Mission im Balkan

«Frauen weinen, wenn wir ihnen Nelken mit einer Botschaft schenken»

Hans Ueli Beereuter,  Leiter des Projekts «In jedes Haus» von Licht im Osten und Every Home for Christ, fördert und entwickelt seit 5 Jahren die systematische Literaturarbeit auf dem Balkan und erzählt am CFA- und Jubiläumstag, mit wie viel Engagement und Liebe in den 13 Ländern das Evangelium verbreitet wird. Livenet unterhielt sich mit ihm über seine Arbeit und Erfahrungen.
Hans Ueli Beereuter (Bild: zVg)
In der Slowakei wurde an einem Jugendfestival ein Büchertisch mit christlicher Literatur aufgestellt, der auf grosses Interesse stiess.
Mit viel Liebe und schönen Geschenkartikeln wie Blumen wird im Balkan die Frohe Botschaft weitergegeben.
Mann in Moldawien liest interessiert ein verteiltes Traktat.

Livenet: Hansueli Beereuter, Sie sind seit fünfeinhalb Jahren Leiter der EHC-Arbeit auf dem Balkan, die von Licht im Osten unter dem Namen Projekt «In jedes Haus…» umgesetzt wird. Was war die grösste Herausforderung?
Hansueli Beereuter: Die sehr unterschiedlichen Bedingungen und die Motivation der Mitarbeiter. Jedes Land hat seine eigene Geschichte, drei Religionen prägen die Länder und auch innerhalb der Länder sind die geistlichen Unterschiede sehr gross. Dazu kommt die Mentalität, die so oft fragt: «Was willst du, dass ich tue?»

Wo sehen Sie eine grosse Offenheit für das Evangelium? Wo hat es kaum Fuss gefasst?
Am leichtesten über den Glauben reden kann man in Albanien. Dort sind die Menschen wenig fixiert und wechseln die Religion manchmal sogar mehrmals. Auch in Rumänien und Moldawien gibt es sehr offene Gebiete. Sehr schwierig ist es in Slowenien, Kroatien, Montenegro und unter den muslimischen Albanern in Mazedonien und im Kosovo.

Wo gibt es die meisten Reaktionen auf die verbreitete Literatur?
In Serbien und ganz besonders überrascht hat uns die serbische Minderheit im Kosovo. Dort erhielten wir innerhalb weniger Wochen über 500 Antwortkarten, SMS und Anrufe! Unser serbischer Leiter ist sehr begabt, die Verteil-Literatur so zu schreiben und zu gestalten, dass sie von den Orthodoxen Christen angenommen wird. Serben scheinen auch gute Leser zu sein. Die Albaner sind offen, reden über den Glauben, bestellen aber kaum Bücher oder Bibeln.

Was konnten Sie in den vergangenen Jahren bewirken?
Als ich nach dem schnellen Tod von CFA-Leiter Daniel Blaser die Arbeit übernahm, kannte ich den Balkan noch nicht. Doch nach meiner ersten Reise formulierte ich folgendes Ziel: «Ich will die Eigenständigkeit und die Kreativität der Landesleiter fördern.» Rückblickend kann ich sagen: Das war entscheidend, denn auf dem Balkan herrscht noch immer eine starke «Ich-mache-was-man-mir-sagt-Mentalität». Nicht zuletzt durch diese Zielsetzung konnten wir viel bewegen. 2016 erreichten wir bereits über 3,8 Millionen Haushalte.

Was hat die Christen auf dem Balkan besonders motiviert?
Als ich die Landesleiter zum ersten Mal besuchte, erreichten sie gemeinsam ca. 600'000 Haushalte pro Jahr; dieses Jahr rechne ich mit 4,5 Millionen. Strategie, Gebet und besonders die persönliche Motivation führten zu dieser Steigerung. Man muss einmal in den Dörfern unterwegs gewesen sein, um zu erleben, wie gross die Freude am Ende des Tages ist.

Aber Literatur verbreiten ist doch oft sehr anstrengend?
Ja, das schon, aber wenn man spürt, wie Gott wirkt und wenn man so vielen Menschen begegnet, wird man dadurch verändert. Wer einem suchenden Menschen das Evangelium bringen kann, wird dadurch sehr beschenkt. Er begreift, welche Freude die Hoffnung des Glaubens bewirken kann.

Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die Kreativität zu fördern. Wie?
Ich spreche gerne von Entwicklung. Jemand hat eine Idee. Ich bringe sie ins nächste Land oder wir tauschen Erfahrungen an Konferenzen aus. Seit vier Jahren verbreiten wir Gemüsesamen und das Evangelium. Dieses Projekt hat viele Christen begeistert und die Herzen der Empfänger geöffnet. Wir hatten etwas zu verschenken: Samen für den Garten und Samen der Ewigkeit.

Im März haben unsere Freunde in Kosovo grosse rote Nelken schön verpackt, mit einem Geschenkband verziert und eine gute Botschaft daran gebunden. Dann sind sie von Haus zu Haus gegangen. Frauen haben vor Berührung geweint. Diese jungen Christen wollen wieder gehen. Sie werden diesen Tag nie vergessen! An der Konferenz in Montenegro haben sie ihre Erfahrung erzählt. Seither haben wir Lavendelsäckli, Wasserflaschen, Topfblumen, Kugelschreiber usw. in vielen Ländern verbreitet – immer mit einer guten Botschaft. Liebe ist kreativ. Das will ich fördern! Auch wenn es die Kosten nicht immer erlauben.

Was ist die grösste Herausforderung der Zukunft in Bezug auf Ihr Projekt?
Vielleicht die Abwanderung der jungen Leute. Viele Gemeinden sind klein und alt. Die Kinder sind ins Ausland gezogen. Das trifft auch die Kirchen hart. Sie resignieren. Nur wenn das Evangelium Menschen verändert, können auch die Gemeinden wieder wachsen. Deshalb suchen wir die Menschen in ihren Wohnungen und Häusern in allen unseren 13 Ländern von Slowenien bis Moldawien.

Zum Thema:

Datum: 01.12.2016
Autor: Anja Janki
Quelle: Livenet

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