Mit Jugendlichen kann man nichts anfangen, die wollen nichts tun,
nur am Handy sitzen, wollen keine Verantwortung übernehmen, nur feiern. – Solche und ähnliche Meinungen hört man immer wieder. «Echt blöd», schreibt Michaela Weseley in einem Blog der Kirche U30 und erklärt, wie man junge Mitarbeiter motivieren kann.
Ich
habe nun 20 Jahre Kinder-, Jugend- und Junge Erwachsenenarbeit hinter
mir. Und ich muss feststellen, dass Jugendliche geniale Mitarbeiter
sind, wenn man es richtig anpackt!
Yes, you can
Michaela Wesely
Vor
zehn Jahren kam ein Buch von zwei Brüdern auf den Markt, «Yes, you can» von
Alex und Brett Harris. In diesem Buch haben die beiden mit der These
aufgeräumt, dass Jugendliche in der Pubertät zu nichts zu gebrauchen
sind. Sie haben die Geschichte von David erzählt. David war als Matrose
auf einem Kriegsschiff im 19. Jahrhundert. Mit 12 erhielt er die
Befehlsgewalt über ein erbeutetes Schiff, das er in den Heimathafen
bringen sollte. Als der gefangene Kapitän des erbeuteten Schiffs sich
weigerte, einem 12-Jährigen zu gehorchen, liess David ihm ausrichten, er
würde erschossen und über Bord geworfen, wenn er sich mit seinen
Pistolen an Deck blicken lassen würde. Der Kapitän entschied sich dann
doch, unter Deck zu bleiben.
Jugendliche können weit mehr,
als ihnen die Gesellschaft heute zutraut. In unserer Gemeinde haben wir
das grösste Wachstum dadurch erlebt, in dem wir die Jugendlichen zu
Mitarbeitern gemacht haben.
Das beste Beispiel war ein Junge, der
mehr selten als häufig in den Gottesdienst kam, das allerdings schon
seit dem Alter von 4 Jahren. Irgendwann wurde die Idee geboren, ihn in
die Technik einzuführen. Er sollte mal überlegen, ob wir vielleicht mit
ein bisschen Licht mehr Atmosphäre aus dem Gottesdienst rausholen
könnten. Damals war er 13. Er begann, sich in diese Thematik einzulesen
(obwohl er sonst nicht der Held in der Schule war). Nach und nach fragte
er, ob wir mal ein paar Lampen kaufen könnten. Er kam nachmittags und
baute die Lampen auf und besorgte auch noch ein kleines Lichtmischpult.
Mit der Zeit weitete er seinen Dienst immer weiter aus. Er kam nicht nur
in jeden Gottesdienst, auch an allen anderen Veranstaltungen war er der
Lichtmaster! Vor einigen Monaten organisierte er die Lichttechnik im Dom
zu Speyer für eine Veranstaltung mit rund 3'000 Menschen und einem
Budget von ca. 500'000 EUR.
Trauen Sie ihnen was zu
Jugendliche sind nicht faul. Sie wollen herausgefordert werden, sie wollen gebraucht werden, sie wollen Verantwortung.
Letzte
Woche sagte mir ein 17-Jähriger, dass er es bei uns in der Gemeinde
total cool findet, weil er hier mithelfen darf und auch mal Klavier
spielen kann in einem Jugendhauskreis. Auf meine Frage, welchen Dienst
er denn in seiner eigenen Gemeinde mache, antwortete er ernüchternd: «Nichts, alle Aufgaben sind von Erwachsenen besetzt, und das schon ewig.
Da kommt man nicht ran. Da werde ich nicht gebraucht. Da darf ich
nichts machen!»
Wenn Sie die nächste Generation erreichen wollen, wenn Sie junge Leute gewinnen wollen, dann geben Sie ihnen Aufgaben.
Und trauen Sie ihnen was zu. Der junge Lichttechniker von eben sagt mir immer
Folgendes: «Wenn ich dich frage, ob ich was an Lichttechnik für eine
Veranstaltung vorbereiten kann, dann sagst du immer gleich ja. Du fragst
nicht mal was nach, was ich vorhabe, sondern traust mir zu, dass das,
was ich mache, gut und passend ist!»
Seien Sie ehrlich und klar
Und ja, sicher gibt es ab und zu Zusammenstösse. Jugendliche überschätzen sich oder ihren Dienst auch mal. Oder sie vergessen manchmal, dass Respekt vor einander und vor Erwachsenen notwendig ist. Oder sie nehmen ihre Arbeit wichtiger als den Auftrag, Jesus zu verkünden. Oder, oder, oder…
Alles nicht schlimm: Jugendliche mögen es genauso wenig wie alle anderen Menschen, wenn sie zurechtgewiesen werden.
Aber wenn Sie Jugendlichen zu verstehen geben, dass Sie sie ehrlich liebhaben
und dass Sie ihre Arbeit ehrlich wertschätzen, dann können Sie sie auch
korrigieren. Und dann sollten Sie sie auch korrigieren, wenn sie was
falsch gemacht haben.
Wie sagt einer meiner jugendlichen Mitarbeiter immer? «Sie würde uns nicht korrigieren, wenn wir ihr nicht wichtig wären.»
Jugendliche
sind genial. Aus ihnen kann man klasse Mitarbeiter im Reich Gottes
machen. Sie sind begeisterungsfähig und energiegeladen. Ganz nach dem
Herzen Gottes.