Im Aufwind

Jugendkirche „icf zofingen" als Konkurrenz für andere Kirchen?

Der „icf zofingen“ im Aufwind: An die 300 Leute strömen jeweils in die Gottesdienste ins alte Zofinger Kino. Inzwischen bekommen auch andere Gemeinschaften die junge Freikirche zu spüren - weltliche und geistliche.
Leute
Logo

Laut, prägnant, poppig: Das Konzept von icf (international christian fellowship) www.icf-zofingen.ch kommt offenbar auch in Zofingen an. Sonntagabend für Sonntagabend strömen gegen 300 Besucher in den Saal des ehemaligen Kinos, berichtet das „Zofinger Tagblatt“. Am Freitag hat man einen Teenagergottesdienst eingeführt. Im Vergleich dazu hinkt zum Beispiel die reformierte Kirche in Zofingen, die an ihren Gottesdiensten geschätzte 60 Besucher zum Stammpublikum zählen darf, arg hinterher.

Am Rezept, das eine vorab jüngere Generation zu icf lockt, hat sich seit Beginn vor drei Jahren wenig geändert. Das heisst, es werden für Gottesdienste Beamer, Fernsehkameras, Mischpult und Leinwand eingesetzt. Noch immer wird die christliche Botschaft durch zeitgemässe Musik begleitet. Und nach wie vor werden die «Messages» klar und prägnant gebracht und versinnbildlicht. Philippe Sternbauer jedenfalls, Präsident des Vereins icf zofingen, sieht keinen Grund, konzeptuell etwas zu ändern. «Wir wollen das Evangelium in einer modernen Sprache vermitteln.»

„Erschütterung“

Den Zulauf zu icf bekommen primär die örtlichen Freikirchen zu spüren. Markus Burkhart von der Freien Missionsgemeinde Region Zofingen (FMG) räumt ein, dass ein paar Mitglieder der FMG den Rücken gekehrt und zu icf gewechselt haben. «Das Auftreten von icf hat zu einer Erschütterung in unserer Gemeinde geführt.» Vor allem auch deshalb, weil es sich bei den betroffenen Mitgliedern um leitende Personen aus der Jugendarbeit gehandelt habe. Zurzeit komme man aber relativ gut aneinander vorbei, so der Prediger gegenüber dem „Zofinger Tagblatt“.

Etwas anders beschreibt Pfarrer Stefan Moll von der Evangelisch-methodistischen Kirche Zofingen (EMK) die Situation. Man habe vereinzelt Mitglieder an icf zofingen verloren. Mehr als das beschäftigt ihn aber das Programmatische beziehungsweise die Simplifizierung des Christentums: «Vieles wird bei icf auf schwarz-weiss reduziert.» Ein Eindruck, den der reformierte Zofinger Pfarrer Burkhard Kremer-Bieri teilt. «Der Stil tut manchmal weh. Gott ist kein Produkt, das es möglichst gut zu vermarkten gilt.» Trotzdem gewinnt er dem icf-Auftritt auch Positives ab: Es sei eine Kirche, die begeistert und Freude macht.

Silvio Bucher, Präsident der katholischen Kirchgemeinde Zofingen, meint, dass es wohl auch von katholischer Seite Leute gebe, die vor allem aus Neugierde sich bei „icf zofingen“ vorbeischauen. Doch ein spürbarer Abgang gebe es nicht. Eine diesbezügliche Statistik bei Austritten sei nicht vorhanden. Die Erfahrung zeige, dass Austretende nur in den wenigen Fällen einer andern Kirche beitreten, also konfessionslos bleiben, betont Bucher.

In Kirchenkreisen sieht man die Gründe des Erfolgs unter anderem auch in der vergleichsweise grösseren Verbindlichkeit: Manchen ist beispielsweise die reformierte Kirche zu offen und zu vage. Aus den icf-Predigten lässt sich leichter einen Bezug zum Alltag herstellen.

Werbeoffensive beim Jugendtreff

Wenig Freude über das Gebaren von icf herrschte hingegen beim Zofinger Jugendtreff. Dieser musste sich vor drei Jahren, als sich icf in Zofingen im Aufbau befand, gegen eine grössere Werbeoffensive wehren. Mit Plakaten und Flyern rührten icf-Leute die Werbetrommel und versuchten gar, das Jugendtreff-Lokal für icf-Anlässe zu mieten. Thomas Bertschinger, Jugendarbeiter in Zofingen, sah sich letztlich gezwungen, gegenüber icf und andern freikirchlichen Gemeinschaften die Position der Stadt in solchen Fragen klar zu machen: «Wir bleiben in konfessionellen Fragen neutral und haben dies entsprechend deutlich gemacht.»

Bertschinger setzt hinter das Auftreten von icf ein grosses Fragezeichen. Er habe manchmal das Gefühl, Jugendliche würden als Ware angeschaut. Dass diese von Freikirchen angeworben werden, erachtet er als gefährlich. «Jugendliche suchen Halt und sind sehr empfänglich für solche Gemeinschaften.» Oftmals seien es gerade junge Menschen aus sozial schwierigen Verhältnissen, die den Anschluss suchen.

Künftig mit mehr Kapazität

Derweil geht die junge Zofinger Freikirche unbeirrt ihren Weg. Genauso modern wie die Gottesdienste sind inzwischen auch die neuen Räumlichkeiten, die die Geschäftsstelle des icf zofingen bezogen hat. Der Standort an der Funkenstrasse wurde wegen akutem Platzmangel aufgegeben. Am neuen Ort hat man auf rund 170 Quadratmetern eine Schaltstelle eingerichtet, in der neben dem Backoffice und einigen Sitzungszimmern auch Kindergottesdienste und Sonntagsbrunchs abgehalten werden können. Immer mit dem Ziel vor Augen, «den Leuten einen Zugang zu Gott zu zeigen»

Forum: Ihre Meinung zum Thema

Kann und soll hier von Konkurrenz gesprochen werden? Oder streiten sich jetzt die „Ameisen darum, wer den Elefanten essen“ darf? Diskutieren Sie mit und stimmen Sie bei der Online-Umfrage ab: www.forum.livenet.ch/thread.php?threadid=9814&boardid=180

Datum: 11.04.2005

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service