Mehr Sportsgeist für die Kirche

Impulse zur Jugendförderung beim Fussball geholt

Den Nachwuchs langfristig zu begeistern ist beim FC Basel und in Kirchen wichtig. Die Zürcher Landeskirche lud kirchliche Mitarbeitende zur Inspiration auf den FCB-Nachwuchscampus ein.
Jugendförderung in Kirche und Sport: Fabian Thomi, Martin Dürr und Massimo Ceccaroni.
Massimo Ceccaroni

Was können Kirchen von Fussballclubs lernen, um junge Menschen für die Mitarbeit zu gewinnen? Der Campus für FCB-Nachwuchsförderung in Münchenstein wurde am 1. April von über 60 kirchlichen Mitarbeitenden bevölkert. Organisiert hatte die Begegnung die Abteilung Aus- und Weiterbildung der Zürcher reformierten Pfarrschaft.

Teamgeist, Verantwortung und Vision

Der FC Basel betreibt eine eigene Talentschmiede. Verantwortlich dafür ist Massimo Ceccaroni, selber eine Spielerlegende. Er und Fabian Thomi, FCB-Fan und Theologiestudent, wurden von Pfarrer Martin Dürr befragt, welche Strategien kirchliche Mitarbeitende von Sportlern übernehmen können, um junge Menschen zu gewinnen. Die Teilnehmenden wählten per Handy Begriffe, die sie als motivierend für junge Sportler erachten. Leistung, Respekt, Teamgeist und Verantwortung wurden am häufigsten angeklickt. Im kirchlichen Kontext wurden Gemeinschaft, Nächstenliebe, Glaube und Vision genannt.

Massimo Ceccaroni zeigte sich davon nicht überrascht. «Das gilt alles bei uns auch», stellte er fest. Nur den Begriff «Nächstenliebe» würde er durch «Teamgeist» ersetzen. Dürrs Frage, ob der Glaube einem Jugendlichen Halt gebe, bejahte der erfahrene Trainer. Spiritualität werde respektiert. Seiner Meinung nach sollte jeder an etwas glauben, das sei ein positiver Aspekt im Leben. Fabian Thomi nannte Musik, das gemeinsame Erleben oder auch das In-sich-Gehen im Stadion oder in der Kirche als verbindende Elemente. Allerdings fehle dem Fussball das Transzendente.

Begeisterung steckt an

Talentscout Ceccaroni hielt fest: «Man muss Jugendliche gern haben und ertragen, wie sie manchmal drauf sind.» Er verlangt viel vom Nachwuchs. Jeden Tag wird ein- bis dreimal in der Halle oder auf dem Platz trainiert. Die Wochenenden sind mit Wettkämpfen belegt, Schlaf- und Essverhalten werden kontrolliert, Einsätze gefilmt und ausgewertet. «Es gibt Blutproben; da kann sich keiner unbemerkt von Fast-Food ernähren», schmunzelt Ceccaroni. Trotzdem gelte es, Vertrauen zu schenken und Verantwortung zu übergeben. «Daran wachsen junge Menschen.» Das Verhalten und den Erfolg der ersten Mannschaft mitzuerleben, sporne die Jugendlichen an. Alle müssen eine Schule oder Ausbildung machen, um sich ein zweites Standbein zu verschaffen. Nur 20 Prozent können sich beruflich im Sport halten. Für die anderen wird Fussball später zum Hobby. «Wir vermitteln Werte und fördern die ganze Persönlichkeit, nicht nur die sportlichen Seiten», meinte der Trainer.

Kirche für Jugendliche

Auch Kirchen bieten Aktivitäten für Jugendliche an, wo sie sich einbringen und ihre Persönlichkeit entwickeln können. «Den Konfirmationsgottesdienst organisiert ihr», so fordert Pfarrer Cyrill Schmidt seine Konfirmanden jeweils heraus. Am Anfang gehe es oft chaotisch zu und her, aber der gelungene Anlass vermittle dann Freude und Befriedigung.

Beim Auftrag, jemanden zu beschenken, besuchte ein Mädchen Obdachlose und war tief berührt durch die Begegnung. In Wallisellen kochten Mädchen für ein Frauentreffen, andernorts bieten Teenager Dienstleistungen an, mit denen sie Reisegeld für einen Hilfseinsatz verdienen. «Gemeinsame Reisen sind enorm wertvoll», hat Pfarrer Daniel Baumgartner erkannt. Als Sozialeinsätze organisiert, werden die Reisen interessant und finanzierbar. In Oerlikon arbeiten Reformierte und Katholiken zusammen und bieten Anlässe nach Interesse statt nach Alterskategorien an.

Fazit nach dem Einblick in die FCB-Talentschmiede: Begeisterung steckt an, individuelle Förderung ist nötig und es braucht charismatische Persönlichkeiten, die vorangehen.

Zur Webseite:
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Datum: 12.04.2019
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: idea Schweiz

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