Interview mit Leo Bigger, Pastor der grössten Kirche in der Schweiz

Leo Bigger
the band
dance group
Leo Bigger "preaching"

Leo Bigger, 33 Jahre, verheiratet mit Susanna Bigger, zwei Söhne im Alter von 1 und 3 Jahren
Ausbildung: Offsetdrucker, später Bibelschule IGW Zürich
Leiter der icf Kirche Schweiz und Deutschland (International Christian Fellowship), predigt regelmässig im icf Zürich (alte Börse)

youthmag.ch (Iris Muhl): Woher stammt die Idee des icf?

Bigger: Die Idee des icf wurde eigentlich in der Bibelschule geboren. Wir wollten etwas Neues machen, eine junge Kirche gründen.
Dieser Entscheid hing auch mit meiner Vergangenheit zusammen. Ich war früher eben in einer anderen Gemeinde, und das war irgendwie nicht echt. Jeder Freund, den ich mitgenommen habe, bemerkte gleich, dass in dieser Kirche der Glaube nicht echt gelebt wurde. So kannst du keine Leute für Jesus gewinnen, die haben spezielle Antennen dafür. Von daher kam das Bedürfnis, etwas auf die Beine zu stellen, das die Menschen richtig überzeugt. Wir wollten eine lebendige Kirche, modern und ansprechend. Ich habe früher in einer Hardrockband mitgespielt. Das sagten die Leute, diese Musik sei vom Teufel. Es wird viel zu viel verteufelt. Anstatt, dass Christen ihren Glauben echt leben, versuchen einige lieber, vieles schlecht zu machen. Für den icf wollte ich Musik, die vor allem auch junge Leute anspricht, die die Leute auch wieder in die Kirche holt.

youthmag.ch: Warum hast du dich mit Matthias Bölsterli zusammengetan?

Bigger: Matthias kam dann später dazu. Wir hatten auch andere Prediger, doch wir haben nach einer Weile realisiert, dass es besser ist, wenn wir nur eine Linie durchziehen. Denn durch die Predigt gibst du auch eine Vision, eine Richtung hinein. Und die kannst du nicht jeden Sonntag ändern. Matthias ergänzt mich hervorragend. Er spricht sehr strukturiert, bibeltreu, mit Illustrationen usw. Matthias kann die Bibellehre sehr gut vermitteln.

youthmag.ch: Deine Frau predigt auch?

Bigger: Ja, wir wollten jemanden, der die Frauen in der Kirche vertritt. Das ist uns sehr wichtig.

youthmag.ch: Mittlerweile ist die icf Kirche ziemlich gewachsen und sie ist zur grössten Kirche in der Schweiz geworden.

Bigger: Ja, das icf ist jetzt in 15 Grossstädten der Schweiz. Aber auch in Deutschland haben wir 6 Gemeinden.

youthmag.ch: Wie kamst du zum Glauben?

Bigger: Ich bin katholisch aufgewachsen. In der Teeniphase wollte ich nichts mit Gott zu tun haben. Mit 16 kam ich eben in die Hardrockband und hatte dort einen Freund, der gläubig ist. Nach zwei Jahren erst! hatten wir ein Gespräch über Gott. Ich hatte keine Ahnung, dass er gläubig ist. Seine Erklärungen waren für mich total einleuchtend. Es ging dann etwa drei Monate, bis er mich in einen Gottesdienst einlud. Dort wurde erklärt, dass es eben Jesus braucht. Dann habe ich gebetet und hatte ein wunderbares Erlebnis mit Jesus. Das ist mir brutal eingefahren.

youthmag.ch: Das icf ist sehr bibeltreu und auch radikal und eindeutig. Stösst du die Menschen nicht manchmal mit deinen Predigten vor den Kopf?

Bigger: Kommt drauf an, wen du meinst?

youthmag.ch: Menschen, die noch nicht im Glauben stehen.

Bigger: Nein, überhaupt nicht. Ich spreche jetzt von Leuten, mit denen ich Gespräche habe. Die sind sehr dankbar für meine Eindeutigkeit. Obwohl ich radikal bin, Jesus und die Bibel vertrete, fühlen sie sich nicht vor den Kopf gestossen. Wichtig ist, dass man als Evangelist die Meinung jedes Menschen respektiert :es ist seine Entscheidung, sein persönlicher Glaube, auch wenn er nicht an Jesus glaubt. Man muss die Menschen total ernst nehmen, schauen, dass sie nicht verletzt werden. Ich treffe auch Leute- aber selten -, die mir offen sagen: Lass mich in Ruhe mit diesem Mist. Dann sage ich: ok. Aber es hindert mich nicht daran weiterzumachen, und mit anderen Menschen über Jesus zu sprechen.

youthmag.ch: Findest du, Christen haben sich im Gegensatz zu früher verändert?

