Potter zum Vierten: Zauberer, Drachen und ewige Werte

Poster vom 4. Film
Harry-Potter-Fans warten am Leicester Square
Schuldirektor Albus Dumbledore und der Feuerkelch
Emma Watson spielt Hermine Granger

In „Harry Potter und der Feuerkelch“ geht der düstere Kampf gegen das Böse mit Situationskomik und Pubertäts-Nöten einher. Neben fraglichen Botschaften propagiert die vierte Potter-Buchverfilmung auch positive Werte wie Nächstenliebe und Opferbereitschaft.

Wir erinnern uns: An seinem elften Geburtstag erfährt der junge Harry Potter (Daniel Radcliffe), dass neben dem Alltag der normalen Menschen – den sogenannten Muggels – eine magische Parallelwelt existiert. Zu dieser Welt gehörten Harrys Eltern, beides begabte Zauberer, die vom abgrundbösen Magier Voldemort (beklemmend-virtuos: Ralph Fiennes) getötet wurden. Harry, damals noch ein Baby, kam unbeschadet davon – nur eine blitzförmige Narbe auf seiner Stirn erinnert an das schreckliche Ereignis.

Haarsträubende Aufgaben…

Mit seiner Einführung in die Welt der Magie begann für Harry auch die Zeit am Zauberer-Internat Hogwarts. Inzwischen 14, befindet sich der Waisenjunge nun im vierten Schuljahr. Neben dem neuen, leicht verrückten Lehrer Moody (Brendan Gleeson) erwartet ihn in Hogwarts diesmal das „Trimagische Turnier“ – ein Wettkampf für drei auserwählte Schüler der drei besten Zauberschulen, der ebenso berühmt wie gefährlich ist. Obwohl Harry sich nicht für das Turnier beworben hat (und sowieso zu jung dafür ist), bestimmt ihn der magische Feuerkelch unerklärlicherweise als vierten Kandidaten. Und da der Entscheid des Kelchs unanfechtbar ist, sieht sich Harry bald einer Reihe haarsträubender Aufgaben gegenüber…

…Teenagernöte und Tanzstunden

Vor allem in der ersten Hälfte des Films schafft es der britische Regisseur Mike Newell („Vier Hochzeiten und ein Todesfall“) mit einem Gemisch aus Teenagernöten und rasanten Actionszenen die Zuschauer bei Laune zu halten. Die Tanzstunden und die verzweifelte Partnersuche vor dem Weihnachtsball sind dabei mindestens so unterhaltsam wie Harrys erste Turnieraufgabe, die einen feuerspeienden, höchst aggressiven Drachen beinhaltet. Emma Watson und Rupert Grint überzeugen einmal mehr in der Rolle von Harrys Freunden Hermine und Ron. Starke Momente hat auch Michael Gambon als Hogwarts-Rektor Dumbledore, und Michael Gleesons Porträt des polternd-führsorglichen Lehrers (und ehemaligen Verbrecherjägers) „Mad-Eye“ Moody bleibt unvergesslich.

Gruselige Angstträume

Im letzten Drittel verliert „Harry Potter und der Feuerkelch“ merklich an Schwung, insbesondere in der langfädigen Begegnung mit Voldemort. Auch der aus den vorherigen Filmen bekannte Twist zum Ende scheint bereits etwas abgedroschen. Die sehr gruselig inszenierten Angstträume von Harry und andere reichlich düstere Episoden grenzen bisweilen an Horror – und qualifizieren den Film mit Sicherheit nicht für Kinder oder empfindsame Gemüter.

Zwiespältige Botschaft

Obwohl der Film als Ganzes einiges weniger dunkel und schreckenserregend daherkommt als beispielsweise Teil drei, bewegt sich „Harry Potter und der Feuerkelch“ in manchen Szenen nahe am Okkulten: beispielsweise wird Voldemort (der nach dem Mord an Harrys Eltern seinen menschlichen Leib verloren hat) mittels Zaubersprüchen wieder zu vollem Leben erweckt, und Harry erhält im entscheidenden Moment unerwartet Hilfe von seinem verstorbenen Freund und den toten Eltern.

In einem Fantasyfilm mögen solch übernatürliche Zutaten gerechtfertigt sein – in der Realität jedoch ist damit auf gar keinen Fall zu spassen. Totenbefragungen, Geisterbeschwörung und andere magische Praktiken – und seien sie für einen „guten Zweck“ – sind in jedem Fall schädlich und können zu seelischer Gebundenheit und schwerwiegenden psychischen Problemen führen. In diesem Punkt differenziert der Film ganz klar zu wenig.

Selbstlose Hilfe für den Konkurrenten

Trotzdem: „Potter 4“ vermittelt neben der Gänsehaut auch eine Reihe von Werten, die durchaus beachtenswert sind – und die es in dieser Klarheit nicht oft ins Kino schaffen. Aus den angesprochenen Themen liesse sich jedenfalls eine herausfordernde Predigt machen.

Allen voran ist das eine grosse Opferbereitschaft und Nächstenliebe: Während dem Trimagischen Turnier sieht sich Harry wiederholt vor die Wahl gestellt, sich einen schnellen Sieg zu sichern oder aber einem Konkurrenten in Not zu helfen. Dass er sich für letzteres entscheidet und am Ende trotzdem als Gewinner dasteht, ist in der Zeit der Selbstverwirklichung eine erfreulich andere Botschaft.

Reichlich Diskussionsstoff

Sehr deutlich betont „Harry Potter und der Feuerkelch“ auch, weshalb Potter damals nicht von Voldemort getötet werden konnte: die Liebe seiner Mutter, die sich im letzten Moment schützend vor ihr Kind warf, machte ihn für die Angriffe des Bösen unverwundbar. Absichtlich oder ungewollt liefert die Potter-Autorin J.K. Rowling damit ein kraftvolles Gleichnis für das Opfer von Jesus, der durch seinen Tod am Kreuz die Menschen aus der Abhängigkeit und den Verstrickungen des Teufels freikauft.

Diese positiven Bezüge finden sich inmitten von Magie und Gruselszenen. „Harry Potter und der Feuerkelch“ ist nicht jedermanns Sache. Wer mit wachem Auge hinsieht, den erwartet ein gut gemachter, unterhaltsamer Fantasyfilm, der reichlich Diskussionsstoff abgibt.

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Datum: 17.11.2005
Autor: Jonas Bärtschi
Quelle: Livenet.ch

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