Neue Aufschlüsse erwartet

Einzigartiges christliches Artefakt am Hadrianswall

Ein «einzigartiges» Artefakt am Hadrianswall bietet einen interessanten Einblick in das frühe Christentum in Grossbritannien. Gefunden wurden 14 Fragmente eines Kelchs.
Rekonstruktion des Westtores von Kastell Arbeia des Hadrianswalls (Bild: Wikipedia)
Ein Fragment mit christlichen Symbolen

Der Hadrianswall war eine rund 120 Kilometer lange Sperranlage in der Nähe der heutigen Grenze zwischen Schottland und England. Es ist ein bis zu 4,5 Meter hohes Sperrwerk mit Wachtürmen, Brücken und Grabensystem.

Zwischen 122 bis 128 nach Christus erbaut, sollte dadurch – nach heutiger Sicht der Dinge – vor allem der Handels- und Personenverkehr überwacht, sowie die Migration schottischer und irischer Stämme eingedämmt werden.

Archäologen fanden nun «unglaublich seltene» Fragmente eines Kelches in den Trümmern einer ehemaligen Kirche aus dem 6. Jahrhundert, die in einer ehemaligen römischen Festungsruine lag. Diese liegt südlich des Unesco-Weltkulturerbes in Vindolanda.

Einer der wichtigsten Kelch-Funde

Die 14 Fragmente stammen aus dem 5. und 6. Jahrhundert und bilden den einzigen teilweise erhaltenen Kelch aus dieser Zeit in Grossbritannien. Es ist auch das einzige Artefakt seiner Art, das in einem Fort am Hadrianswall gefunden wurde.

Der Fund sei in einem «sehr schlechtem Zustand». Trotzdem kommentierte ein Sprecher des «Vindolanda Trust», dass die Radierungen auf der Oberfläche der Fragmente des Kelchs ihn «zu einem der wichtigsten Funde aus dem frühen Christentum in Westeuropa machen».

Die Symbole stellen verschiedene Formen der christlichen Ikonographie aus dieser Zeit dar.

Durch Spezialfotografie sichtbar

Die Symbole verblassten im Laufe der Zeit, so dass sie mit blossem Auge nur noch schwer zu erkennen sind – durch Spezialfotografie konnten sie nun aber ans Licht gebracht werden.

Zu ihnen gehören bekannte Symbole aus der frühen Kirche, darunter Schiffe, Kreuze, Fische, ein Wal und vieles mehr. Die Zeichen befinden sich an der Aussen- und Innenseite des Bechers. Der Kelch bildet nun das Kernstück einer neuen Ausstellung im Vindolanda-Museum, die das Christentum und die letzten Perioden der Besetzung des Forts beleuchtet.

Die weiterhin laufende wissenschaftliche Analyse des Artefakts wird vom post-römischen Spezialisten David Petts von der Universität Durham betreut. «Dies ist ein wirklich aufregender Fund aus einer Periode in der Geschichte Grossbritanniens, von der wir noch wenig verstehen. Die Hinweise zur offensichtlichen Verbindungen mit der frühen christlichen Kirche sind unglaublich wichtig, und dieses Gefäss ist in einem britischen Kontext einzigartig. Es ist klar, dass die weitere Arbeit an dieser Entdeckung uns viel über die Entwicklung des frühen Christentums zu Beginn des Mittelalters sagen wird.»

Transformativ

Vindolanda war ein römisches Fort, das Infanterie und Kavallerie beherbergte. Der Direktor für Ausgrabungen und Geschäftsführer des Vindolanda Trust, Andrew Birley, sagt über den Kelch: «Seine Entdeckung hilft uns zu verstehen, wie der Ort Vindolanda und seine Gemeinschaft über den Fall Roms hinaus überlebt hat und mit einem spirituellen Nachfolger in Form des Christentums verbunden blieb, das in vielerlei Hinsicht ebenso weitreichend und transformativ war wie das, was vor ihm gekommen war.»

Birley weiter: «Ich freue mich, dass wir nun beginnen können, die Neuigkeit über diese Entdeckung zu verbreiten und Licht in eine oft übersehene Periode unseres Erbes und unserer Vergangenheit zu bringen.»

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Datum: 14.09.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Christian Today

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