Die Logik eines Blechmenschen

Spooner
Poster
Sonny

Im Science-Fiction-Film „I, Robot“, der jetzt in den Kinos anläuft, hat es die Menschheit der nahen Zukunft mit aufmüpfigen Maschinen zu tun. Das eigentliche Problem liegt jedoch im beschränkten Verstand der Erdbewohner, die nicht einsehen, dass Barmherzigkeit und Gnade wichtiger sind als reine Logik.

Im Jahr 2035 gehören hochentwickelte Roboter zum Alltag: sie entsorgen den Abfall, passen auf Hunde auf und führen den Haushalt. Damit nichts schief geht, sind die intelligenten Maschinen darauf programmiert, Menschenleben unter allen Umständen zu schützen. Der mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart lebende Polizeibeamte Del Spooner (Will Smith) misstraut ihnen trotzdem. Als sich nach einem mutmasslichen Selbstmord plötzlich ein Roboter-Prototyp aus dem Staub macht, sieht der paranoide Einzelgänger seine schlimmsten Befürchtungen wahr geworden.

Eine von Berechnen geprägte Welt

Es ist ein überraschender Dreh der Story, der den ansonsten eher vorhersehbaren Film von Regisseur Alex Proyas auszeichnet: Wie sich herausstellt, tragen für einmal nämlich nicht die meuternden Maschinen Schuld an der knapp verfehlten Katastrophe, sondern der beschränkte Verstand ihrer menschlichen Erfinder. Sie waren es, die nicht erkannten, was die Folge einer von logischem Berechnen geprägten Welt ist: Um die Menschheit davor zu bewahren, sich durch Krieg und Umweltzerstörung selbst zu vernichten, ist es im Grunde ganz im Sinne ihrer Programmierung, dass die Roboter die Macht an sich reissen möchten.

Die Verkörperung dieses Paradoxes ist der wider Erwarten äusserst feinfühlige Ausreisser-Roboter Sonny. Während bei Will Smith die besorgten Stirnrunzeln seines traumatisierten Charakters eher aufgesetzt wirken, stiehlt der gänzlich computergenerierte Roboter (Stimme und Gestik: Alan Tudyk) mit seinem subtilen Humor den menschlichen Darstellern immer wieder die Show.

Die Unlogik der Liebe

Der Film betont, dass der Roboter-Weg der reinen Logik nicht richtig sein kann. Über die Frage nach dem Warum schweigt er sich jedoch aus. Was unterscheidet einen Menschen denn tatsächlich von einer Maschine? Ein wesentlicher Unterschied findet sich in der Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden und anderen selbst die grösste Ungerechtigkeit zu vergeben. So vergab Jesus selbst im unverdienten Tod am Kreuz seinen Widersachern. In ihm offenbart sich ein Gott, der nicht nach dem Prinzip der Logik, sondern aus einer überschwänglichen Liebe zu jedem Menschen heraus handelt.

Wie oft hätte Gott Grund genug gehabt, dieser unbarmherzigen Welt ein Ende zu setzen. Dass dies bis heute noch nicht geschehen ist, ist im Grunde nicht nachvollziehbar: Obwohl wir es nicht verdient haben, und obwohl viele das Angebot trotzdem ablehnen, gibt Gott den Menschen nochmals eine Chance zu ihm umzukehren. Für den Verstand macht dies keinen Sinn. Es ist die Unlogik der Liebe.

Datum: 28.07.2004
Autor: Jonas Bärtschi
Quelle: Livenet.ch

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