Alternative Gottesdienstformen

Immer mehr Jugendliche strömen zu "ihren" Gottesdiensten

Alternative Gottesdienstformen waren bis vor kurzem noch exotische Ausnahmen. Heute haben sie sich aber vielerorts als feste Grössen etabliert. Einladungen zu speziellen Segnungs- und Lobpreis-Messen oder zu Gottesdiensten für Familien und Kleinkinder sind heute keine Ausnahme mehr.
FlaminGo Reutlingen
Jugendgottesdienst

Gerade Veranstaltungen für Jugendliche haben grossen Zulauf. Sie machen deutlich, dass Jugend sehr wohl Interesse an Kirche hat, vorausgesetzt, Kirche wird in ihrer Lebenswelt gestaltet.

Beispielsweise wird in Reutlingen seit vier Jahren der wohl grösste regelmässige Jugendgottesdienst im Bereich der württembergischen evangelischen Landeskirche gefeiert. Jeweils am zweiten Sonntag im Monat zieht "FlaminGo", was "flammender Gottesdienst" heissen soll, bis zu 500 Jugendliche und junge Erwachsene aus der näheren und weiteren Umgebung an. Der grosse Zulauf machte im Herbst sogar den Umzug von der kleinen Nikolaikirche in den weitläufigen Saal des Matthäus-Alber-Hauses nötig.

Spirituelle Sehnsucht ausleben

Hier feiern die Jugendlichen ihren Gottesdienst so, wie sie ihn haben wollen: lebensnah, einladend, beteiligend und herausfordernd. Als Brücke zum Alltag, aber auch als Ort, an dem sie ihre spirituelle Sehnsucht ausleben können. Musik, Predigt und wieder Musik sind die festen Grössen. Die Ehre gibt die Gemeinschaft hier Gott nicht mit Bach und Orgelmusik, sondern mit rockig-poppigen Lobpreisliedern.

Statt still in der Kirchenbank zu verharren, bewegen sich die Jungen und Mädchen im Rhythmus der Musik. Es ist ihre Form der Andacht. Hingebungsvoll singen sie mit, manche mit geschlossenen Augen, die Handflächen offen zum Himmel erhoben. Die Predigt halten Jugendliche für Jugendliche, an der Bibel ausgerichtet und je nach Thema mit Videosequenzen oder Anspielen aufgelockert.

Rund 200 Angebote für Jugendliche

Jugendreferentin Anne Winter, in der Landeskirche zuständig für das Projekt "Jugendkirche", sieht mit Wohlgefallen auf die Jugendgottesdienste. "Man muss auch nicht zwanghaft versuchen, alt und jung zu mischen", sagt sie und begrüsst "ortsübergreifende Jugendgemeinden mit regelmässigen Gottesdiensten". Vier Jugendkirchen sind bereits entstanden - in Stuttgart, Leonberg, Kirchheim/Teck und im mehr ländlichen Kirchenbezirk Aalen. Daneben gibt es im Bereich der württembergischen Landeskirche rund 200 regelmässige und unregelmässige Angebote für Jugendliche, schätzt Winter.

Freikirchen beteiligen sich

Vor den Neugründungen - vor allem Ende der 90-er Jahre gab es hier einen regelrechten Boom - hatte man lange vergeblich versucht, Jugendliche mit aufgelockerten Gottesdiensten in die Kirchen zu holen. Vor vier Jahren wurde dann in Reutlingen erstmals ein Gottesdienst speziell für Jugendliche etabliert, und der "FlaminGo" entwickelte sich "zum Renner". Das lag auch daran, dass man die freien Gemeinden und Freikirchen im Umkreis mit ins Boot holte, sagt Pfarrer Johannes Eissler, geistiger Vater von "FlaminGo".

Heute ist "FlaminGo" als feste Grösse aus Reutlingen nicht mehr wegzudenken.

Siehe auch Artikel: Gott unter den Kids
www.revolution-one.ch/index.php/D/article/233/5957/

Autorin: Andrea Anstädt

Datum: 26.03.2004
Quelle: Epd

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