Erstmals wurde eine Studie veröffentlicht zu einem
alten Kanaaniter-Tempel in der antiken Siedlung Tel Lachish, nahe der heutigen
Stadt Kiryat Gat. Ein interessantes archäologisches «Fenster» in das Land
Kanaan, in welches die Israeliten damals zurückkehrten.
Kanaaniter-Tempel (Bild: CBN)
Das biblische Buch Josua erzählt die Geschichte des Einzugs
der Israeliten in das verheissene Land nach 40-jährigem Irren durch die
Wüste. Nun hat ein Team von Archäologen unter der Leitung von Professor Yosef
Garfinkel (vom Institut für Archäologie der Hebräischen Universität Jerusalem)
und Professor Michael Hasel (von der Southern Adventist University in Tennessee)
ein «Fenster» zur kanaanitischen Gesellschaft geöffnet, die das Land in dieser
Zeit bewohnte.
Garfinkel und sein Team enthüllten ihre Studie zu einer Ruine
eines kanaanitischen Tempels aus dem 12. Jahrhundert vor Christus, die sie im
Nationalpark Tel Lachish, einer grossen Siedlung aus der Bronzezeit in der Nähe
der heutigen israelischen Stadt Kiryat Gat entdeckten.
In Bibel und ägyptischen Quellen erwähnt
Lachish war eine der wichtigsten kanaanitischen Städte im
Land Israel während des mittleren und späten Bronzezeitalters; seine Bewohner
kontrollierten grosse Teile des jüdischen Tieflands.
Die Stadt wurde um 1800 vor Christus erbaut und später von
den Ägyptern um 1550 vor Christus zerstört. Sie wurde wieder aufgebaut und
zweimal zerstört, ehe sie rund 1150 vor Christus endgültig unterging. Die
Siedlung wird sowohl in der Bibel als auch in verschiedenen ägyptischen Quellen
erwähnt und war eine der wenigen kanaanitischen Städte, die bis ins 12.
Jahrhundert vor Christus überlebten.
«Nur alle 30 bis 40 Jahre möglich»
«Diese Ausgrabung war atemberaubend», ordnet Garfinkel den
Fund ein. «Nur alle 30 oder 40 Jahre haben wir die Gelegenheit, einen
kanaanitischen Tempel in Israel auszuheben. Was wir gefunden haben, wirft ein
neues Licht auf das antike Leben in der Region. Man kann die Bedeutung dieser
Funde kaum überbewerten.»
Der Aufbau des Tempels ist ähnlich wie bei anderen
kanaanitischen Tempeln im Norden Israels, darunter Nablus, Megiddo und Hazor.
Die Vorderseite des Geländes ist durch zwei Säulen und zwei Türme
gekennzeichnet, die zu einer grossen Halle führen. Das innere Heiligtum hat
vier tragende Säulen und mehrere unbehauene stehende Steine, die als
Darstellungen von Tempelgöttern gedient haben könnten. Der Lachisch-Tempel ist
eher quadratisch und hat mehrere Seitenräume, die typisch für spätere Tempel
sind, darunter auch der Tempel Salomos.
Hinweise auf Ramses und hebräisches Alphabet
Zusätzlich zu diesen archäologischen Ruinen hat das Team
eine Fundgrube von Artefakten ausgegraben, darunter Bronzekessel, Schmuck,
Dolche und Axtköpfe, die mit Vogelbildern und Skarabäen verziert waren, sowie eine vergoldete
Flasche mit der Inschrift «Ramses II.», einem der mächtigsten Pharaonen
Ägyptens. In der Nähe des Allerheiligsten des Tempels fand das Team zwei
Bronzefiguren. Im Gegensatz zu den geflügelten Cherubim im Salomonischen Tempel
waren die Lachischen Figuren bewaffnete «Peinigungsgötter».
Von besonderem Interesse war eine mit alter kanaanitischer
Schrift gravierte Keramikscherbe. Eingraviert ist auch der hebräische Buchstabe
«Samekh», damit ist es das älteste bekannte Beispiel des Buchstabens und ein
einzigartiges Exemplar für das Studium antiker Alphabete.