Der Armutsfalle entkommen

Solidarisch gegen Ohnmacht in Osteuropa

Was gibt den Menschen in Osteuropa, die nicht auf den Zug der neuen Zeit aufspringen konnten, Hoffnung? Der Übergang zur Marktwirtschaft und die politische Umgestaltung nach der sozialistischen Diktatur haben bisher einige Sieger und viele Verlierer hervorgebracht. Ihre Lage legte die albanische Physikerin und Sozialarbeiterin Enkelejda Sula-Raxhimi am 31. Januar am Osteuropa-Tag in Bern dar. Sie ist im Koordinationsbüro der DEZA (Schweizer Entwicklungszusammenarbeit) in der albanischen Hauptstadt Tirana zuständig für Gesundheit und Soziales. Die Fachtagung, von HEKS und dem Institut ‚Glaube in der Zweiten Welt’ gemeinsam durchgeführt, stand unter dem Thema ‚Solidarität in Europa – Handeln gegen die neue Armut’. Livenet dokumentiert Auszüge aus dem Vortrag von Enkelejda Sula, in dem die Kirchen nur andeutungsweise erwähnt werden.
In der Berufsschule Ferilasses in der albanischen Hauptstadt Tirana
Viele Fabriken auf dem Balkan sind verfallen.
Wofür haben sie gearbeitet? Rentner in Bosnien
Sonela Agolli gehört zu den jungen, gebildeten Albanerinnen, die sich für die Jugendlichen vor Ort einsetzen.
Erschreckende Armut: Knaben in Weissrussland
Was werden wir nächste Woche essen? Lebensmittelhilfe tut Not, genügt aber nicht.

Der Übergangsprozess in Osteuropa hat bisher einige Sieger und viele Verlierer hervorgebracht, vor allem was die wirtschaftliche Entwicklung betrifft. Das Phänomen der Armut ist vergleichsweise plötzlich aufgetaucht, und zwar auf eine Art und Weise, die in den Jahrzehnten des sozialistischen Regimes unbekannt war.

Es trifft nun mehr und mehr auch Teile der Bevölkerung, die vorher nicht unter Armut gelitten hatten. Weder die betroffene Bevölkerung noch die internationale Gemeinschaft haben die ganze Wichtigkeit und die verschiedenen Aspekte dieser Armut vorausgesehen. (..)

Einst hatten die Rentner ausgesorgt

Unter dem sozialistischen Regime gab es buchstäblich keine Arbeitslosigkeit und die Preise waren nie das Resultat von Marktmechanismen (der Markt existierte nicht), sondern wurden von den Behörden bestimmt. Der Wettbewerb spielte im Wirtschaftssystem des Kommunismus nicht. Es gab zwar gewisse Dienstleistungen, aber keinen Qualitätsbegriff. Die im Ruhestand Lebenden bezogen eine Rente, die ihnen nach dem Ende ihrer beruflichen Tätigkeit eine relativ würdige Lebensgestaltung ermöglichte.

Die Veränderungen in den Neunzigerjahren mit ihren wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen waren dramatisch, da die bestehenden Systeme und die Staatsmechanismen nicht mehr aufrecht erhalten werden konnten. Die freie Marktwirtschaft wurde eingeführt und die staatlichen Unternehmen privatisiert; die staatlichen Sozialprogramme funktionierten nicht mehr, oder aber sie wurden stark reduziert. Der Zugang zum Gesundheitswesen oder zur Bildung ist seitdem nicht mehr kostenlos. Der Staat kümmert sich nicht mehr um die Grundbedürfnisse; jeder muss selber aktiv und erfinderisch werden sowie Risiken eingehen, um neue Quellen zur Deckung der täglichen Bedürfnisse zu erschliessen.

Schock nach 1990

Kurz, das Individuum ist heute selber für sein wirtschaftliches und soziales Überleben verantwortlich. Bei steigenden Preisen und meist sinkendem Einkommen bedeutet das, dass sich der Lebensstandard der meisten verschlechtert hat. Diese Seite der Armut – oder eher der Verarmung – ist ein neues Phänomen für grosse Teile der Bevölkerung und wird oft als Schock erlebt. (…)

Der Übergangsprozess und der erwartete Fortschritt sind langsamer eingetroffen als erwartet. Für viele Einzelpersonen und Gruppen, vor allem für die politischen Parteien, war es schwierig, die neue Rolle des Staates, der Regierung und der Opposition zu verstehen. Der gesetzliche Rahmen ist mangelhaft, die Zivilgesellschaft ist relativ schwach und die Verwaltungsangestellten sind noch von der Vergangenheit geprägt.

