"Streetchurch" wird am Sonntag aus der Taufe gehoben

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Streetchurch Kanzlei

Mit einem ersten öffentlichen Gottesdienst im trendigen Event-Lokal Kanzlei startet am Sonntag in Zürich die "streetchurch". Dahinter steckt ein bis Ende 2006 finanziertes Pilotprojekt der reformierten Kirche: eine Jugendkirche, die mit Rap und Gedankenanstössen aus dem christlichen Glauben Junge zwischen 16 und 25 Jahren erreichen möchte.

"Mit diesem Projekt will die Kirche den Schritt zur Lebenswelt der Jungen tun", betont Angela von Lerber (43), Kommunikationsbeauftragte der neuen Jugendkirche.

Der spektakuläre Erfolg der trendigen Freikirche International Christian Fellowship (ICF), die allein in Zürich Woche für Woche sehr viele Jugendlichen unter ihren Gottesdienstbesuchern zählt, hat die Landeskirchen aufgeschreckt - oder zumindest nachdenklich gemacht.

Bis Ende nächsten Jahres will auch die römisch-katholische Landeskirche des Kantons Zürich ein Pilotprojekt "Jugendkirche Zürich" ausarbeiten. Die evangelische-reformierte Landeskirche ist einen Schritt weiter: Am Sonntag hebt sie ihr Pilotprojekt "Jugendkirche" anlässlich des ersten öffentlichen Gottesdienstes aus der Taufe.

"Kirche am Weg"

Das reformierte Projekt trägt den Namen "streetchurch": Strassenkirche, Kirche an der Strasse. Ausgewählt aus über 100 Namensvorschlägen nicht zuletzt deshalb, weil darin dasselbe wie in der Bahnhofkirche Zürich zum Ausdruck kommt: "Kirche will 'Kirche am Weg' sein, geht zu den Leuten hin statt zu erwarten, dass die Leute zu ihr kommen", sagt Angela von Lerber.

Bis zur Sommerpause finden die (monatlichen) Gottesdienste der "streetchurch" vorübergehend im Event-Lokal Kanzlei statt, wo sonst Discos, Konzerte und Partys für 16- bis 25-Jährige angesagt sind. Im Herbst wird die reformierte Jugendkirche dann im selben Quartier ihren definitiven Standort beziehen können, und zwar in der Kirche St. Jakob, die die sich bereits seit längerem als "offene Kirche" profiliert und derzeit renoviert wird.

Das grosse Interesse der jungen Menschen an ICF sei ein deutliches Indiz dafür, dass junge Menschen sich für den Glauben interessierten. Es müsse also von den Kirchen "die Art und Weise, wie der Glaubensinhalt an diese Altersgruppe vermittelt wird", überdacht werden.

Orientierung auf gleicher Ebene

Junge Menschen seien auf der Suche nach Orientierung in einer Welt, in der man kaum mehr wisse, was denn nun gültig sei, weil es für jeden Lebensbereich ungezählte Gestaltungsoptionen gebe, sagt Angela von Lerber. Damit junge Menschen in ihrer Suche jedoch ihre eigenen Antworten finden könnten, brauche es eigene Orte. "Sie müssen einen Raum haben, in dem sie in ihrem Lebensgefühl, in ihrer Lebenswelt darauf antworten können."

Eigentlich, so Angela von Lerber, sei das Projekt der Schritt einer Kirche, die bekenne: "Wir müssen uns auf den Weg zu den Jugendlichen machen und deren Lebenswelt kennenlernen. Diese Lebenswelt ist uns nämlich kaum bekannt, und irgendwie hat man sich zwischen den Generationen auseinander gelebt."

Und wie sieht die Lebenswelt heutiger Jugendlicher vielfach aus? Da ist die zermürbende Suche nach einer Arbeitsstelle, die Herkunft aus schwierigen Familienverhältnissen, die scheiternde Liebesbeziehung, die Ungewissheit der Zukunft: "Für junge Menschen ist es heute unheimlich schwierig, sich zu orientieren. Da ist es mit einfachen Antworten nicht getan."

Mit "streetchurch" wolle die Kirche, so schreibt sie zu ihrem Projekt, "die Probleme und Nöte der Jugendlichen aufnehmen, aber auch ihre Sprache und ihr Lebensgefühl, um ihnen auf gleicher Ebene eine Orientierung am christlichen Glauben anzubieten." Dabei sollten sie gemeinsam mit anderen ihren Alltag reflektieren und zum Teil auch praktische Begleitung erfahren.

Gefässe zum selber Gestalten

Erklärtes Ziel von "streetchurch" ist es denn auch, die Gottesdienste nicht für die jungen Menschen, sondern zusammen zu gestalten. Angela von Lerber: "Wir wollen ihnen Gefässe schenken, in denen sie ihre Kirche selber gestalten können."

Wichtiger Bestandteil der Gottesdienste ist die Musik; dabei soll der Akzent auf "Black Music" (Rap, R'n'B, Gospel) liegen. Auch wurden bereits enge Beziehungen zur Zürcher Hiphop-Szene geknüpft. Enge Beziehungen sind zur Zürcher Hiphop-Szene geknüpft worden. Einige Exponenten dieser Szene gehören zum Kernteam der streetchurch und haben das Projekt von Anfang an mitgeprägt. Auch von den Beziehungen zur Rapschule vom NetZ4, für die sich der streetchurch Leiter Markus Giger seit Jahren engagiert, profitiert die streetchurch. Und so helfen nun die Rapper vom NetZ4, die Gottesdienste der streetchurch mit zu gestalten. Gerade der Sprechgesang des Rap mit seinen Möglichkeiten des spontanen interaktiven Austauschs vermöge dem Lebensgefühl der heutigen Jungen Ausdruck zu verleihen, meint Angela von Lerber: "Hört man bei Rap-Texten genauer hin, hört man darin oft gleichsam das Klagelied der Moderne."

Als längerfristige Aufgabe hat sich das Leitungsteam zum Ziel gesetzt, mit dem Aufbau von Begleitprojekten die soziale Kompetenz der Jugendlichen zu fördern. Die streetchurch will Plattformen schaffen, wo Jugendliche einen gelebten Glauben mit gesellschaftsrelevanten Auswirkungen erfahren können.

Sonntag, 9. Mai, 19 Uhr
streetchurch im Kanzlei, Kanzleistr. 56, 8004 Zürich
mit DJ Platinum, Gleam Joel & Rappers, Vladimir Tajsic & Friends und Special Guests

Sonntag, 13. Juni, 16.30 Uhr
streetchurch mit anschliessender
EM-Live-Übertragung der Länderspiele Schweiz-Kroatien und England-Frankreich
auf Grossleinwand.

2. bis 4. Juli
streetchurch am zürifäscht
Zelt bei der Blatterwiese (nähe Chinagarten)

Sonntag, 4. Juli
10 Uhr Brunch
11 Uhr Celebration
DJ Platinum
Junior Robinson & Friends
Gleam Joel & Rappers

Kontakt: angela.lerber@zh.ref.ch

Datum: 07.05.2004

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