Religiöser Gipfel

Religionsvertreter und EU werben für Werte in Europa

Religionsvertreter und EU-Politiker haben am Dienstag, 10. Juni, bei einem Treffen in Brüssel für ein Europa der Werte geworben. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hatte zum zehnten Treffen von Religionsführern eingeladen.

Am Brüsseler Treffen diskutierte die EU-Spitze mit Vertretern von Christentum, Judentum, Islam und Hinduismus über die Rolle der Religion für die Zukunft Europas. Auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, EU-Kommissar Laszlo Andor und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz nahmen daran teil.

Dabei rief der Vorsitzende der EU-Bischofskommission (Comece), Kardinal Reinhard Marx, die EU auf, bei den Themen Arbeitslosigkeit, Klimawandel und Migration zu handeln. «Wenn die EU konkrete Lösungen vorschlägt, dann wird sie auch besser akzeptiert werden», so der Comece-Vorsitzende.

«Schotten sich die reichen Nationen ab?»

Insbesondere nahm Marx Bezug auf das geplante Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen Europa und den USA. Es biete die Chance, auf der Grundlage gemeinsamer westlicher, christlich geprägter Werte internationale Standards festzulegen. Zu den ethischen Fragen, die hinter dem Freihandelsabkommen stünden, gehöre vor allem die Frage, wer von dem Abkommen profitiere. «Schotten sich mit dem Abkommen nur die reichen Nationen ab und bescheren sich noch grössere Vorteile zulasten der Entwicklungs- und Schwellenländer?», fragte Marx.

Unterdessen hob Barroso die Bedeutung der Religion für demokratische Prozesse hervor. Kirchen und religiöse Gemeinschaften könnten deutlich zur Reflexion beitragen, wie EU-Bürger stärker in demokratische Prozesse einbezogen werden könnten.

«Bastion gegen Zerfall sozialer Strukturen»

Europaparlaments-Vizepräsident Lazlo Surjan unterstrich die Rolle der Kirchen in der Eurokrise. «Kirchen und religiöse Gemeinschaften waren in der Krise eine Bastion gegen den Verfall sozialer Strukturen in Europa», so Surjan. Zudem hätten die Religionen zu einer moralischen Besserung des Kontinents geführt. «Ihre Stimme zählt und muss gehört werden», so der ungarische Politiker. Für die Zukunft Europas sei es wichtig, Religion nicht nur historisch zu betrachten, sondern auch zu sehen, dass sie für viele Bürger Quelle eines glücklichen Lebens sei.

Zu Beginn ihres Treffens legten die Teilnehmer eine Schweigeminute für die Opfer des Angriffs auf das jüdische Museum in Brüssel am 24. Mai ein. Zudem riefen sie in einer gemeinsamen Erklärung zur Freilassung Meriam Yahya Ibrahim im Sudan auf; sie ist wegen ihres Übertritts zum Christentum zum Tode verurteilt.

Zu den kirchlichen Organisationen, die sich in Brüssel um Kontakte mit den verschiedenen Organen der EU bemühen, gehört auch die Europäische Evangelische Allianz (EEA).

Datum: 15.06.2014
Quelle: Kipa

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