Verklärte Ostblock-Ära

Ein Jahrzehnt nach dem Umbruch neigen die Menschen dazu, nostalgisch zu werden und sich nach einem Leben zurückzusehnen, in dem ihre Bedürfnisse befriedigt wurden und die individuellen und kollektiven Perspektiven unter relativ stabilen Rahmenbedingungen voraussehbar waren. Es ist klar, dass wegen der Verschlechterung der Lebensqualität neue individuelle Strategien entwickelt werden, die in verschiedene Optionen münden. Dazu gehören die Auswanderung sowie radikale politische Entscheidungen, und zwar als Ausdruck der Unzufriedenheit mit dem Übergangsprozess.

Ganz allgemein können wir sagen, dass die Verarmung einer grossen Zahl von Personen kennzeichnend ist für den Übergangsprozess in Osteuropa. Die «Neue Armut» gefährdet damit den Umwandlungs- und Demokratisierungsprozess. Wir haben uns daran gewöhnt, sie «Neue Armut» zu nennen, denn sie existierte in der Zeit des Kommunismus nicht, jedenfalls nicht im heutigen Ausmass. Auf diese Art machen wir auch einen Unterschied zur klassischen Armut, die sich im Süden vorfindet.

Die «Neue Armut» verstehen

Die «Neue Armut» liefert die Bevölkerung schutzlos allen möglichen Zufällen und Risiken aus. Die Betroffenen selbst nehmen ihre Armut oft nicht wahr. Sie bezeichnen sich nicht immer als arm. Die «Neue Armut» kann und muss aus verschiedenen Perspektiven beschrieben werden, denn sie nimmt verschiedene Formen an und hat mehrere Ursachen. Der fehlende Zugang zu den Lebensgrundlagen (wirtschaftlicher, natürlicher, politischer, sozialer, kultureller Art) kann als Armut bezeichnet werden. (…)

Die «Neue Armut» nährt ein Gefühl, in mehrfacher Hinsicht ausgeschlossen zu sein; Betroffene fühlen sich als Opfer struktureller Gewalt, die auch auf psychologischer Ebene wirkt. Ohnmacht und Perspektivenlosigkeit prägen das Lebensgefühl. Die «Neue Armut» trifft die ganze Bevölkerung. Am stärksten betroffen sind Betagte, Frauen, und alleinstehende Mütter, Landwirte mit kleinen, unrentablen Landstücken, Sinti und Roma sowie Industriearbeiter, die nach der Schliessung der staatlichen Unternehmen keine Arbeit mehr fanden. (…)

Der Verlust der Kaufkraft ist die offensichtlichste Form der Armut, die grosse Teile der Bevölkerung betrifft, vor allem aber ältere Menschen und Arbeitslose mit Familie. Arbeitslosigkeit ist einer der Gründe für den fehlenden Zugang zu Ressourcen. Sie ist unter anderem deshalb so hoch, weil die Arbeitsplätze nicht mehr vom Staat garantiert werden. Der Übergang zur Marktwirtschaft war bisher von wirtschaftlichen Krisen charakterisiert. Wichtige Güter müssen importiert werden. Die Investitionen sind nicht gross genug, um genügend Arbeitsplätze zu schaffen für jene, die in den vergangenen zwölf Übergangsjahren ihre Stelle verloren haben.

Viele Gründe und komplexe Querbeziehungen der Armut

Auch die Sozialhilfe und das Rentensystem können die Armut kaum lindern. Die Beiträge sind minimal. Ein grosser Teil der Albanerinnen und Albaner arbeitet im «informellen Sektor», weil die Arbeitgeber die hohen Kosten für die Prämien möglichst vermeiden wollen. Als Folge davon muss der Pensionsfonds über den Staatshaushalt abgesichert werden.

