67 Millionen im Kino: Was „The Passion“ in den USA (nicht) ausgelöst hat

Szene aus dem Film


Fast ein Drittel aller erwachsenen Amerikaner hat „The Passion of the Christ“ im Kino gesehen. Damit gehört die blutige Darstellung des Leidens von Jesus in den USA zu den acht erfolgreichsten Kinofilmen. Die Wirkung hat das kalifornische Barna-Meinungsforschungsinstitut in einer Umfrage unter 1600 Personen untersucht. Die Ergebnisse lassen tief blicken.

Bei der Veröffentlichung strich George Barna die Popularität des von der Kritik zumeist verrissenen Passionsfilms in allen Bevölkerungsschichten der USA heraus. Neben 36 Millionen „wiedergeborenen Christen“ dürften schätzungsweise 31 Millionen, die sich nicht als „born again“ bezeichnen, das Ticket gelöst haben.

Und zwei von drei, die hingingen, fanden den Film „excellent“. Unter praktizierenden Protestanten – Kirchenführer hatten den Film als die beste Gelegenheit zur Evangelisation seit langem gepriesen – war die Begeisterung noch verbreiteter als unter Katholiken. Besonders schlug Gibsons Passions-Drama unter den Hispanics ein. Gemäss Barna hat kein anderer Film die Amerikaner letzthin so zum Nachdenken über ihre religiöse Einstellung angeregt. (Die Video- und DVD-Vermarktung steht noch aus.)

Die Peitschenhiebe…

Wie wirkte sich das Kinoerlebnis denn konkret aus? Von den 646 befragten Erwachsenen, die den Film gesehen hatten, sagten 16 Prozent (hochgerechnet auf die US-Bevölkerung: 11 Millionen), ihr Glaube habe sich dadurch verändert.

Um eine präzisere Aussage gebeten, erklärten sie am häufigsten, dass sie sich nun des Einflusses der eigenen Handlungen auf andere bewusster seien. Ausserdem empfänden sie eine tiefere Anerkennung für das, was Christus für sie erlitten habe.

Kurzes Gedächtnis

Wochen nach dem ‚Passion’-Erlebnis sprachen zudem 18 Prozent von einem geänderten Verhalten: Sie beteten seither häufiger und gingen regelmässiger zur Kirche. Bei 10 Prozent hatte sowohl die Glaubenseinstellung wie die religiöse Praxis sich verändert.

George Barna kommentierte diese (für manche ernüchternden) Ergebnisse mit dem Hinweis, dass die Erinnerung an einen bestimmten Film in der Medienflut der Tempo-Gesellschaft rasch verschwimmt: „People’s memories are short.“ Nur in seltenen Fällen werde „ein einziges Medien-Erlebnis das Leben eines Menschen radikal ändern“.

Evangelistisch oder zum Weitersagen motivierend? – Nein!

Gleichwohl erstaunlich: Die Barna-Leute fanden unter 1600 befragten Personen offenbar nur eine, die durch den Film zum Glauben an Christus kam! Und bloss eine Handvoll Zuschauer (unter 0,5 Prozent) gaben an, sie hätten in der Folge aktiver ihren Glauben an Christus mit anderen geteilt.

Ein Film – vor allem ein Erlebnis

Barna betont, dass „The Passion gut aufgenommen wurde und viele Leute lange genug angehalten hat, dass sie ihre Einstellung zum Leben überdachten.“ Aber eben: „Innert weniger Stunden wurden dieselben Leute konkurrierenden Botschaften ausgesetzt, welche die Wirkung dessen, was sie in Mr. Gibsons Film gesehen hatten, zu mindern begannen.“

Das Fazit des Demoskopen, nicht zur Kraft des Films oder zum Wert seiner Botschaft, sondern zum Stellenwert in der Informationsflut: „Ein einziger Effort, der nicht angemessen verstärkt wird, macht wahrscheinlich keinen bleibenden Eindruck.“ Laut Barna scheinen Medien die grösste Wirkung zu zeitigen, wenn Menschen „einer beständigen Botschaft, die gut dargelegt wird und persönlich bedeutungsvoll oder nützlich ist, anhaltend ausgesetzt werden“.

Insgesamt bemerkenswerte Wirkung

Aber man darf laut Barna dem Film nicht vorwerfen, dass er die Erwartungen nicht erfüllt habe, die manche Kirchenvertreter in ihn setzten. Denn „mehr als jeder andere Film in den letzten Jahren machte 'The Passion' die Menschen aufmerksam auf die Person von Christus und den Sinn seines Leidens. In einer Gesellschaft, in der sich alles um Relativismus, spirituelle Vielfalt, Toleranz und Unabhängigkeit dreht, ist es ein grosser Erfolg, eine derart intensive Besinnung auf Jesus Christus zu bewirken.“

Die Ergebnisse der Barna-Umfrage: http://www.barna.org/

Datum: 21.07.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service