Vor rund zehn Jahren zog Jeremy Kraus
nach Thailand. Dort hat er ein Zentrum für Kinder errichtet, die aus dem Menschenhandel befreit wurden. Die Berufung dazu fand er im Gebet.
«Thrive Rescue» in Thailand
«Wir gingen auf eine Fähre, um eine Insel zu besuchen», erinnert sich Jeremy Kraus. Ein Pastor hatte ihn angerufen und berichtet, dass er gerade ein junges
Mädchen gerettet hatte.
«Es
wurde regelmässig von seinen Angehörigen an ein grosses Frachtschiff verkauft.» Es
war auf das Schiff gebracht worden. Die Händler willigten ein. Das Mädchen
wurde nochmal mitgenommen, doch sobald die Händler kurz darauf bezahlt hätten,
hätten sie das etwa zehnjährige Kind mitnehmen können. In letzter Sekunde
konnte der Pastor einschreiten und sie in Sicherheit bringen – wusste aber
selbst nicht, was nun geschehen sollte.
Jeremy Kraus
Jeremy
Kraus erklärte ihm: «Deshalb sind wir hier.» Das war vor rund zehn Jahren.
Vorausgegangen war, dass Kraus im Gebet nach Gottes Willen geforscht hatte.
«Ich fühlte, wie er sagte: 'Geht nach Thailand!'»
«Wo sollen sie bleiben?»
«Menschenhandel
ist hier eine massive Einnahmequelle von Kriminellen – die zweithöchste nach dem Drogenhandel», erklärt Sonthaya Maenpuen von der Anti-Menschenhandelspolizei. «Die Betreuung
der Opfer nach ihrer Rettung ist einer der wichtigsten Punkte bei der
Bekämpfung dieses Problems. Aber es ist sehr schwierig, Organisationen zu
finden, die eine qualitativ hochwertige Langzeitfürsorge anbieten.»
«Wenn es keine
Nachsorge gibt, wo sollen wir die Kinder unterbringen? Wie werden sie sich
erholen? Wie kommen sie aus der Krise heraus?», fragte sich Kraus.
Selbst zur Lösung geworden
Er wurde
gemeinsam mit seiner Frau selbst zur Lösung: «Ich begann, nach einer
Organisation zu suchen, die Kinder unter 13 Jahren aufnimmt, welche aus dem
Menschenhandel stammen und missbraucht worden sind.» Doch er fand
nichts. Eigentlich wollte er nur drei Monate in dem Land bleiben, doch nun zog er ganz nach Thailand, um selbst eine Einrichtung zu gründen, «Thrive Rescue».
Bald waren die
Kontakte zu Sozialarbeitern, Polizei und Pastoren geknüpft. Und so kam auch der
Pastor mit dem eingangs erwähnten Mädchen zu Jeremy Kraus, um sich das Haus
anzusehen.
«Die Kleine war noch
nie zuvor in einem klimatisierten Raum gewesen. Und sie hatte noch nie auf
einer Matratze mit Federn geschlafen. Sie wollte bleiben und war unser erstes
Mädchen.»
Sonthaya
Maenpuen sagt inzwischen, dass dieses Zentrum eines der besten im Land sei.
«Wir wollen jedes Kind, das wir retten und das die Kriterien erfüllt, dahinbringen.»
Jeremy Kraus hat mittlerweile mehrere Häuser mit einheimischen Hauseltern eröffnet und in den zehn Jahren schon viele Kinder aus dem Menschenhandel gerettet. Sein Motto: «Wir ziehen sie als Sieger auf, nicht als Opfer.»