PraiseCamp 2016

Peter Reusser: «In der Bibel redet Gott»

Zwischen Weihnachten und Neujahr findet in Basel die grösste Jugendkonferenz der Schweiz statt – das PraiseCamp. Über 5'000 Jugendliche haben sich bis Ende Oktober bereits angemeldet. Das Thema des Grossevents lautet staubtrocken «The Book». Worum es dabei geht, das erzählte uns PraiseCamp-Leiter Peter Reusser.
Peter Reusser
Praisecamp 2014
Hauptprospekt PraiseCamp 2016
Jugendliche

Livenet: Peter Reusser, was motiviert Sie, im Alter von 44 Jahren nochmals ein solches Riesending wie das PraiseCamp in Basel anzupacken?
Peter Reusser: Ich freue mich, dass ich diese Aufgabe wieder machen darf. Natürlich habe ich mir das im Voraus überlegt. Das Schönste ist eben, das PraiseCamp mit einem coolen Team zu gestalten.

Mit jedem PraiseCamp verbinden sich hohe Erwartungen.
Ja, ich staune, dass wir Werbematerial nachbestellen müssen. Viele Gruppen melden sich an.

Wie viele Anmeldungen sind es, wie viele werden erwartet?
Bis Ende Oktober haben sich bereits wieder über 5'000 Personen angemeldet. Wir begannen das PraiseCamp im Jahr 2002 mit 800 Teilnehmenden. Seitdem ist die Zahl laufend gestiegen. 2012 hatten wir in St.Gallen 4'400 und gingen darum 2014 nach Basel. Dort waren es 6'500 Teilnehmende und 270 lokale Gruppen. Es wäre der Hammer, wenn wir diese Zahlen wieder erreichen! Nicht nur der hohen Kosten wegen, die der Verein mit dem Budget von zwei Millionen Franken eingeht.

Wie ist es möglich, in die schwarzen Zahlen zu kommen?
Spenden sammeln wir nicht intensiv. 900 ehrenamtliche Helfer machen das PraiseCamp möglich; ihr Einsatz ist weit über eine Million wert. Wir freuen uns über jede junge Person, die kommt. In einem Bergdorf erzählte mir ein Teenager, das letzte Mal habe sie allein teilgenommen, nun nehme sie ihre Schulklasse mit!

Wie leben junge Menschen heute mit der Bibel?
Ich beobachte, dass es nicht mehr trendy ist, die Bibel zu lesen und zu studieren. Manche Jugendliche haben keine Ahnung von Geschichten, deren Kenntnis ich früher voraussetzte, zum Beispiel das Gleichnis vom barmherzigen  Samariter. Ihnen fehlen Grundkenntnisse, weil Familie, Schule und Sonntagsschule sie nicht mehr vermitteln. Aber erst wenn ich die Bibel kenne, kann ich sie als «Licht auf meinem Pfad» sehen, wie es in Psalm 119, Vers 105 steht.

Ist dies der Hauptgrund für die Wahl des diesjährigen Camp-Themas «The Book»?
Wir sehen einen Hunger in der jungen Generation – aber irgendwie fehlt das Fundament. Dazu kommt, dass in jedem PraiseCamp, wenn die Jungen Gott erfahren haben, drei Sachen passiert sind: Sie suchten die Gemeinschaft mit Gott und wollten beten, sie wollten Gottes Wort lesen und drittens, das, was sie erlebten, anderen Menschen erzählen. Wir hoffen auf eine stärkere Verbindung der jungen Generation mit dem Wort Gottes als dem Fundament des Lebens.

Wie packt PraiseCamp diese Aufgabe an?
Es braucht Mut, zu sagen: Wir beschäftigen uns mit der Bibel. Wir machen das am PraiseCamp auf ganz verschiedene Arten. Am Morgen, in den Regionenzeiten, lernen die Jugendlichen verschiedene Zugänge zur Bibel kennen. Es wird zudem Diskussionsangebote über strittige Themen, etwa Schöpfung, geben. In den Plenen fragen wir, ob die Worte noch Kraft haben. Da nehmen wir die Bibel als Ganzes in den Blick. Wir werden auch auf Schwieriges und Unklares eingehen: Wie geht die Bibel mit Leid um? An einem Abend werden wir uns mit den Psalmen und dem Buch der Sprüche beschäftigen. In den sechs Tagen machen wir eine Entdeckungsreise durch die Bibel. Die Jungen sollen einen Zugang zum Wort Gottes und einen stärkeren «Gluscht» bekommen. Wir werden sie auf Angebote hinweisen und Nacharbeits-Tools vorstellen.

