USA: Zahl der Mega-Gemeinden hat sich verdoppelt

North Coast Church in Kalifornien

Washington. Die Zahl der Mega-Kirchengemeinden in den USA hat sich seit 1990 auf 700 verdoppelt. Doch vor Ort haben diese Gemeinden, die jede Woche mindestens 2000 Gottesdienstbesucher zählen, immer stärker mit Ablehnung zu tun. Das berichtet die Tageszeitung „USA Today“. Nachbarn seien sauer über den Anstieg von Lärm, Verkehr und Umweltschäden. So breche rund um eine Mega-Gemeinde in Ruch im US-Bundesstaat Oregon zur Gottesdienstzeit an jedem Sonntag der Verkehr zusammen.

Vor allem die nicht traditionellen evangelikalen Gemeinden ständen in der Kritik, da sie nicht nur Gottesdienste organisierten, sondern oft auch Hotels, Kindergärten, Buchgeschäfte und Fitness-Center unterhielten. Während solche kommerziellen Angebote in reinen Wohngebieten vom Gesetzgeber verboten seien, könnten sich Kirchengemeinden auf das in der Verfassung verbriefte Recht auf Religionsfreiheit berufen. „Jede Form von Gemeindeaktivität wird theoretisch als religiöse Praxis geschützt“, stellt der Direktor des Zentrums für Nachhaltiges Wachstum der George-Washington-Universität, Jonathan Weiss, fest.

Warum schon grosse Gemeinden noch grösser würden, sei letztlich kein Geheimnis, erläutert der geschäftsführende Pastor der 5500 Mitglieder zählenden North Coast Church in San Diego in San Diego, Charlie Bradshaw. Es seien dieselben Gründe, warum auch Supermärkte auf der grünen Wiese so erfolgreich seien: „Sie bieten das an, was du suchst.“ Die Angebote der Mega-Gemeinde beschreibt USA Today' mit den Worten: „Hör ein Predigt, löse deine Eheprobleme, geh dann in den Gesundheitsclub. Trink eine Tasse Milchkaffee im Bistro, schau Dir einige Bücher im Buchladen an und gib dann eine Spende.“

In dem Beitrag werden einige Gemeinden besonders vorgestellt, darunter auch die Baptistengemeinde in Prestonwood bei Dallas. Sie betreibt 15 Sportplätze, ein Restaurant im Stil der 50-er Jahre sowie ein Fitness Center. Bereits geplant seien ein Coffee Shop und ein Grossrestaurant.

Probleme hat derzeit die 17.000 Mitglieder zählende Baptistengemeinde in Castle Hills bei San Antonio. Sie hat sechs Nachbargrundstücke gekauft, die Häuser darauf abreissen lassen, um mehr Platz für Parkplätze zu gewinnen. Die Stadtverwaltung hat den Abriss der Häuser zwar genehmigt, nicht aber den Bau der Parkplätze. Ein Sprecher der Stadtverwaltung bezeichnete das Wachstum dieser Gemeinde als „Krebsgeschwür“. Ein Sprecher der Baptisten kritisierte das Nein der Stadtverwaltung als „Kampagne gegen den Gottesdienst“.

Wachstums-Fachmann Jonathan Weiss ist davon überzeugt, dass solche und andere Kontroversen auf dem Rechtsweg nicht ausgeräumt werden könnten. Nötig sei eine einvernehmliche Lösung. Man könne etwa an das religiöse Gewissen der Mitglieder von Mega-Gemeinden appellieren und sie an ihre ethische Verpflichtung erinnern, als Christen „gute Nachbarn“ zu sein.

Baptistengemeinde nimmt McDonald's-Filiale in Betrieb

Als vermutlich erste und einzige Baptistengemeinde weltweit haben die Baptisten im Stadtteil Brentwood in der texanischen Grossstadt Houston jetzt eine eigene McDonald's-Filiale eröffnet. Die „Brentwood Baptist Church“ in Houston hat mehr als 10.000 Mitglieder, die auch regelmässig die Gemeindeveranstaltungen besuchen. Doch sie will den Angaben zufolge weiter wachsen. Weil es in der Nachbarschaft der Gemeinde jedoch kaum Restaurants gab, kam die Gemeindeleitung auf die Idee, auf dem fast 45 Hektar grossen Kirchengelände einen Schnellimbiss zu eröffnen. Das McDonald's-Restaurant ist dabei Bestandteil der missionarischen Gemeindearbeit: Denn so sollen nach Angaben der Gemeindeleitung neue Interessenten an die Gemeinde herangeführt werden. Weil die Erlöse in die gemeinnützige Jugendarbeit der Gemeinde fliessen, können Pommes und Hamburger sogar preisgünstiger als in anderen McDonald's-Restaurants angeboten werden, da die traditionelle amerikanische Verkaufssteuer nicht erhoben wird.

Quelle: Klaus Rösler/ KdöR

Datum: 01.10.2002

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