Je nach Entwicklungsstand der Länder in Osteuropa können sogar jene Menschen, die Arbeit haben, vom Lohn ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten. Zudem wird der Lohn häufig mit grosser Verspätung ausgezahlt und die Inflation reduziert die ohnehin schon beschränkten Mittel.

Eine weitere Begleiterscheinung des Übergangs, der die «Neue Armut» verstärkt, ist der «informelle Kapitalismus». Eine beschränkte Anzahl von Personen hat sich öffentliches Vermögen in Form von staatlichen Unternehmen angeeignet. Zudem ist ihnen der schnelle Gewinn viel wichtiger als langfristige wirtschaftliche Lösungen. Aneignung von staatlichem Eigentum und schnelle Gewinne sind deshalb möglich, weil der Übergang in die Marktwirtschaft nicht durch einen angemessenen Gesetzesrahmen begleitet wird.

Die fehlenden Gesetze tragen auch direkt zur «Neuen Armut» bei, weil sie ArbeitnehmerInnen schwach oder gar nicht schützen. Die Zivilgesellschaft entwickelt sich nur langsam. Sie sucht noch ihre Rolle, die sie dem Staat und der Wirtschaft gegenüber spielen will und kann. Deshalb ist sie noch nicht in der Lage, einige der negativen Aspekte des Übergangs zu verhindern.

Unterernährung und Alkoholismus

Armut erzeugt Unterernährung und Alkoholismus. Dies reduziert die Chance der betroffenen Menschen, sich im Arbeitsmarkt zu integrieren. Dadurch wird wiederum die Armut verstärkt. Die beschränkten finanziellen Mittel – sowohl persönliche wie öffentliche – reduzieren notgedrungen den Zugang zum Gesundheitsdienst und die Qualität der Behandlungen.

Stress und psychologische Störungen können zusammen mit der prekären Ernährungslage zu einer verkürzten Lebenserwartung (Herz-Kreislaufkrankheiten bei Männern haben dramatisch zugenommen) und einem negativen Bevölkerungswachstum führen. Letzteres ist auf die verminderte Fruchtbarkeit, auf eine Verkürzung der Lebenserwartung und auf die Auswanderung zurückzuführen.

Die Arbeitslosigkeit und der mangelnde Zugang zur Bildung führen zusammen mit dem Fehlen von neuem Know-how und Fertigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt gefordert werden, zu mangelnder Qualifizierung. Das ist eine schmerzhafte Erfahrung für viele, ganz besonders aber für die Generation der über 40-jährigen, die gleichzeitig unter grossen Gesundheitsproblemen leidet.

Gefahr für die Familie

Eine weitere Form des Ausschlusses ist die fehlende Teilnahme im politischen Entscheidungsprozess. Damit sinken die Möglichkeiten, eigene wirtschaftliche Interessen zu verteidigen. Armut kann auch das Ausbleiben von Solidarität bedeuten. So fallen beispielsweise Sozialstrukturen auseinander, und der Zusammenhalt innerhalb der Familie ist gefährdet, wenn wenig Geld vorhanden ist.

Eine weitere Ursache und gleichzeitig eine wichtige Form der «Neuen Armut» ist die Umweltverschmutzung: sie trägt zur Verringerung der Produktivität bei, vor allem in der Landwirtschaft, und wird noch verschärft durch den nicht nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.

Früher rückständig, aber hoffnungsvoll

Die «Neue Armut» ist zwar ein neues Phänomen, doch sie hat auch einen historischen Hintergrund. Nicht nur das letzte Jahrzehnt ist für die Verschlechterung der Lebensbedingungen in Osteuropa verantwortlich, auch nicht bloss das schlechte Management der sozialistischen Ära.

Schon in der vorsozialistischen Zeit traten verschiedene Länder in eine Übergangsphase ein. Mit unterschiedlichen Möglichkeiten versuchten sie, Demokratie und Wirtschaft wieder aufzubauen, und zwar aufgrund des Erinnerungsvermögens an die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. (…)

Wie reagieren, wenn die Kaufkraft verfällt?

