Entgegen allen anfänglichen Zusicherungen hat das Taliban-Regime die afghanischen Frauen nun doch unter die Burka gesteckt. Für die Ultramuslime von Kabul sind Mädchen wie Mütter eben nichts als «Haustiere, die ihren Stall nicht verlassen dürfen».
So formuliert es Monisa Mobariz, eine der letzten afghanischen Feministinnen,
die so etwas noch laut zu sagen wagen. Der Rückschritt zum mobilen Harem des
Tschadors aus der ersten islamistischen Machtperiode in Afghanistan nach 1996 war
nur mehr eine Frage der Zeit, seit die Taliban ihr Ministerium «zur Förderung der Tugend
und Verhütung des Lasters» an die Stelle des Frauen-Ressorts der zwanzigjährigen
westlichen Besatzungsära bis 2021 gesetzt haben.
Aussen farbig, innen dunkel
Die Ganz-Körper-Burkas von Kopf
bis Fuss mit ihrem Stoffgitter vor dem Gesicht bieten von aussen einen bunten,
ja farbenprächtigen Anblick. So beleben jetzt vielfärbige Burkas das monotone
Strassenbild im Taliban-Emirat. Eine blaue Burka – das ist die teuerste Färbung – und Stickereien verkünden eine wohlhabende Trägerin.
Drinnen
unter der Burka ist es jedoch für jede Afghanin gleich dunkel und stickig. Wie
auch im ganzen Land obskurante Finsternis und eine Unterdrückung
hereingebrochen ist, die niemand mehr frei atmen lässt. Mädchen wurde der
Besuch höherer Schulen verboten. Afghaninnen sind jetzt die meiste
Zeit aus öffentlichen Anlagen verbannt. Taliban-Herrscher Hibatullah Achundzada
spricht in seinem Burka-Erlass zwar von einem Mittel, die soziale Gleichheit
aller Frauen sichtbar zu machen.
Doch geht
es ihm angesichts der ausufernden Hungersnot – schon 20 Millionen Menschen
sind bald dem Tod geweiht – auch darum,
die ausgemergelten weiblichen Körper zu verstecken. Der Hunger kam nach der letzten
Dürre, aber auch wegen der Unfähigkeit des doktrinären Regimes, ordentlich zu wirtschaften. Er trifft vor allem Frauen und Kinder, da sich
die Männer gerade in diesem übermaskulinen System weiter die grössten Bissen zu
sichern wissen.
Jagd auf Bibeln
Unter der
Burka müssen die wenigen Tausend während der internationalen Besatzung zu Jesus
bekehrten Afghaninnen jetzt auch ihre Bibeln verstecken. Die gefürchtete Religionspolizei
will in einem Waisenhaus des schon durch frühere Geiselnahme ihres Teams bekannten
evangelischen Hilfswerks «Shelter Now International» (SNI) einen «Berg von Indschils»
– die islamische Bezeichnung für das ganze Neue Testament – entdeckt haben. Nun
macht sie im ganzen Land auf Bibeln Jagd.
Christliche Organisationen nach wie vor tätig
Die 59 in
dem Waisenhaus vorgefundenen Kinder brachten die Taliban in ein islamisches
Umerziehungslager. Sie müssen dort den Koran auswendig lernen. Ob sie darüber Jesus
vergessen werden? Sie sind jedenfalls nicht ganz allein gelassen. Unter der strikten
Auflage, nicht zu missionieren, darf die SNI, was «Zuflucht jetzt» bedeutet, ihre
caritative Arbeit zunächst fortsetzen. Auch die Taliban können auf die
Lebensmittelhilfe aus Christenhand nicht verzichten…
Medizinischen
Beistand und die Frohe Botschaft hat in Afghanistan schon seit 1988 – als dort
noch die Sowjets herrschten – das pfingstkirchliche Hilfswerk ORA angeboten. Eine
Gründung aus dem hessischen Waldeck. In der Schweiz hat sie ihren Hauptsitz in
Toffen südlich von Bern. Während der westlichen Präsenz in Afghanistan konnte
sich die Organisation der Aidsaufklärung widmen, durfte die Krankenstation im
Gefängnis von Pul-e Charkhi und eine weitere im Mittelstandsviertel Kart-e Naw betreuen.
In der weiteren
Umgebung von Kabul war «Orphans Refugees Aid» beim Abzug der Amerikaner im Sommer
2021 durch 20 Helfer-Missionarinnen und -missionare vertreten. Heute stecken
diese in der Krankenpflege ebenfalls unter der Burka, die Männer wirken im
Untergrund und verkünden die Botschaft vom Reich Gottes. Mögen die westlichen
Mächte Afghanistan aufgegeben haben, die Dienerinnen und Diener des Evangeliums
halten aus, solang das nur immer möglich ist!