300 Quadratmeter grosses Bibel-Graffito

Aus der Ferne sieht es aus wie ein Muster, kommt man näher, so lassen sich Buchstaben erkennen, schliesslich ganze Wörter. Nur wer sich Zeit nimmt, kann die Sätze lesen. Der Text wird gebrochen von Fenstern und Mauervorsprüngen. Man muss sich auf der Strasse bewegen, um alles zu sehen.

Nur wer sich Zeit nimmt, kann die Sätze lesen“, schreibt das „Hamburger Abendblatt“. An einer Ampel blieben bei grünem Licht immer wieder Menschen stehen, um den Text zu lesen und darüber zu reden. Es sind Worte Jesu, 2000 Jahre alt, die hier neu inszeniert worden sind: Die Seligpreisungen aus der Bergpredigt füllen die eine Wand, auf der anderen kann man die Worte aus dem Johannes-Evangelium lesen. Man kann sie nicht übersehen, und doch lassen sie sich nicht so einfach verbrauchen wie eine Werbebotschaft, die mit einem Blick aufgefasst werden kann, man kann sie nicht im Vorübergehen konsumieren und verfügbar machen.

Seit mehr als 30 Jahren Sozialarbeit

Die Arbeit begann unter suchtgefährdeten Jugendlichen und widmet sich nun mehr Menschen jeden Alters. Ziel sei die fachgerechte Hilfe für die Einzelnen. Die Angebote des 1970 gegründeten Jesus Centers, das seine Arbeit überwiegend aus Spenden finanziert, wenden sich an Gefährdete und Menschen in sozialer Not sowie an Kinder, Jugendliche, Alleinerziehende und Menschen ohne Wohnung. Das überkonfessionelle Werk gehört zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden).

Junkies, Festivals und ungewöhnliches Engagement

1968: Die in Nordamerika entstandene Jesus People Bewegung erreicht auch Europa. Junge, engagierte Christen missionieren und evangelisieren in den Grossstädten. In Hamburg kommen zu den Jesus Festivals, die von den später im JesusCenter Mitarbeitenden veranstaltet werden, bis zu dreitausend Jugendliche. Hier und bei anderen missionarischen Einsätzen bekehren sich auch einige Rocker und Junkies. Sie finden in den etablierten Kirchen dennoch kein zu Hause. Aus diesem Grund bauen jene gemeinsam missionierenden Christen aus verschiedenen Kirchen miteinander das JesusCenter auf (seit 1970 ein eingetragener Verein).

Für Randständige

Hier sind Menschen willkommen, in deren Leben Gewalt und Drogenmissbrauch einen hohen Stellenwert besitzen. Diese Themen sind deshalb auch bleibend aktuell für die im Jesus Center engagierten Christen. Immer häufiger werden Jugendliche aufgenommen und begleitet. Möglichkeiten, diese Jugendlichen zu beherbergen werden gesucht und gefunden. Es entsteht eine Teestube, später das Cafe Augenblicke, Wohnungen werden angemietet, um dort diese Menschen aufnehmen zu können. Beratung, Begleitung und andere Hilfsangebote kommen dazu.

Die Arbeit verändert sich von der christlichen Jugendbewegung aus, hin zum sozialdiakonischen Werk - ohne dabei die eigenen Wurzeln aus dem Blick zu verlieren.

Eine besondere Anerkennung und Würdigung dieses sozialen Engagements erfahren die im JesusCenter Mitarbeitenden durch die Verleihung des Albert-Schweizer-Preises. Er wird ihnen 1977 durch die Johann-Wolgang-Goethe-Stiftung in Basel überreicht.

Während der achtziger Jahre baut das JesusCenter kontinuierlich seine Arbeit aus. Neue Projekte entstehen und können nach und nach in den bewährten Betrieb eingefügt werden. In den neunziger Jahren kommt dann ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit des JesusCenters hinzu: Das verstärkte Engagement für Kinder und Familien. Nach wie vor wird die gesamte Arbeit durch einen breiten Stamm von ehrenamtlich Mitarbeitenden, oft mit kirchlichem Background, bewältigt, der den kleinen Kreis der angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirkungsvoll unterstützt.