Das Pfarreizentrum in Kafar Bohom wird neu errichtet. (Bild: Kirche in Not)
In Syrien herrscht
mittlerweile wieder eine gewisse Sicherheit und Ruhe, sagte Patriarch em.
Gregorios III. Laham aus Damaskus bei seinem Besuch in der Schweiz gegenüber Livenet. Doch die Rückkehr der Christen aus dem Ausland erfolge nur langsam.
Der emeritierte Patriarch besuchte die Schweiz auf
Einladung des Hilfswerks «Kirche in Not». Gregorios III. Laham war während 17
Jahren verantwortlich für die Geschicke der mit Rom unierten melkitisch
griechisch-katholischen Kirche in Syrien.
Der Anfang 2011 ausgebrochene bewaffnete Konflikt in
Syrien hat zu einer schweren humanitären Krise geführt und der syrischen
Bevölkerung unendliches Leid zugefügt. Bisher wurden je nach Quelle zwischen
350'000 bis 500'000 Personen getötet, eineinhalb bis zwei Millionen Menschen
wurden verwundet. Im Kriegsgebiet sind 14 Millionen Menschen von Nothilfe
abhängig, was 50 Prozent der syrischen Bevölkerung entspricht.
Schwere Tage
Situation in Syrien
«Als ich noch Patriarch in Maalula war, dort wo man
noch aramäisch spricht, wie Jesus, da wurden drei junge Leute in
ihrem Haus erschossen. Vor den Augen von Vater, Mutter und Schwester», erinnert sich
Gregorios III.
Die Hilfe, welche von «Kirche in Not» kommt, sei eine
Botschaft der Liebe und ein Zeichen des Evangeliums – auch für Muslime. Denn
diese sehen, dass von islamischen Ländern nicht so viel Hilfe kommt. «Es ist
eine Botschaft der Liebe Gottes, der Solidarität und der Menschlichkeit.»
Während des Kriegs blieben die Menschen bis 2014 tapfer
in der Stadt Maalula. Die Fluchtbewegung setzte mit dem Aufkommen von IS ein.
Später besuchte der Patriarch die Stadt an-Nabk. «Die
Menschen berichteten, dass, als es in den Moscheen gefährlich wurde, Christen und Muslime Zuflucht in der Kirche suchten. Und als es in der Kirche
gefährlich wurde, fanden Christen und Muslime Schutz in den Moscheen.»
Kinder wollen nicht mehr zurück
Patriarch Gregorios
80 bis 90 Prozent der Gebiete sind mittlerweile wieder
unter staatlicher Kontrolle, der Wiederaufbau läuft. Gregorios III.: «Aber ob viele zurückkehren? Jein. Denn die Kinder sind bereits seit vier, fünf Jahren
in Deutschland. Sie gehen da zur Schule. Die Eltern wollen vielleicht zurück,
die Kinder aber nicht mehr – und das ist das Problem.»
Obwohl eine bestimme Ruhe und Sicherheit im Lande sei,
geschehe die Rückkehr sehr, sehr langsam. «Aber einige kehren zurück und wir
als Patriarchen und Bischöfe wollen den Menschen helfen, dass sie zurückkehren.
Nie in meinem Leben habe ich gespürt, so nahe beim Volk zu sein und das Volk so nahe
bei mir – wie durch den Krieg. Und zu Gott auch, Gott sei Dank.»
«Jesus ist die Zukunft der Welt»
Es sei wichtig, die Botschaft der Liebe zu den
Menschen zu tragen. Wunsch und Hoffnung ist, «weiterhin die Botschaft der Liebe
und Solidarität zu den Menschen zu tragen».
Solange es Kriege und Kriesen in der Region gebe, gebe es jedes Mal eine Welle der Auswanderung. «Solange es keinen Frieden gibt,
werden die Christen auswandern. Frieden ist die beste Voraussetzung, die
Grundlage für die Zukunft der Welt.»
«Jesus ist die
Zukunft der Welt. Liebe ist die Zukunft der Welt. Gib uns den Frieden, dann
haben wir alles.»