Kotzbrocken wird Märchenprinz

Andreas Bopparts zweites Buch ist eine Art Beziehungsratgeber und schildert, wie ein verhaltener Start noch zu einem Happyend führte.
Ein Buch, das sich von zwei Seiten lesen lässt: «rosa träumt blau – blau sieht rosa».
Boppi sorgt für Tiefgang.
Andreas Boppart, wie er leibt und redet.
Ungeschminkt berichtet der Autor über Rückschläge...
...und auch darüber, wie man sie aus dem Weg räumt.

«Da hat sich einer an mich rangemacht … Er sieht echt zum Kotzen aus – ist aber nett.» So ähnlich lautete der Tagebucheintrag der Angetrauten von Andreas Boppart, nachdem sie einander zum ersten Mal begegnet waren. Den Mail-Wechsel gibt’s jetzt als Buch.

Andreas und Tamara Boppart sind bereits drei Jahre glücklich verheiratet – ein kleines Wunder, nach der doch eher ernüchternden Start-Bilanz. Wie sich diese Beziehung doch noch zum hollywoodschen Märchen entwickelte, ist im Buch «rosa träumt blau – blau sieht rosa» festgehalten.

Darin sind die E-Mails der beiden publiziert, vom ersten Herantasten über die Stürme des Lebens bis zur Beziehung mit ihren Höhen und Tiefen. Bis zum Traualtar reicht das Buch allerdings nicht.

Andreas Boppart zur Entstehung dieses Werkes: «In einem Anfall von romantischem Höheflug habe ich alle meine Mails auf blaues und alle ihre auf rosarotes Papier ausgedruckt und ihr zum 18ten Geburtstag geschenkt. Deshalb hören die Mails dort auf. Wäre auch nicht mehr weiter spannend; die Beziehung läuft dann ja schon, und viele Fragen wurden schon angesprochen.» Kurz erwähnt werde die Hochzeit aber dennoch.

Andreas («Boppi») Boppart ist Eventprediger, Musiker und Autor. Er spielt beim «ICF Chur», früher bei «foundfree», und hat bereits «Die Floppharts» verfasst. Wir sprachen mit dem jungen Ostschweizer über sein zweites Buch.

Boppi, wer soll Dein Mail-Buch denn lesen? Manche Leute finden ja kaum Zeit, um ihre eigenen E-Mails zu beantworten...
Ja, so ist das… aber sie finden genügend Zeit, um sich stundenlang irgendwelche Sitcoms reinzuziehen. Aber die Menschen sind voyeuristisch veranlagt; sie sind sogar voyeuristisch hochbegabt. Wir interessieren uns einfach für das Leben anderer – vor allem dann, wenn nicht immer alles so läuft, wie die es gerne hätten.

Dass das Buch keine Leserschaft findet, davor habe ich keine Angst. Wenn ich meine Beziehungs-Mails ins Schaufenster stelle, wird sich in kürzester Zeit eine grosse Menge Schaulustiger davor tummeln.

Ein Buch aus E-Mails – sind da auch 90 Prozent der Seiten nur Spam?
Das denke ich weniger. Die Mails zeichnen das Auf und Ab einer wachsenden Beziehung. Da ist nix Spam. Es sind Auszüge aus meinem Mailwechsel mit der Sängerin meiner damaligen Band… superspannend nachzuverfolgen, wie bei einer reinen «Arbeitsbeziehung» plötzlich Emotionen mit ins Spiel kommen – und wir uns mit der Frage herumschlagen, wieviel Zuneigung denn nun eine Beziehung rechtfertigt.

Worum geht es in «rosa träumt blau – blau sieht rosa» denn genau?
Es ist der Versuch zweier junger Menschen, aufeinander zuzugehen und eine Beziehung zu leben, die ganz auf Ehrlichkeit und Echtheit aufbaut. Das Buch zeichnet einfach unsere Liebesgeschichte über zwei Jahre hinweg nach. Ich habe Auszüge aus unseren Mails zusammengetragen und sie anschliessend – wie bei einem Making-Of eines Regisseurs – mit Kommentaren aus heutiger Sicht ergänzt.

Wie ist das Buch entstanden?
Aus einem Anflug von Romantik heraus habe ich Tamara alle unsere E-Mails auf blaues und rotes Papier ausgedruckt und sie ihr in zwei Ordnern geschenkt. Als wir zwei Jahre später geheiratet haben, waren die plötzlich wieder in meinen Besitz.

Und so schlug ich mich dann 2-3 Jährchen mit dem Gedanken herum, dass man aus so etwas doch einfach was machen MUSS. Bis dann die Idee gereift war, einen Mail-Roman zu verfassen.

Dann kamen einige Monate Fleissarbeit, in denen ich die bedeutendsten und gleichzeitig normalsten Ausschnitte aneinanderreihte und in ein Deutsch übertrug, das jeder Schweizer gelesen werden kann und das von den Deutschen als Deutsch mit Schweizer Slang wahrgenommen wird.

Eigentlich sind es ja sogar zwei Bücher, wenn man es umdreht...
Richtig. Als das Buch so im groben fertig war, hat mir jemand an den Kopf geworfen: «So was Sulziges nimmt jetzt sicher kein Mann in die Hände.» Da kam die nicht ganz ernst gemeinte Idee, das Ganze für Männer zusammenzufassen, die nicht gerne viel lesen und völlig zielorientiert veranlagt sind.

Die ganze Zusammenfassung hat tatsächlich auf knapp anderthalb Seiten Platz. Das ist für jedes Testosteron-gesteuerte Wesen zu schaffen. Überschrieben ist es auch mit «blau sieht rosa – in drei Schritten zur Traumfrau»; eine Anspielung auf die visuelle Veranlagung der Männer.

Sind also Frauen die anvisierte Hauptleserschaft? Für die Männer sind ja nur ein paar wenige Seiten vorgesehen...
Hoffe ich nicht. Für die Leser der blauen Seite gibt es den Hinweis, die Details auf der rosa Seite nachzulesen. Ausserdem wird hoffentlich jede Frau, die das Buch gelesen hat, ihren Partner auch zum Lesen nötigen. Zwischen den Zeilen wird ja immer wieder herrlich erfrischend die Verschiedenheit von Mann und Frau aufgezeigt.

Was soll das Buch bewirken?
Jemand hat geschrieben, dass es ein Ratgeber ist, ohne Ratgeber zu sein. Das trifft genau den Punkt. Ich will und kann nicht vorgeben, wie man Beziehungen zu leben hat. Aber ich wünsche mir, dass unsere Geschichte viele Menschen inspiriert, um in ihren Beziehungen auch selber wieder christliche Werte, Treue, Ehrlichkeit, Vergebung und ein Kämpfen füreinander hochzuhalten.

Gerade eben habe ich eine Mail erhalten, in der mir jemand schreibt. «Diese Ehrlichkeit, dieses Stehen zueinander, egal, was der andere macht oder denkt, dieses Kämpfen und Dranbleiben für eine Beziehung – das ist es, was mich beeindruckt hat. So eine Beziehung wünsche ich mir auch.» Da ist das Ziel von meinem Buch erreicht.

Datum: 12.05.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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