Das 1. Buch Lego

Eva beisst in die verbotene Frucht.
Lot gerät in Bedrängnis.
Josef wird nach Ägypten verschleppt.

Was macht man mit einer Viertelmillion Legosteinen? Die Bibel nachbauen, wie Brendan Powell Smith. Er hat inzwischen sogar sein erstes Lego-Bibelbuch veröffentlicht.

Das sind noch waschechte Zeitdokumente: Die nackte Eva beisst in Nahaufnahme in die verbotene Frucht, und Adam benennt die Tiere. Dicht neben ihm sitzt die Spinne – kein Bild für zarte Gemüter. Eine weitere Aufnahme zeigt das Paar, aus dem Garten Eden vertrieben, zusammen mit seinem süssen neugeborenen Kain. Genauso nahe dran ist man später, wenn er seinen Bruder Abel brutal umbringt.

Ein paar Seiten weiter die Gelage vor Noahs Zeit und die in Sodom und Gomorrah. Oder die um ihr Leben schwimmenden Menschen bei der Sintflut. Nichts ist geschönt, auch Lots Frau nicht, wie sie zur Salzsäule erstarrt. – Bilder aus dem Familienalbum der Menschheitsgeschichte.

Originalsteine

Smith ist kreativ. Man kauft ihm sogar die mit Originalsteinen nachgebauten Babys ab. Kleinkinder existieren ja im Lego-Sortiment nicht. Fast überall arbeitet er mit Originalsteinen. Einzig beim Garten Eden und ein paar anderen Geschichten musste er mit Eigenbauten nachhelfen.

Auf den Seiten 10 bis 149 stehen textlich zu den Bildern ausschliesslich Bibelverse. Sie handeln von der Erde, die wüst und leer war. Smith dokumentiert das mit Kraterlandschaften aus Lego-Weltraum-Bausteinen. So gehen Text und Bild bis zum Schluss im Einklang. Das letzte Bild zeigt Josef, im Hintergrund die Pyramiden. Er wurde nach Ägypten verschleppt. Man darf also mit einer Fortsetzung rechnen.

Originalberichte

Viele Geschichten sind einem irgendwie bekannt. In der Aufbereitung von Smith kriegt man aber einen neuen Zugang zu ihnen. Man erlebt die Storys anders. Wenn zum Beispiel Abraham mit seiner Legofackel loszieht und sein Sohn Isaak neben ihm einen Lego-Holzstapel schleppt. Die Lego-Bibelfiguren marschieren und marschieren. Dann legt Abraham das Holz bereit. Die bekannte Geschichte spitzt sich auch hier zu bis zu dem dramatischen Moment, als Abraham zu seinem Legomesser greift, um Isaak zu opfern. Sein Arm ist bereits erhoben zum Zustechen, als er die Stimme des Engels hört: «Abraham! Abraham!»

Originalberufung?

Etwas ist trotzdem abenteuerlich an diesem 1. Buch Lego: Die Einleitung. Folgende Geschichte verkauft uns Brendan Powell Smith dort: «Ich sass abends gemütlich über meinem Essen beim Mexikaner um die Ecke, als plötzlich mein Bohnen-Burrito in Flammen aufging und Gottes Stimme zu mir sprach: „Brendan, von heute an wirst du das heiligste aller Bücher, die Bibel, für mich mit Lego-Steinen nachbauen.“ „Dafür gibt es sicher Qualifiziertere als mich“, lautete meine bescheidene Antwort. „Ich bin ein einfacher Mann und habe kein besonderes Talent im Bauen mit Plastik-Klötzen.“

„Wer bist du, dass du den Willen Gottes infrage stellst?“ dröhnte die Stimme voll Zorn. „War ich es nicht, der die Erde aus dem Nichts erschuf und der das Schicksal der Menschheit in Händen hält?“ „Aber ich bin Atheist“, gab ich zu bedenken. „Umso weniger steht es dir zu, meine Weisung infrage zu stellen!“ kam die Antwort. „Und jetzt an die Arbeit!“ ... »

Kann es sein, dass jenem mexikanischen Koch einfach die Chili-Dose ausgerutscht war und Brendan etwas zuviel Würze erwischt hatte?

Ein Exklusiv-Interview von Livenet mit Brendan Powell Smith lesen sie hier: www.jesus.ch/index.php/D/article/158/11712/

Das beschriebene Buch gibt es bei Sanssouci im Carl-Hanser-Verlag GmbH, Vilshofener Strasse 10, D-81679 München.
Webseite: www.sanssouci-verlag.de

Der Autor Brendan Powell Smith, 31, lebt heute in Kalifornien. In Boston studierte er Philosophie und vergleichende Religionswissenschaft. Eine Comicgeschichte aus dieser Zeit signierte er mit «the Reverend». Dieser Spitzname ist ihm bis heute geblieben. Im Silicon Valley verdiente er später eine Menge Geld als Webdesigner. Seine Abertausende von Legobausteinen hat er sich im Netz ersteigert. Seine Internetseite www.bricktestament.com ist mittlerweile Kult und zählt bis zu 200'000 Besucher pro Monat – nebenbei bemerkt etwa gleich viel wie diese Homepage hier

Datum: 04.11.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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