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„Kirche der Narren“

Die Methodistenkirche von England macht bei einem originellen Projekt mit. Sie ist der Hauptsponsor von "Church of Fools" (zu Deutsch etwa „Kirche der Narren“), einer Online-Kirche, die für die Dauer von drei Monaten aufgeschaltet wurde.
Church of Fools

"Church of Fools" zeigt in einer 3D-Animation eine virtuelle Kirche. BesucherInnen der Online-Kirche können zu Beginn eine männliche oder weibliche Figur auswählen und anhand dieser Figur in der Kirche herumspazieren und zum Beispiel darin Platz nehmen, knien, beten, sich eine kirchliche Ausstellung ansehen oder sich interaktiv in Form von einer Art Sprechblase mit anderen Kirchenbesuchern unterhalten. Dabei gelten auch in einer Online-Kirche gewisse Regeln, wie man sich in der Kirche zu verhalten hat. So soll man sich zum Beispiel respektvoll miteinander unterhalten oder sich auch einfach nur mal hinsetzen und schweigen. Hält man sich nicht an die aufgestellten Regeln, wird man von einem Kirchenverantwortlichen ermahnt und falls dies nichts nützt, aus der Kirche geleitet.

"Church of Fools" hat seinen Namen von „Ship of Fools“, einem christlichen Web-Magazin und Online-Gemeinschaft, die die Betreiber dieser Online-Kirche sind. Zum Betreten der Kirche muss der eigene Computer mit einer bestimmten Version des „Shockwave“-Programms von Macromedia ausgerüstet sein. Wer dieses Programm nicht auf seinem Computer hat, kann es auf der Einstiegsseite von „Church of Fools“ via einem Link gratis herunterladen.

Eröffnungspredigt mit 1000 Menschen

Die Online-Kirche ist während 24 Stunden und an 7 Tagen geöffnet und soll ein Ort des Gebets, der Diskussion und der Erkundung sein. Zu gewissen Zeiten, so zum Beispiel nächsten Sonntag um 9 Uhr, findet eine kurze Andacht statt, geleitet von einem Pfarrer oder einem Gastprediger. Beim Eröffnungsgottesdienst von "Church of Fools" waren, laut den Betreibern der Homepage, rund 1'000 Menschen online dabei.

„Die Methodistenkirche versucht, den Veränderungen der heutigen Zeit zu begegnen. Wir wollen uns ernsthaft der „verlorenen Generation“ der unter 40-jährigen annehmen und neue und frische Formen von Kirche sein erforschen. Das Internet ist eine grosse Quelle von Informationen, Nachrichten und Debatten und wir denken, dass dies ein Weg sein könnte, Menschen in das kirchliche Leben zu involvieren,“ sagt Pfarrer Jonathan Kerry von der Methodistenkirche.

Die finanzielle Unterstützung der Methodistenkirche für „Church of Fools“ ist auf das erfolgreiche gemeinsame Projekt mit shipoffools.com zurückzuführen betreffend der Suche nach einem elften Gebot (wir berichteten darüber). Als Hautsponsor zahlt die Methodistenkirche 5'000 britische Pfund an das Projekt von „Church of Fools“. Das Geld stammt aus dem Epworth Fonds, der eingerichtet wurde, um Projekte mit einem verbindenden Charakter zu unterstützten. „Der Erfolg der Initiative für ein elftes Gebot hat demonstriert, dass junge Menschen daran interessiert sind, was die Kirche tut, wenn es in einer frischen und innovativen Art und Weise präsentiert wird. ‚Church of Fools’ ist eine weitere neue Ausdrucksform der kirchlichen Botschaft,“ so Pfarrer Kerry und er meint weiter: „Das Logo der Methodistenkirche wird an einer prominenter Stelle bei ‚Church of Fools’ platziert und Online-Besucher werden in der Lage sein, mehr über die Methodistenkirche herauszufinden und warum wir uns an diesem Projekt beteiligen. Die Kirche wird auch Diskussionsthemen liefern und es wird auch ein Link zu unserer offiziellen Website geben.“

Eine echte Kirche?

Auf der Website von "Church of Fools" geben die Betreiber auch einige Antworten zu Fragen, die man sich im Zusammenhang mit „Church of Fools“ stellen könnte. Interessant ist zum Beispiel die Antwort auf die Frage, ob diese Kirche denn eine „echte“ Kirche sei? Darauf antworten die Betreiber wie folgt: „Wir sind bis jetzt noch nicht sicher – dies ist eines der Dinge, das wir versuchen, herauszufinden. Jesus sagte, 'wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.' Wir glauben, dass das Netz Menschen die Chance einer echten Begegnung und einer wahren Gemeinschaft bietet, auch wenn sich diese Menschen nie direkt von Angesicht zu Angesicht treffen. In diesem Sinne könnte ‚Church of Fools’ wirklich eine echte Kirche sein. Wir werden es herausfinden.“

Cyberkirche wird angegriffen

Die virtuelle Kirche „The Church of Fools“ wurde bereits Opfer des virtuellen Teufels. Hacker haben sich unter dem Namen „Satan“eingeloggt, richteten Schaden an und verbreiteten Satan Parolen. Teilweise loggten sich User unter den Namen „Gott“, „Jesus“ und „Satan“ ein. Dort bewegten sie sich als virtuelle Charaktere und grüssten andere Besucher mit Sprüchen wie „Satan liebt dich“ und Beschimpfungen.

„The Church of Fools“ teilt mit, dass man den Altarraum und die Kanzel für Fremde sperren musste, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Die Kirche möchte aber ihren Dienst weiter fortsetzen.

Datum: 24.05.2004

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