Trotz hartem Boden

Eine Vision für neue Gemeinden in Japan

Japan gilt als hartes Pflaster für das Evangelium. Die wenigen Gemeinden schrumpfen. Für ein Gemeindebauteam um den SPM-Missionar Lukas Kernen bedeutet die aktuelle Lage aber eine Chance.Lukas Kernen, wie lange arbeiten Sie schon als Gemeindegründer in Japan, und was machen Sie dort ganz konkret?
Shibuya Crossing in Japan
Lukas Kernen mit seiner Frau Mami
OO+ Gemeinde
Mitarbeiterkonferenz in Japan

Lukas Kernen: Wir kamen als Familie im Januar 2014 nach Japan, um eine junge Gemeindegründung im Westen Tokios zu unterstützen. Wir glauben, dass wir diese Millionenmetropole (38 Millionen Einwohner) nur dadurch effektiv erreichen können, indem wir viele neue Gemeinden gründen. Gemeinsam mit dem Gründerehepaar Kimura arbeiten wir seither an dieser Vision.

Was konnten Sie in dieser Zeit erreichen?
Unsere Gemeinde vor Ort wuchs in diesen fünf Jahren von sieben auf etwa 100 Personen. Immer mehr verstehen die Menschen auch, dass wir durch das Evangelium nicht nur erlöst, sondern auch zur Heiligung und einem gottgefälligen Lebensstil befähigt werden.

Neben der Gemeindearbeit konnten wir an der Gründung eines Netzwerks für Gemeindegründer teilhaben. Anfänglich auf Tokio beschränkt, dehnt es sich langsam auf die grösseren Städte Japans aus.

Wie sehen die besonderen Herausforderungen bei der Evangelisation und Gemeindegründung in Japan aus?
Die Japaner sind ein sehr höfliches Volk. Nein sagen oder eine Bitte ablehnen sollte man nicht. Deshalb ist es relativ einfach, ihnen von Jesus zu erzählen oder sie in die Gemeinde einzuladen. Allerdings ist es für sie dann erledigt. Wirklich hängen bleibt oft wenig. Das hängt auch damit zusammen, dass die meisten Japaner bereitsmehrere Religionen (Buddhismus und Shintoismus) haben, und auch keine Bedenken bekunden, noch Teile des Christentums einzubauen. Zum Beispiel die guten Werte, für welche das Christentum hier bekannt ist. Oder eine christliche Hochzeit, wie sie hier sehr beliebt ist. Sich allerdings gänzlich und allein auf Jesus zu verlassen, ist ihnen sehr fremd. Das ständige Kommen und Gehen in dieser Durchgangsstadt macht den Gemeindebau auch nicht gerade einfacher.

Das klingt nicht gerade verheissungsvoll...
Schnelle Resultate gibt es in der Tat kaum. Wer sich aber bewusst Zeit nimmt, in Freundschaft investiert und durch Leben und Worte von Gottes Liebe zeugt, gewinnt nicht nur Vertrauen und Interesse, sondern darf auch immer wieder mal erleben, wie Menschen zu Jesus finden.

Worauf führen Sie es zurück, dass in Ihrem Fall eine Aufbauarbeit möglich wurde?
Wir konnten von Beginn an auf finanzielle, personelle und lehrmässige Unterstützung vom Ausland zählen. Das war uns eine wichtige Stütze. Dazu kommt, dass wir uns sehr um Vernetzung und Beziehungen im In- und Ausland bemüht haben, um nicht alleine da zu stehen. Dieses Miteinander hat uns durch manche Schwierigkeiten getragen und neue Türen und Möglichkeiten eröffnet.

Was war Ihnen dabei besonders wichtig?
Als zentral erachten wir, das wir in allem, was wir als Gemeinde tun und lehren, ganz klar das Evangelium (was Jesus für uns getan hat) im Zentrum haben. Je mehr jedes Gemeindeglied versteht, dass wir nichts leisten müssen, um Jesus zu gefallen, sondern dass er für uns gestorben ist, damit wir ihm gefallen, desto attraktiver wird die Gemeinde für eine Welt, die Jesus braucht. Speziell für eine Gesellschaft, die so stark auf Leistung setzt wie die japanische.

Wie funktioniert ein Netzwerk von Gemeindegründern in Japan?
Unterdessen sind wir etwa 40 Leiter aus jungen Gemeinden, die sich regelmässig treffen. Das Netzwerk steht für Rekrutierung, Training, Coaching und Ressourcen im Bereich der Gründung und Neubelebung von Gemeinden. Im engeren Kern gibt es zur Zeit sechs Gemeindegründungen aus verschiedenen Denominationen. Als einigendes Element steht das Evangelium im Zentrum.

Hat das Team eine Vision für die Zukunft?

Unser Fokus als Gemeinde und als Netzwerk liegt ganz klar auf der Stadt als Lebensraum der Zukunft. In Japan leben bereits heute 94 Prozent der Bevölkerung in den Städten. Wie oben erwähnt, möchten wir als Netzwerk Gemeinden über ganz Tokio und die grossen Städte Japans hinweg gründen. Die Vision bis 2020 ist, zehn neue Gemeinden zu starten und die Bewegung nach Nagoya und Osaka auszudehnen. Da ist auch bereits einiges am laufen.

Christliche Gemeinden in Japan

Gemäss dem Joshua Project sind die Japaner die zweitgrösste unerreichte Volksgruppe weltweit! Auf 127 Millionen Japaner kommen knapp 8'000 Gemeinden. Nur 0,22 Prozent der Bevölkerung besucht regelmässig einen christlichen Gottesdienst. Von ihnen sind nur 10 Prozent unter 30 Jahre alt. Die Hälfte der aktiven Pastoren ist über 70 Jahre alt, und nur gerade zwei Prozent sind unter 40. Japan hat nur wenige und kleine Gemeinden, und ohne Gemeindegründungen nimmt die Zahl weiter ab.

Lukas Kernen (36) ist verheiratet mit der Japanerin Mami. Das Paar hat zwei Jungen im Alter von 7 und 2 Jahren. Lukas ist gelernter Hochbauzeichner und nach theologischer Ausbildung Pastor der Schweizerischen Pfingstmission (SPM). 

Zum Thema:
In 26 Nationen tätig: «Es freut mich, wenn sich in Japan jemand für Jesus entscheidet»
Früherer Friedhof der Missionare: «Asien wird die Aufgabe der Weltevangelisation zu Ende führen»
Sechs Jahre nach Katastrophe: Japan: Christen sind die einzigen, die noch helfen

Datum: 08.01.2019
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service