Arabische Selbstkritik

«Wir sind wirklich gescheitert!»

35 Menschen starben bei den Anschlägen in Belgien, 300 wurden verletzt. Zwar gaben etliche arabische Medien dem Westen die Schuld, doch mittlerweile äusserten sich prominente Autoren kritisch gegenüber der nahöstlich-islamischen Kultur.
Gedenken am Börsenplatz in Brüssel

In der saudischen Zeitung «Al-Hayat» schrieb Ghassan Charbel: «Wir sind wirklich gescheitert! Kinder verlassen unsere Schulen mit kranken Vorstellungen und unbeugsamen Emotionen.» Die Welt würde nach Wegen suchen, wie die Flüchtlingsscharen gemieden werden können. Auch versuche der Westen nach einer Lösung wegen «den Wellen der Selbstmordattentäter, die aus unseren Ländern und unserer Kultur kommen».

Charbel kritisiert weiter: «Die einzige Lösung für uns ist, unser Versagen zuzugeben, dieses umfassende und eklatante Scheitern, diesen schrecklichen Zusammenbruch.» Denn, so schreibt er, Araber und Muslime würden «Zerstörung und Angst in die europäischen Länder tragen, die sie aufnehmen, nachdem sie aus ihren gescheiterten Staaten geflohen sind.»

«Wann zugeben?»

Es sei für den durchschnittlichen Muslim nicht damit getan, zu sagen, dass der Terror nichts mit dem wahren Islam zu tun habe, erklärt der kuwaitische Autor Khalil Ali Haidar in der bahrainischen Zeitung «Al-Ayyem». Er fragt: «Muss die Zahl der Terroristen auf 10'000 oder 100'000 steigen, bis wir zugeben, dass wir ein Problem haben?»

Leider würde die muslimische Welt den IS-Terror nicht geschlossen verurteilen, so Khalil Ali Haidar weiter. «Grund für diese Unreife sind unter anderem Muslime in Frankreich, England und den USA, welche die Führung von Moscheen in die Hände von Führern legen, die in den Westen geflohen sind, die aber den politischen Islam unterstützen.»

«Rechtfertigung des Terrors ist ein Verbrechen»

In der jordanischen Zeitung Al-Rai schrieb Kolumnist Tareq Masarwa in aller Offenheit: «Terrorismus ist ein Verbrechen, und ihn zu rechtfertigen noch schlimmer!»

Was in Ländern wie Irak, Syrien, Libyen und andernorts geschehe, sei Terror, erklärt Tareq Masarwa. «Wir sind dafür verantwortlich, wir bewaffnen und finanzieren ihn.» Es mache keinen Sinn, dieses Töten zu rechtfertigen, um dadurch die Taten zu legitimieren.

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Datum: 20.05.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Israel heute

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