Wird die Bibel auch laut vorgelesen?
Es gibt viele Ideen. Wir arbeiten interaktiv. Die Kleingruppen lesen die Bibel. Verschiedene Leute lesen Abschnitte; wir werden den Jugendlichen ein tolles Nacharbeitsprogramm mit nach Hause geben. Sie können neben einer Bibelausstellung auch einen Erlebnisparcours durchlaufen.

Was bewirkt «The Book» bei jenen, die sonst kein Buch mehr in die Hand nehmen?
Ich differenziere zwischen dem Inhalt und der Übermittlung. Bei der Übermittlung sehe ich Veränderungen: Im Gottesdienst nimmt man das Smartphone hervor, um den behandelten Vers nachzuschlagen. Am Morgen hört man einen Podcast als Andacht oder man liest die Losungen via Smartphone.

Der Inhalt ist und bleibt die Bibel, die uns als Wort Gottes gegeben wurde. Unser Wunsch ist, den Jugendlichen den Inhalt näherzubringen. Viele lesen den Titel, aber nicht mehr das Ganze, das «Kleingedruckte». Dazu wollen wir ermutigen, dass Jugendliche sich in die Bibel vertiefen und sie zu sich reden lassen. Wir zeigen ihnen verschiedene Zugänge, etwa die detektivische Sherlock-Holmes-Methode von JMEM. Die Kleingruppen üben das gemeinsame Bibellesen jeden Morgen mit einer anderen Methode.

Wird das diesjährige PraiseCamp zur Kurzbibelschule?
Nein, das sind wir nicht, können wir nicht leisten. Wir fokussieren aufs Wesentliche. Das Leitungsteam hat definiert: Die Bibel – wir lieben sie und sind begeistert von ihr! Dank der Bibel kennen wir Gott und seine Pläne für uns und diese Welt. Gottes Wort leuchtet uns auf dem Weg durch den Dschungel des Lebens und ist unser Glaubens-Kompass. Wir lernen immer mehr, den Liebesbrief Gottes zu verstehen und daraus Identität und Sicherheit zu gewinnen. Sie prägt unseren Alltag und fordert uns zur Tat heraus. Sie ist «WORT VOM LÄBE»!

Was, wenn Junge finden, das Bibellesen sei etwas für die ältere Generation?
Jemand aus unserem Team brauchte ein schönes Bild: Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, als würde Jesus auf der Bühne sitzen und aus dem Buch vorlesen, uns Gottes Wort weitergeben. Das wollen wir den Jungen vermitteln: dass die Bibel nicht irgendein Buch ist. Gott redet zu uns! Was haben die Worte für die Menschen damals bedeutet? Was sagen sie mir? Es geht nicht darum, einzelne Worte herauszupicken, sondern das Ganze wahrzunehmen.

Die Bibel hat so viel Schwieriges. Wird das thematisiert?
Wir ignorieren es nicht, sondern nehmen es auf, sei das im Plenum oder in thematischen Diskussionsrunden. Unser Augenmerk richtet sich auf die Liebe und Kraft Gottes.

Was tut das PraiseCamp gegen fromme Besserwisserei und Rechthaberei angesichts verschiedener Auslegungen – oder sind die unter Jungen kein Problem mehr?
Wo Menschen sind, gibt es immer ein Stück Erkenntnis. Wir möchten eine Kultur am PraiseCamp sehen, die wertschätzend miteinander umgeht und wo die Liebe immer grösser sein kann als theologische Ansichten. Gleichzeitig lassen wir eine Breite zu. Wir konzentrieren uns auf das Gemeinsame.

Abraham hörte von Gott: «Geh …!» Isaak hörte: «Bleib im Land!» Wie entgeht Ihr der Versuchung, die Bibel als Rezeptbuch zu behandeln? Indem wir in erster Linie versuchen, die Jugendlichen für Jesus zu begeistern. Im Kochbuch gibt es nicht bloss ein Rezept. Schaut man die Bibel an, dann deutet sie auf Jesus den Gekreuzigten und Auferstandenen hin. Wenn wir das begriffen haben und die Bibel auf ihn hin lesen, verstehen wir einzelne «Kochrezepte» in einem grösseren Ganzen.

Geht es darum, dass wir die Bibel lesen – oder vielmehr darum, dass sie uns liest, dass wir uns durchleuchten lassen?
Wir sehen beide Zugänge als gewinnbringend an; sie ergänzen einander. Was wir üben, soll in der Familie und in der lokalen Gemeinde weitergehen.

Zum Thema:
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Datum: 01.11.2016
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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