Syrischer Junge vor den Ruinen in Aleppo (Bild: Open Doors USA)
In zehn Jahren Krieg haben die Syrer enorm gelitten. Doch inmitten
des Chaos entdecken viele die Frohe Botschaft und nehmen sie an, sowohl
in Syrien als auch im Zufluchtsland Libanon.
«Seit unseren Anfängen 2013 haben wir schon rund hundert Taufen
durchgeführt», freut sich Nihad Hasan. Dieser Pastor der kurdischen
Gemeinde in Beirut im Libanon nimmt syrische Flüchtlinge auf. Gerade hat
er wieder 22 Neubekehrte getauft.
Krieg erschütterte alte Glaubensfundamente
Der syrische Pastor Usama hat seinerseits Kontakt zu 500 Familien,
von denen 240 seine Flüchtlingskirche im Libanon besuchen. Die meisten
dieser Gläubigen haben einen muslimischen Hintergrund, einige sind
Jesiden oder Drusen.
Sein Kollege Nihad bestätigt: «Der Krieg in Syrien hat viele
Todesopfer gefordert. Aber er hat die Menschen auch zum Nachdenken
gebracht. Viele haben sich gefragt: 'Wir sind Muslime, warum tun uns
diese islamischen Extremisten oder diese türkischen Soldaten das an?'.
Es hat sie dazu angetrieben, ihren Glauben zu hinterfragen und nach
Antworten zu suchen.»
Viele dieser neuen Christen sind nun mit der Ablehnung ihrer Familie,
Freunde und Nachbarn konfrontiert. Aber sie haben in der Kirche eine
neue Familie gefunden und im Gott der Liebe des Evangeliums den Vater,
den sie suchten. Open Doors hilft diesen Kirchen vor Ort,
Hoffnungszentren zu werden: ein Ort der Zuflucht und des Friedens, um
die Gesellschaft wiederaufzubauen.
Auf der Suche nach einem Gott der Liebe
All diese Konvertiten haben etwas gemeinsam: die Suche nach einem
Gott der Liebe. Pastor Usama erklärt: «Viele folgen Jesus nach, weil sie
der Islamische Staat schockiert hat. Sie sagen, dass er das wahre
Gesicht des Islam gezeigt hat!»
Zu ihnen gehört auch Baheya (26). Sie wurde in einer sehr streng
muslimischen Familie im Nordosten von Syrien geboren. «Wie alle anderen
Frauen lebte ich eingesperrt in vier Wänden.» Der Krieg zwang Baheya im
Februar 2016 mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter zur Flucht. Im
Libanon folgte sie der Einladung eines Pastors und fand einen Sinn im
Leben: «Ich suchte nach Leben, und als ich Jesus begegnete, erfasste
ich, dass er das Leben ist.»
Zehn Jahre Chaos
Seit dem 15. März 2011 hat der Konflikt fast 400'000 Tote und
Millionen Vertriebene gefordert. Vor dem Krieg gab es in Syrien zwei
Millionen Christen, rund 8 Prozent der Bevölkerung. Heute sind es nur noch
600'000.
Ibrahim* (30), ein Partner von Open Doors in Aleppo, beschreibt seine
aktuellen Lebensbedingungen: zwei Stunden Strom am Tag, bis zu fünf
Stunden Schlange stehen, um Brot zu kaufen, grassierende Inflation ̶
die Wohnungsmiete ist höher als ein Durchschnittsgehalt ̶ und
Benzinmangel, der das Land lähmt. Seine Priorität ist, die Auswanderung
der Christen seiner Generation einzudämmen: «Ich bin überzeugt, dass
mein Platz in Aleppo ist, um anderen Christen zu helfen, die Hoffnung zu
bewahren. Die Aufgabe der Kirche ist es, Salz und Licht inmitten dieser
langen Nacht zu sein.»