Wegen Facebook-Post in Haft

Jüngster Blasphemie-Häftling Pakistans auf Kaution frei

Nabil Masih war im Alter von nur 16 Jahren zu zehn Jahren Gefängnis wegen Blasphemie verurteilt worden. Er hatte angeblich in sozialen Netzwerken ein abfälliges Bild der Kaaba in Saudi-Arabien geteilt. Nun entschied ein Richter, dass er gegen Kaution freigelassen wird. Das genaue Datum ist noch offen.
Nabil Masih (Bild: csi-usa.org)

Nabil Masih, der seit seiner Verhaftung im Jahr 2016 inhaftiert ist, wurde im Alter von 16 Jahren zum jüngsten Menschen, der in Pakistan wegen Blasphemie angeklagt worden ist. Ein muslimischer Freund beschuldigte ihn, auf Facebook ein angeblich blasphemisches Foto der Kaaba, der heiligsten Stätte des Islam in Mekka in Saudi-Arabien, «geteilt» und «geliket» zu haben.

Im Jahr 2018 wurde er zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt – mittlerweile ist er wegen dieses «Vergehens» seit fünf Jahren hinter Gittern.

Nun erklärt sein Anwalt Naseeb Anjum, dass Nabil auf Kaution freigelassen wird, das genau Datum ist aber noch unbekannt – und weiter: «Die Freiheit für Nabil Masih ist nur der erste Kampf. Wir müssen jetzt auf einen vollständigen Freispruch hinarbeiten und ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird.»

Richter: «Keine Beweise vorhanden»

Richter Javaid Gaddal, der die Freilassung angeordnet hat, sagt, dass es keine Beweise für das gibt, was ihm vorgeworfen wird. Und laut «International Christian Concern» (ICC) ist zudem nicht gewiss, ob Nabil Masih (auch die Schreibweise Nabeel Masih ist gebräuchlich) das Bild gepostet hat oder ob er nur darauf markiert wurde.

Die Polizei sagt, der Post sei entfernt worden, als der junge Christ verhaftet wurde, um weitere Gewalt zu vermeiden. Sein Anwalt Naseeb Anjum erklärte, das Gericht im Distrikt Kasur habe den Jugendlichen verurteilt, obwohl es keine Zeugen gegen ihn gab. Ausserdem habe das Gericht auch die Tatsache ignoriert, dass der Fall erst zwei Tage nach Erscheinen des angeblichen Fotos registriert wurde. «Die Verzögerung bei der Registrierung des Falles zeigt, dass Masih erst nach Überlegung und Rücksprache angeklagt wurde.» Dass die Polizei das Bild kurz nach der Registrierung des Falls von Facebook entfernt hatte, erschwerte das Verfahren zur Feststellung von Schuld oder Unschuld.

Sorgen um Sicherheit

William Stark, ICC-Regionaldirektor, begrüsst «diese positive Entwicklung» und erklärt weiter: «...wir hoffen, dass er bald aus dem Gefängnis entlassen wird und zu seiner Familie zurückkehren darf. Wir hoffen ausserdem, dass das Oberste Gericht von Lahore Nabil vollständig freispricht, damit seine Unschuld zweifelsfrei bewiesen werden kann.»

Gleichzeitig wird die Sorge um seine Sicherheit laut, insbesondere vor muslimischen Extremisten, die es auf ihn abgesehen haben könnten. Für Blasphemie ist in Pakistan die Todesstrafe vorgesehen, das Gesetz wird immer wieder missbräuchlich gegen Christen und Hindus eingesetzt. Nicht selten liegt beispielsweise ein Streit um Land zugrunde, durch eine Blasphemie-Anklage kann eine missliebige Person dadurch «aus dem Verkehr» gezogen werden.

Verhaftung in Erinnerung eingebrannt

Zwar wurde die Todesstrafe noch nie vollstreckt, aber die Angeklagten verbringen manchmal Jahre hinter Gittern und anschliessend ist eine Rückkehr an den Ursprungsort kaum mehr möglich, da aufgeheizte Mobs Selbstjustiz verüben können.

Masih sagte in einem Interview, welches er einem einheimischen Partner von Christian Solidarity International geben konnte: «Ich erinnere mich noch heute daran, dass eine grosse Menschenmenge in unser Haus einbrach, begleitet von der Polizei. Ich habe immer noch Gänsehaut. Ich kann nicht vergessen, wie mein Vater und meine Geschwister weinten und sie anflehten, mich nicht mitzunehmen. Ich erinnere mich auch an die Drohungen der Angreifer.»

Berufung für christliches Paar verschoben

Gleichzeitig hat das Oberste Gericht die Berufungsanhörung eines christlichen Paares, das seit 2014 wegen Blasphemievorwürfen in der Todeszelle sitzt, verschoben. In den letzten sechs Jahren wurde der Berufungstermin für Shagufta Kausar und ihren gelähmten Ehemann Shafqat Emmanuel immer wieder verschoben; ähnlich wie beispielsweise auch bei Asia Bibi.

«Die Richter vermeiden es offensichtlich, die Berufung durchzuführen», sagt ihr Anwalt Saiful Malook. «Bei der letzten geplanten Anhörung am 24. Februar und zuvor am 19. Januar war ich voll darauf vorbereitet, unseren Fall zu argumentieren, aber die Richter verliessen den Gerichtssaal, sobald wir an der Reihe waren. Ich protestierte gegen die wiederholten Vertagungen, aber vergeblich.» Aus Angst würde der Fall immer wieder verschleppt.

Vorgeworfen wird dem Paar, es habe einem muslimischen Kleriker mit meiner SIM-Karte, die auf die beiden registriert ist, blasphemische Texte gesendet. Stichhaltige Beweise dafür gebe es nicht. «Beide sind in isolierten Zellen, getrennt von anderen Gefangenen, da befürchtet wird, dass sie getötet werden könnten. Es ist an der Zeit, dass sie freigelassen werden.»

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Datum: 07.03.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Christian Headlines / Morning Star News / infochretienne

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