Jugendstudien im Vergleich

Jugend setzt auf Entfaltung und Stabilität

Die Shell- und die Credit-Suisse-Jugendstudie zeigen ähnliche Befunde, aber auch interessante Unterschiede.
Jugendliche am Laptop

Kürzlich hat die Credit Suisse in der Schweiz ihre Jugendstudie 2015 präsentiert. In dieser Woche ist auch die Shell-Studie erschienen. Während die Credit-Suisse-Studie die vier Länder Schweiz, USA, Singapur und Brasilien berücksichtigt, konzentriert sich die Shell-Studie auf Deutschland. Im Unterschied zur Credit-Suisse-Studie erfasst die Shell-Studie auch detaillierte Einstellungen zum Glauben.

Die am Dienstag veröffentlichte Shell-Jugendstudie zeigt auf, dass 61 Prozent optimistisch in die Zukunft blicken. Bei der vergangenen Shell-Studie im Jahr 2010 waren es 59 Prozent. Laut der Credit-Suisse-Studie sind sogar 64 Prozent optimistisch für die Zukunft.

Familie und Kinder

90 Prozent der deutschen Jugend ist ein gutes Familienleben wichtig. Der Kinderwunsch ist allerdings im Sinken begriffen, besonders bei den männlichen Jugendlichen. Hoch im Kurs stehen Freunde, aber auch ein gutes Verhältnis zu den Eltern.

82 Prozent wollen gemäss Shell-Studie fleissig und ehrgeizig sein. Auch die vom Institut «gfs» erstellte Credit-Suisse-Studie stellt ein starkes Bedürfnis nach beruflicher Integration fest. Aber auch den Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (Familie). Am liebsten möchten die Jugendlichen ein gutes Familienleben haben und dennoch Karriere machen. 57 Prozent der Schweizer Jugendlichen bemängeln laut gfs zudem die Benachteiligung der Frauen im Berufsleben.

Politik und soziales Handeln

Auch den sozialen Aspekt untersuchten die Studien. 60 Prozent der Jugendlichen finden es laut Shell-Studie wichtig, sozial Benachteiligten und Randgruppen zu helfen. Etwas mehr Interesse als vor fünf Jahren zeigten die Jugendlichen in Deutschland für Politik. 32 Prozent wollen sich politisch engagieren. Trotzdem zeichne sich in der jungen Generation weiterhin eine Politikverdrossenheit ab, heisst es in der Studie. Das gilt auch für die gfs-Studie in der Schweiz, während die Studie für Länder mit Krisensymptomen wie Brasilien ein höheres politisches Interesse der Jugend feststellt. Parteien, Kirchen und Banken geniessen laut beiden Studien wenig Vertrauen. Im Gegensatz dazu hat in Deutschland schon jeder Vierte an einer Demo teilgenommen.

Offen für Veränderungen

Insgesamt sind die Jugendlichen offen für Veränderungen. Nur 25 Prozent finden es laut Shell-Studie wichtig, am Althergebrachten festzuhalten. Auch Vorurteile haben abgenommen. So etwa die Ängste vor Einwanderung. Eine Ausnahme bildet hier die Schweiz, wo die Immigration politisch bewirtschaftet wird, was sich auch auf die Haltung eines Teils der Jugend niederschlägt.

99 Prozent der jungen Generation haben mittlerweile Zugang zum Internet. Im Durchschnitt sind die Deutschen mehr als 18 Stunden pro Woche online, häufiger als die Schweizer. 72 Prozent (75% laut gfs-Studie) sind sich ausserdem den Gefahren des Internets bewusst und sagten aus, sie gingen «vorsichtig mit ihren Daten um». Nur sehr wenige vertrauen zudem Facebook im Umgang mit ihren Daten. Nur 13 Prozent (Shell) gaben an, dem sozialen Netzwerk zu vertrauen. 27 Prozent nutzen Facebook «sehr häufig», 30 Prozent «häufig» und 26 Prozent «ab und an». Bei den Schweizern hat Facebook stark an Bedeutung verloren, während jetzt WhatsApp dominiert.

Die Gretchenfrage bei Christen und Muslimen

Bei der Frage nach dem Glauben traten laut Shell-Studie (die gfs-Studie verzichtet hier auf detaillierte Angaben) deutliche Unterschiede zwischen westlichen und östlichen Bundesländern auf: Für nur 45 Prozent der Jugendlichen ist der Glaube in den alten Bundesländern unwichtig im Gegensatz zu 68 Prozent in den neuen Bundesländern. Mit 22 Prozent sind konfessionslose Jugendliche in Deutschland zudem weiterhin in der Minderheit. 42 Prozent dieser konfessionslosen Jugendlichen findet es jedoch trotzdem gut, dass es die Kirche gibt. Insgesamt findet es 38 Prozent der christlich geprägten Jugendlichen wichtig, an Gott zu glauben. Bei den muslimisch geprägten sind es 81 Prozent. Dass der Glaube eine wichtige Leitlinie des Lebens ist, finden 76 Prozent der muslimischen Jugendlichen. Bei den evangelischen Jugendlichen sind das nur 37 Prozent.

Die Shell-Jugendstudie ist eine empirische Erhebung über Einstellungen, Werte, Gewohnheiten und das Sozialverhalten von Jugendlichen in Deutschland. Sie wird seit 1953 in regelmässigen Abständen vom gleichnamigen Mineralölkonzern herausgegeben.

Das Credit-Suisse-Jugendbarometer erfasste Jugendliche im Alter von 16 – 25 Jahren, die Shell Studie berücksichtigt das Alterspektrum 12 – 25.

Zur Webseite:
Ausführlicher Bericht zur Credit-Suisse-Studie
von SSF

Artikel zur Shell-Studie von pro

Zum Thema:
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Datum: 15.10.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / SSF / Pro

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