Der
Besuch von Papst Franziskus im Irak hat offenbar irakischen Christen Hoffnung
gegeben, in ihre Heimat zurückkehren. Laut Pater Ammar Yako, der ein Zentrum
für vertriebene Familien leitet, sind bereits 23'000 geflüchtete Christen
zurückgekehrt.
Tausende
von Familien sollen in den Irak zurückkehren, nur wenige Jahre nachdem der
Islamische Staat IS Teile des Zweistromlandes übernommen und Christen
vertrieben oder getötet hatte.
Karakosch in
der Ninive-Ebene ist die grösste christliche Stadt des Irak, zwanzig Minuten
von Mossul entfernt, und zählte 55'000 Einwohner, bevor sie zwei Jahre lang von
ISIS besetzt wurde. Laut
Priester Pater Ammar Yako, der ein Zentrum für vertriebene Familien leitet,
sind bereits 23'000 Christen zurückgekehrt, wie
«Kirche in Not» berichtet.
Rückkehr
auch Dank des Papstes
Fionn
Shiner von «Kirche in Not» sagte gegenüber Premier, dass
die Flucht für einige noch weiter zurückreicht: «Zu Saddam Husseins Zeiten wurde eine Volkszählung durchgeführt und es gab 1,4 Millionen Christen; jetzt
sollen es weniger als 250'000 sein. Diese Bewegung aus dem Irak weg hat während
des Irak-Krieges 2003 zugenommen.»
Während der Invasion und Herrschaft von ISIS in der Ninive-Ebene beschleunigte
sich der Wegzug erheblich.
Doch
genau einen Monat nach dem päpstlichen Besuch in Bagdad, Mossul, Ur und Erbil wird
berichtet, dass der Papstbesuch die Menschen veranlasst habe, eine Rückkehr in
Betracht zu ziehen.
Tränen
in den Augen
Revan
Possa von der Wiederaufbaukommission in Karakosch: «Wir haben von Familien
gehört, die weinten, als sie Fotos von der Papst-Reise sahen, und die jetzt über eine
Rückkehr nachdenken. Wir brauchen Sicherheit und Unterstützung aus dem Westen,
um hier bleiben zu können. Ich mag dieses Land und ich möchte hier bleiben.»
Joseph
Guiliana, ein Lehrer und Autor, der nach einem Leben als Flüchtling in
Frankreich nach Karakosch zurückkehrte, sagte, der päpstliche Besuch erinnere
die irakischen Christen daran, dass sie ein Recht haben, dort zu leben. «Wir
brauchten diesen Besuch, um uns wieder mit Hoffnung zu erfüllen: die Hoffnung,
dass wir das Recht haben, hier zu bleiben als das ursprüngliche Volk dieses Landes.»
«Für
die Christen hier, aber auch für diejenigen, die sich als Flüchtlinge in Europa und
Amerika aufhalten, ist dieser Besuch eine Hoffnung. Wir haben das Gefühl, dass
wir nicht allein sind. Wir fühlen, dass wir sicher sind, weil sich jemand um
uns kümmert», so Joseph Guiliana weiter.
«Leiden
geht weiter»
Pater
Araam Romel Qia, ein chaldäisch-katholischer Priester in Batnaya, hatte davor
gewarnt, dass die Christenverfolgung ohne westliche Unterstützung nicht
gestoppt werden wird. «Das Leiden der Christen geht weiter, solange es eine
islamische Verfassung gibt, die die Rechte der Christen und anderer
Minderheiten nicht schützt. Und solange es Milizen und eine schwache Regierung
gibt.»
Fionn
Shiner hält fest: «Das Leben der Christen im Irak wird von sehr, sehr
vorsichtigem Optimismus geprägt. Unser Glaube ist grundsätzlich ein Glaube der
Hoffnung und der Freude, aber wir müssen auch vorsichtig sein.» Es sei wichtig,
für die Christen im Irak zu beten.
Triumph des Lebens über den Tod
Bei seiner Irak-Reise besuchte Papst Franziskus unter
anderem die Ruinen von Mossul. «Wie viel ist niedergerissen worden! Wie viel
muss wiederaufgebaut werden! Unsere heutige Versammlung hier zeigt, dass
Terrorismus und Tod niemals das letzte Wort haben», so Papst Franziskus bei
seiner Reise in der ersten Märzhälfte 2021.
«Das
letzte Wort gehört Gott und seinem Sohn, dem Überwinder von Sünde und Tod.
Selbst inmitten der Verwüstungen von Terrorismus und Krieg können wir mit den
Augen des Glaubens den Triumph des Lebens über den Tod sehen.»
Abrahams
Geburtsort besucht
Unter anderem
besuchte er die antike Stadt Ur, wo Abraham geboren wurde. «Hier, wo Abraham,
unser Vater, lebte, scheinen wir nach Hause zurückgekehrt zu sein. Hier hörte
Abraham den Ruf Gottes; von hier aus brach er zu einer Reise auf, die die
Geschichte verändern sollte. Wir sind die Früchte dieses Rufs und dieser Reise.»
Auch
hielt das katholische Oberhaupt im vergangenen Monat im Irak fest: «Die
jahrhundertelange Präsenz der Christen in diesem Land und ihre Beiträge zum
Leben der Nation stellen ein reiches Erbe dar, das sie weiterhin in den Dienst
aller stellen wollen.» Er erklärte zudem, dass es keine Bürger zweiter
Klasse geben darf.