Adonia - Wenn 1000 Teenies gemeinsam singen

Nach der einwöchigen Konzerttournee treten die 13 Chöre von Adonia zum gemeinsamen Schlusskonzert auf. Ein historischer Moment. 1000 Teenies singen aus voller Kehle. Adonia ist der grösste Teenagerchor Europas. Aber nicht dieser Rekord fasziniert mich, sondern vielmehr die Begeisterung, mit der die Teenies singen.
Ich versuche dem Erfolgsgeheimnis von Adonia auf die Spur zu kommen. Am vereinbarten Termin sitzen mir Stefan Christen, der stellvertretende Leiter von Adonia, und Markus Heusser, der musikalische Leiter, gegenüber und geben mir Auskunft.

BZ: Der Erfolg und die Begeisterung von Adonia fasziniert.
Mich interessieren die Wurzeln. Wie hat die ganze Arbeit angefangen?

Stefan: Der Gründer, Markus Hottiger, hat in seiner Kirchgemeinde mit den Sonntagsschulkindern zu singen begonnen. Die Kinder waren total begeistert und wollten ausserhalb der Sonntagsschule freiwillig noch mehr singen. So gründete Hottiger den Kinderchor Adonia. Immer mehr Kinder kamen dazu. Hottiger begann Freizeiten zu veranstalten. Die Mund-zu-Mund Propaganda lief sehr gut und die Warteliste für das Adonialager wurde immer länger.

Markus: In den ersten zehn Jahren leiteten immer die gleichen Leute diese Lager. Deshalb gab es jährlich nur eine oder zwei Freizeiten. Markus Hottiger war der Alleinorganisator. Sogar für den Einkauf des Essens war er zuständig. Aber die Warteliste der Interessenten wurde länger und länger. 1988 kam zum ersten Mal ein zweiter Chorleiter dazu. 1990 begann die Arbeit richtig zu wachsen. Wir organisierten Leiterschulungen, um mit ausgebildeten Leitern die Arbeit zu erweitern. Jährlich entstanden neue Chöre. Heute veranstalten wir jedes Jahr mehr als 30 Lager mit über 2000 Teilnehmern. Aus dem Einmann-Betrieb ist ein Neun-Personen-Team geworden, die alle vollzeitlich angestellt sind. Mit dieser grossen Lagertätigkeit wurde es immer schwieriger, geeignete Lagerhäuser zu finden. Darum begannen wir mit der Planung und dem Bau eines eigenen Hauses. Im Herbst 1999 konnten wir unser Kurs- und Ferienzentrum in Vordemwald bei Zofingen einweihen.

BZ: Wie erklärt ihr diesen grossen Erfolg? Was ist das Geheimnis von Adonia?

Stefan: Adonia wird tatsächlich immer grösser. Verschiedene Gründe führten dazu: Erstens ist Adonia eine Projektarbeit. Die Teenies arbeiten auf ein Ziel hin. Sie haben mehrere Auftritte und stehen vor dem Publikum auf der Bühne. Dabei haben sie den gleichen 'Adrenalinschub' wie jeder Star auf der Bühne. Zweitens schafft das Singen eine offene Athmosphäre. Wir üben oft sechs bis acht Stunden pro Tag. Das ist sehr anstrengend. Aber gleichzeitig entsteht eine gute Gemeinschaft und eine Atmosphäre, in der sie über alles offen und ehrlich diskutieren können. Es bilden sich Freundschaften. Das gemeinsame Gebet für die Auftritte schweisst zusammen. Die Teenies machen Erlebnisse mit Gott, die sie so prägen, dass sie das nächste Jahr unbedingt wieder kommen wollen.

Markus: Inzwischen ist Adonia so gross, dass eine Spiralwirkung entstanden ist. Adonia ist kein Boom mehr, sondern eine sich laufend fortsetzende Kinder- und Jugendarbeit, die sich auf einer breiten Basis abstützt. Nächstes Jahr nehmen über 2000 Sängerinnen und Sänger an unseren Lagern teil. Wir haben einen grossen Grundstock an begeisterten Teilnehmern. Wenn nur einige ihre Kollegen mitnehmen, wächst die Arbeit beinahe 'automatisch' weiter. Diese Spirale wird höchstens von uns gebremst, weil die Leiter für mehr Lager fehlen.