Alle Reaktionen gegen die Verarmung sind Formen der Mobilisierung von Ressourcen (wirtschaftlicher, sozialer, politischer und kultureller Art usw.). Diese Ressourcen bewirken eine Verbesserung der individuellen Lage.

Zu den Reaktionen, die am häufigsten vorkommen, um die Verringerung der Kaufkraft zu kompensieren, gehören die (erzwungene) Anpassung des Lebensstiles, das Kürzen der Ausgaben und das Aufbrauchen der Ersparnisse. Leiden, Passivität, Depression, Alkoholismus und Krankheit sind mögliche Konsequenzen davon. Die zu mobilisierenden Ressourcen sind die ärztlichen Dienste, die Solidarität und das Mitleid.

Mitleid mobilisieren

Die Armut scheint besonders schmerzhaft für Personen, die früher gute Positionen innehatten und einen gewissen Reichtum genossen, aber deren Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gefragt sind.

Diese Personen sehen sich jungen Leuten gegenüber, die in der Wirtschaft gute Gehälter beziehen. Um zu überleben, nehmen Arme mehrere Arbeitsstellen gleichzeitig an. Das ist in ganz Osteuropa ziemlich oft der Fall. In der informellen Wirtschaft arbeiten sie unter schwierigen Bedingungen, haben ungenügenden Schutz und sind einem hohen Risiko ausgesetzt.

Andere Möglichkeiten sind das Gründen eines eigenen, kleinen Unternehmens (ziemlich weit verbreitet), sich weiterzubilden, oder selber Nahrungsmittel zu produzieren. Letzteres ist oft nur eine Übergangslösung, weil Landwirtschaft und Gartenbau in der Regel keine Entwicklungsperspektiven haben. Viele Menschen hoffen darauf, auswandern zu können, im Idealfall nach Westeuropa oder nach Nordamerika.

Ganz wichtig: Überweisungen aus dem Ausland

Die Diaspora ist tatsächlich ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für die meisten osteuropäischen Länder. Das Geld, das die Ausgewanderten nach Hause schicken, ist ein grosser Teil des Familienbudgets.

Es ist die wirtschaftliche und politische Lage, welche die Menschen zwingt, ihre Region zu verlassen, um ein besseres Leben zu finden. Albanien ist von diesem Phänomen ganz besonders betroffen. Die Statistik zeigt, dass einer von sechs Albanern nach Westeuropa auswandert. Es handelt sich also um etwa 500’000 Personen.

Gefässe der Solidarität

Auch die Gründung von nichtstaatlichen Organisationen (NGO) ist ein Mittel, um den Zugang zu ausländischen Quellen zu ermöglichen; sie ist aber auch ein Versuch, lokale Formen der Solidarität zu fördern und Dienstleistungen anzubieten, die nicht mehr vom Staat angeboten werden.

Politisches Handeln könnte ein wichtiger Weg sein, um gegen die Armut zu kämpfen. Zwar mobilisieren Streiks von Angestellten für bessere Gehälter und Aktivitäten der Gewerkschaften im allgemeinen weniger Leute als die Abstimmungen gegen die politischen Parteien an der Macht. Doch zeigen sie immerhin, dass man mit der persönlichen Situation und mit dem Übergangsprozess im allgemeinen nicht einverstanden ist.

Von Banden missbraucht

Schliesslich ist die Kriminalität eine Aktivität, die eng mit der Armut verbunden ist. Sie beinhaltet sowohl das Verbrechen im Land als auch das übernationale, organisierte Verbrechen. In diesem Falle sind die Armen nicht der Motor der Aktivitäten, sondern sie werden angeheuert, um Verbrechen zu begehen.

Wie kommt man aus der Sackgasse?

Ich bin davon überzeugt, dass die Linderung und die Herabsetzung der Armut Eingriffe fordert, die über die reine Sozialhilfe hinausgehen. Diese Eingriffe können sowohl durch Nichtregierungsorganisationen wie auch durch die öffentliche Hand geschehen. Projekte gegen Armut sollen erreichen, dass das Potential der Gesellschaft auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene gestärkt wird.

