeit seiner Veröffentlichungen. Er schrieb Romane, Kinderbücher, eine Science-Fiction-Trilogie, dazu biografische, theologische und seelsorgerliche Werke. Was den Erfolg der Narnia-Bücher angeht: Lewis vertrat die Ansicht, ein Kinderbuch sei nur dann für Kinder wertvoll, wenn es mit ebenso grosser Freude auch von Erwachsenen gelesen werden könne. Tatsächlich sind die millionenfach verbreiteten Bücher bei Erwachsenen ebenso beliebt wie bei Kindern.

Eine Verfilmung von Lewis' "Der König von Narnia" kommt am 8. Dezember in die Kinos. Ist es überhaupt richtig, die Narnia-Bücher zu verfilmen?
Ich weiss nicht, ob man diese Frage beantworten kann. Bei guten Büchern bleibt der Film oft hinter der literarischen Vorlage zurück und kann ihr nie ganz gerecht werden. Trotzdem hat auch der Film seine besonderen Schönheiten. Persönlich bin ich sowohl Bücherwurm als auch Kinofreak. Ich freue mich sehr, wenn ich den Film endlich sehen kann! Wenn er die Welt von Narnia bekannter macht und dazu führt, auch die Bücher zu lesen: umso besser!

Narnia – das Land der sprechenden Tiere, der Zwerge, Faune und belebten Bäume. Was ist an dieser Fabelwelt überhaupt christlich?
Vor allem der majestätische Löwe Aslan, der König des Landes, der an Jesus erinnert. Die Beziehung der vier Kinder zu Aslan gibt schöne Einblicke, wie die Beziehung eines Christen zu Jesus aussehen kann.

Haben Sie bei Lewis Antworten auf persönliche Fragen gefunden?
Ja, ich habe daraus viel für mein eigenes Leben gelernt – Dinge wie Vergebung, Demut, Treue oder Vertrauen. Vor allem während meiner Studentenzeit bekam ich viel Hilfe. Aslan prägte mein Bild von Jesus. Lewis zeigte mir, dass man als Christ die geistige Auseinandersetzung nicht zu scheuen braucht. Sehr wertvoll finde ich zum Beispiel seine Beschreibung von Aslan als mächtigen Herrscher und liebevollen Freund: "Aslan ist kein zahmer Löwe, aber er ist gut."

Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptaussagen von "Der König von Narnia"?
Mir zeigt das Buch in geistlicher Hinsicht sehr schön, wie man Jesus kennen, fürchten, ehren und lieben lernt. Es zeigt auch, wie wichtig es ist, gerade in kleinen alltäglichen Dingen auf die Stimme Gottes zu hören. Das ist meine persönliche Deutung. Ich tue mich schwer damit, aus einem erzählerischen Werk einfach „Hauptaussagen“ herauszufischen.

Welche der „Chroniken von Narnia“ gefällt Ihnen am besten?
Eine meiner Lieblingsstellen kommt aus „Prinz Kaspian“ – sie beschreibt die Begegnung von Lucy mit Aslan: Dort stand er, der riesige Löwe. Weiss schien er im Mondlicht, und grosse, schwarze Schatten warf er unter sich. Hätte er nicht den Schwanz bewegt, man hätte meinen können, es sei ein steinerner Löwe. Aber so dachte Lucy nicht.
Sie dachte nicht einmal darüber nach, ob es ein freundlicher Löwe sei oder nicht. Sie rannte auf ihn zu. Ihr Herz – das fühlte sie – würde bersten, wenn sie nur einen Augenblick versäumte. Und alles, was sie dann wusste, war, dass sie ihn küsste, dass sie ihre Arme, soweit es nur möglich war, um seinen Nacken schlang und dass sie ihr Gesicht in der wundervollen, mächtigen Seidenweiche seiner Mähne verbarg.

"Aslan, Aslan, lieber Aslan", schluchzte Lucy. "Endlich."
Das grosse Tier rollte sich auf eine Seite, so dass Lucy halb sitzend und halb liegend zwischen seine Vordertatzen fiel. Er beugte sich vor und berührte ganz leicht ihre Nase mit seiner Zunge. Sein warmer Atem hüllte sie ein. Sie schaute in das grosse, kluge Antlitz.

"Willkommen, Kind", sagte er.
"Aslan", sagte Lucy, "du bist grösser geworden".
"Das kommt dir nur so vor, weil du älter bist, mein Kleines", antwortete er.
"Nicht, weil du grösser bist?"
"Das bin ich nicht. Aber du wirst mich mit jedem Jahr, das du älter wirst, grösser finden."

Mehr zum Thema: www.narnia.jesus.ch

Datum: 07.12.2005
Autor: Jonas Bärtschi
Quelle: Livenet.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service