BZ: Wo führt diese Spirale noch hin?

Stefan: Mit unserer momentanen Struktur stossen wir bei den Teenager-Lagern an Grenzen. Wir sind aber bereits überrascht worden, als wir dachten, unsere Kapazität sei mit vier Lagern ausgeschöpft. Heute sind es pro Jahr 30 und es klappt dennoch bestens. Da wir immer wieder Wartelisten haben, machen wir uns natürlich Gedanken, wie wir noch mehr Lager auf die Beine stellen könnten. Eine Vision ist zum Beispiel die Idee, Adonia in ein anderes Land zu exportieren. Was spräche gegen ein 'Adonia' Deutschland? Bei den Junior- und Family-Freizeiten haben wir keine Begleitband. Deshalb brauchen wir weniger Leiter und können mehr Lager organisieren. Hier haben wir das grösste Wachstumspotential.

BZ: Was überzeugt euch an Adonia?

Stefan: Adonia ist wie ein Virus. Wen es einmal gepackt hat, der kommt davon nicht mehr los. Ich wurde vor 8 Jahren als Bandmitglied angefragt. Seitdem steckt der Adoniavirus unausrottbar in mir. Mir gefällt besonders, dass wir alle die gleichen Ziele haben: Wir wollen den Lagerteilnehmern Jesus lieb machen. Alle, die hier arbeiten, haben erlebt, dass Jesus nicht nur ein Mensch war, der uns als Vorbild dient, sondern als Sohn Gottes auf diese Welt gekommen und für uns ganz persönlich gestorben ist. Dadurch hat er die Grundlage geschaffen, dass wir trotz unserer Schuld wieder mit Gott in Kontakt treten können. Wir wollen aber auch ein möglichst professionelles Programm auf die Beine stellen. Mit unseren Konzerten wollen wir Menschen auf den Glauben ansprechen. In den Lagern bereiten wir uns intensiv auf diese Auftritte vor. Sie sind aber auch für Teilnehmer und Leiter sehr prägend. Viele kommen verändert aus den Adoniafreizeiten zurück.

BZ: Wie verändert?

Stefan: Sehr unterschiedlich. In den Junior-Lagern merkt ein neunjähriges Kind, dass es etwas falsch gemacht hat. Es hat zum Beispiel jemanden bestohlen. Nun will es die Sache von sich aus wieder in Ordnung bringen. Oder ein Teenager merkt, dass es Gott tatsächlich gibt und dieser ihm auch etwas zu sagen hat. Nun will er Gott kennenlernen.

BZ: Entstehen daraus bleibende Veränderungen?

Stefan: Verschiedene Rückmeldungen zeigen uns, dass tatsächlich grundlegende, ins Leben reichende Veränderungen geschehen. Ich denke beispielsweise an eine Familie, die sich vor einem Family-Lager wieder abmelden wollte, weil das Ehepaar kurz vor der Scheidung stand. Sie kamen trotzdem. In diesem Lager fand die Familie wieder zusammen. Auch in der Beziehung zu Gott stand einiges im Argen, das im Adonialager zu heilen begann. Nach einem Jahr sah ich diese Familie wieder und stellte fest, dass sie tatsächlich bleibend verändert wurde. Sie liessen sich nicht scheiden.

Markus: Unsere Adonialager sind vor allem eine Starthilfe. Das kann zum Beispiel im Glauben an Gott sein. Vielleicht hat jemand schon jahrelang von Jesus gehört. In einem Lager mit einer solch intensiven Gemeinschaft geschieht dann ein Startschuss, eine grundlegende Entscheidung für Jesus. Wir sehen oft in Familiensituationen hinein, die schlimm sind. Die Teenies fassen während der Freizeit Vertrauen zu uns Leitern. Es entstehen seelsorgerliche Gespräche. Wenn sie wieder nach Hause gehen, bleibt vieles weiterhin schwierig, aber sie haben in Jesus einen konkreten Helfer fürs tägliche Leben.

Interview: David Gfeller
Markus Hottiger, Gründer/Leiter
Stefan Christen, Leiter Stv.
Markus Heusser, Leiter Musik

Datum: 26.03.2002
Quelle: Bordzeitung - Texte zum Leben

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