Anders ausgedrückt geht es darum, den Akzent auf «empowerment» (Beteiligung an der Macht) der Zivilgesellschaft zu legen, und zwar durch Aufbau und Befähigung der Gesellschaft. Nur durch eine Entwicklung der individuellen Fähigkeiten und des schon in den lokalen Gemeinschaften vorhandenen Potentials kann Armut verringert werden. Um dies zu erreichen, müssten die lokalen und internationalen NGOs eine aktivere Rolle spielen.

Solidarität auf allen Ebenen

Ich denke, dass in diesem Kontext Solidarität in jeglicher Form eine sehr wichtige Rolle spielen kann. Auf der Ebene der Familie sichert die Solidarität zwischen den Generationen wie erwähnt eine bessere Verteilung der vorhandenen Ressourcen. Das Beispiel Albanien zeigt, dass die Familie (im engeren Sinne) und die harmonischen Beziehungen innerhalb der Familien ein sicherer Wert sind. Ausserhalb der Familie kann die Solidarität auf der Ebene der nationalen und der internationalen Gemeinschaft einen wichtigen Platz bei der Verringerung der Armut einnehmen.

Ich kann hier das Beispiel Albaniens während des Kosovokrieges anführen. Vielleicht können sich alle noch an die Ankunft von einer halben Million Flüchtlingen aus dem Kosovo im Jahre 1999 in Albanien entsinnen. Die Solidarität und die Grosszügigkeit der albanischen Bevölkerung, die ihre Türen den Landsleuten aus dem Kosovo geöffnet hatten, mit dem wenigen, das ihr zur Verfügung stand, löste im Westen Staunen aus.

Firmen – und Kirchen

Darüber hinaus gibt es mehr und mehr kleine Initiativen individueller Solidarität. So machen Geschäfte punktuelle Spenden an mittellose Familien oder an bedürftige Institutionen. Hier sind auch die religiösen Gruppen und Institutionen zu erwähnen, die eine für die Empfänger unerlässliche Hilfe leisten. Verschiedene Schulen und Weiterbildungskurse werden von ihnen finanziell unterstützt.

Mehrere Initiativen und Projekte werden von lokalen NGOs umgesetzt, die auf der sozialen Ebene wirken. Sowohl die Arbeit mit Strassenkindern und ihre Einschulung, der Kampf gegen Kinder- und Frauenhandel ebenso wie die Präventionsarbeit mit Drogenabhängigen sind tägliche Herausforderungen, denen sich die lokalen NGOs stellen.

Die Rolle westlicher Partner

Es gibt also Anzeichen dafür, dass sich in Albanien Formen der Solidarität entwickeln, aber diese ist noch nicht stark entwickelt. Es wird noch Zeit brauchen, damit sich die ersten Schritte konsolidieren können. Sie müssen begleitet und unterstützt werden. Ein weiteres Beispiel der Solidarität ist die Unterstützung, die Albanien von internationalen Organisationen erhält, und dazu gehört unter anderem HEKS.

Es ist eine Unterstützung, die direkt an die Betroffenen geht, um ihre individuelle Lage und die ihrer Familien zu verbessern. Es handelt sich um Projekte der Weiterbildung, die es den Begünstigten ermöglichen, später eine Arbeit zu finden. Das sind schöne Beispiele des Einflusses und des positiven Solidaritätsbeitrages zur Verringerung der Armut.

In die Einzelnen investieren

In die Einzelperson und ihre Fähigkeiten zu investieren ist der Schlüssel zur Veränderung einer Gesellschaft, die ein halbes Jahrhundert unter einer der strengsten Diktaturen Osteuropas gelebt hat. (…)

Wir glauben also, dass die Solidarität im weitesten Sinne des Wortes eine wichtigere Rolle bei der Verringerung der Armut spielen kann und muss. Sie muss vor allem einen Beitrag zur Stärkung der individuellen und kollektiven Fähigkeiten leisten, damit die Menschen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen können.

Nur ein solcher Vorstoss durch «empowerment» auf individueller und gesellschaftlicher Ebene kann den Weg für eine wahrhafte soziale Entwicklung ebnen, die mehr soziale Gerechtigkeit, mehr Respekt für die Menschenrechte, weniger Ungleichheit und mehr politische sowie wirtschaftliche Stabilität anstrebt.

Datum: 09.03.2004

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