Geforderte Eltern

Was machen die neuen Medien mit unseren Kids?

Zuerst schienen die neuen Medien die Jugend und die Familien zu überrollen. Dann wurde entdramatisiert. Jetzt bahnt sich ein sachlicher Umgang mit dem Thema an. Aber die Herausforderungen bleiben.
Teenager vor Computer am Gamen
Computerspiele und andere neue Medien bergen ein hohes Suchtpotenzial.

Guy Bodenmann, Professor für Psychologie und Familientherapeut, hat zusammen mit seiner Oberassistentin Martina Zemp die Forschungsergebnisse über die Auswirkungen von neuen Medien auf Kinder und Jugendliche zusammengetragen. In einer Broschüre «Neue Medien und kindliche Entwicklung» fasst er die Ergebnisse übersichtlich zusammen und gibt Eltern eine Reihe von Tipps und Empfehlung zum Umgang mit ihren Kindern, wenn es um Internet, Games, Handy und Co. geht.

Die Autoren haben sich dabei die folgenden Fragen gestellt, die sie ausführlich beantworten und dann eine knappe Zusammenfassung liefern.

  • Machen neue Medien aggressiv?

Gemäss den Studien gilt exzessiver Konsum von gewalthaltigen Medien «als robuster Prädikator» (anerkannte Voraussetzung/Ursache) für aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen. Die Forschungslage deutet darauf hin, dass der Konsum von aggressiven Medieninhalten zu den zehn stärksten Risikofaktoren für gewalttätiges und delinquentes Verhalten im Jugendalter gehört.

  • Machen neue Medien dumm?

Übermässiger Medienkonsum kann die Schulleistungen beeinträchtigen. Lehrpersonen und Forscher stellen ein Aufmerksamkeitsdefizit fest, wobei sie noch nicht ganz sicher sind, wie weit der Medienkonsum oder ein ADHS Ursache sind. Wichtig sind in diesem Zusammenhang die Häufigkeit des Medienkonsums und auch die Inhalte.

  • Machen neue Medien süchtig?

Die Autoren bejahen diese Frage klar. Sie schreiben: «Durch ihr grosses Reservoir an Belohnung und Stimulation ist neuen digitalen Angeboten ein Risiko für Suchtentwicklungen inhärent.» Die Begründung dafür: «Der hochgradig reizvolle und belohnende Charakter neuer Medien erschwert vielen Kindern und Jugendlichen ein ausgewogenes, selbstbestimmtes Konsumverhalten.» Inzwischen vergleiche auch die Psychiatrie Internetsucht mit Abhängigkeiten wie Heroinsucht.

  • Machen neue Medien hyperaktiv?

Hier sind sich die Forscher noch nicht sicher, was zuerst war. Sie halten aber fest, dass ein Aufmerksamkeitsdefizit in der Schule eine negative Folge von Medienkonsum sein kann.

Positive Effekte

Nebst Gefahren sehen Bodenmann/ Zemp auch positive Effekte von neuen Medien.

Fernsehsendungen, die das soziale und erzieherische Verhalten fördern sowie Computerprogramme, zum Beispiel Lernspiele, welche die kognitiven (denkerischen) Fähigkeiten anregen, haben auch positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder.

Was Eltern und Professionelle tun können

Eltern sind durch die neuen Medien besonders herausgefordert. Die Gesellschaft stellt sie in die Verantwortung und trägt wenig dazu bei, sie zu entlasten. Wichtig ist, dass die Eltern sich kundig machen über die neuen Medien und ihre Kinder in diesem Bereich begleiten und sie erziehen. Die Broschüre von Bodenmann/Zemp versteht sich besonders als Hilfe für die Eltern und bringt auch eine Sammlung von ganz praktischen Tipps und eine Liste von 10 «Empfehlungen für Eltern».

Soeben hat auch die Fachstelle Sucht Schweiz Tipps für Eltern von Jugendlichen und Kindern herausgegeben, die den Medienkonsum nicht im Griff haben. Die Fachstelle schafft es, die wichtigsten Regeln in sechs Punkten zusammenzufassen.

Zur Broschüre:
«Neue Medien und kindliche Entwicklung»

Zum Thema:
Bund sieht Handlungsbedarf: Das Handy im Kinderzimmer
Neue Medien: Eltern vernachlässigen Kinderschutz
Cybermobbing, Games, und Co.?: Was Eltern wissen sollten

Datum: 07.09.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / SSF

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