Bigger: Das kann ich nicht sagen, aber was mir besonders auffiel nach meiner Bekehrung mit 18 Jahren, das war und ist die Untätigkeit der Christen. Es wird viel zu viel geredet. Wir diskutieren über unwichtige Dinge und es wird auch vieles vermischt. Z.B. die Musikkultur mit dem Glauben an Jesus. Damals hat mich das schon betroffen gemacht, dass Gemeindemitglieder über unsere Hardrockband gelästert haben. Ich habe das nicht verstanden. Dieses enge Denken machte mich traurig, wobei ich bemerkte, dass die Hauptsache in ihrem Leben, also Jesus, gar nicht die Hauptsache war. Viele Gemeinden sind auch gar nicht effektiv. Sie machen zwar einen riesen Lärm, aber sie bewegen gar nichts. Und das finde ich sehr schade.
Du siehst ja, die Statistiken sprechen für sich. Die Besucherzahlen in den Kirchen gehen immer mehr zurück. Wir müssen aktiv werden.

youthmag.ch: Inwiefern?

Bigger: Wir müssen auf die Leute zugehen, mit ihnen über den Glauben sprechen. Z. B sind da viele Familien in unserer Siedlung, mit denen wir stundenlang über den Glauben reden können. Sie verschliessen sich nicht, sie sind suchend, sie möchten mehr wissen.

youthmag.ch: Aber nicht jeder hat die Gabe wie du, offen über den Glauben zu sprechen.

Bigger: Weißt du, ich glaube, dass wir unsere Einstellung dazu ändern müssen.
Mein Frau zum Beispiel ist eher schüchtern und doch hat sie mehr Gespräche in der Woche mit Freunden als ich. Es muss auch ein Umdenken stattfinden: Die einen merken dann plötzlich, dass sie gar keine Liebe für die Mitmenschen haben und dann dafür beten können. Ich merke auch, dass ich gewisse Barrieren habe. Z.B abends, wenn ich müde nach Hause komme und gerne noch ein bisschen Zeit für mich hätte, nehme ich den Telefonhörer trotzdem in die Hand und mache noch ein paar Telefonate mit Freunden.

youthmag.ch: Auf welche Frage möchtest du eine Antwort wissen?

Bigger: So ganz allgemein? (sinniert) Nun, warum die meisten Kirchen vom Glauben sprechen, aber ihn nicht leben.

youthmag.ch: Was tust du, wenn du in eine einschläfernde Predigt gerätst?

Bigger: Wenn ich ein Mitglied dieser Kirche wäre, dann würde ich einen eigenen Workshop aufbauen und meine Freunde zu Jesus führen. Ich würde das nicht jahrelang über mich ergehen lassen. Ich würde auch nicht hinter dem Rücken des Pfarrers darüber reden. In solchen Situationen sollte man einfach handeln.

youthmag.ch: Worauf könntest du in deinem Leben problemlos verzichten?

Bigger: Auf materielle Dinge könnte ich sofort verzichten.

youthmag.ch: Wie denkst du über die Fristenregelung?

Bigger: Ich werde gegen die Fristenregelung stimmen. In unserem Workshop haben wir vereinbart, dass wir alle abstimmen werden. In der Kirche selbst haben wir es nicht thematisiert. Und das mit Absicht, denn wir Christen sind bekannt dafür, immer gegen alles zu sein. Ich bin der Meinung, dass wir Christen endlich auch mal für etwas sein sollten, dass wir uns für das Gute einsetzen sollen. Wir sollten bekannt sein in der Gesellschaft für unsere Liebe, unsere Freude, die treue im Beruf und für unsere Grosszügigkeit . Weißt du, unsere Gesellschaft ist auch ein Spiegel der Kirche. Und wenn wir uns Sorgen machen um unsere Gesellschaft, dann sollten wir Christen uns an der Nase nehmen und sagen: Wenn die Kirche am Arsch ist, ist es auch die Gesellschaft und dann sind wir selber schuld.

youthmag.ch: Du sprichst am Wochenende vor jeweils ca. 2500 Leuten. Hast du Lampenfieber?

Bigger: Ja, auf jeden Fall. Manchmal gibt es Sonntage, da ist es easy, alles stimmt, die Predigt habe ich im Herzen usw. Und manchmal predige ich und der Funken fehlt mir, und ich weiß, ich habe viel investiert, aber es geht doch nicht so, wie ich will. Dann werde ich total nervös.

youthmag.ch: Was muss ein Mensch wissen, der Gott noch nicht kennt?

Bigger: Das Wichtigste ist, dass Gott ihn liebt. Das zweite ist, dass die Sünde ihn von Gott trennt. Aber auch, dass Jesus am Kreuz für all unsere Sünden gestorben ist. Durch unser Jawort für Jesus, sind wir mit Gott vereint.

youthmag.ch: Was ist Jesus für dich?

Bigger: Jesus ist mein Erlöser, er ist mein Herr und mein Freund, der alles bestimmt. Er ist immer bei mir. Egal, was ich mache, er ist immer in meinen Gedanken. Und das ist ein gutes Gefühl.

youthmag.ch: Welches Buch würdest du empfehlen?

Bigger: Lee Strobel Der Fall Jesus
Strobel war ein atheistischer Journalist, der Beweismaterial gegen Jesus zusammengetragen wollte. Schliesslich fand er so viele Beweise, die für Jesus sprechen, dass er zum Glauben fand.

Vielen Dank für das Interview.
Das Interview führte Iris Muhl

Datum: 26.05.2002
Autor: Iris Muhl
Quelle: Jesus.ch

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