Nach Gebäuderäumung

Christen treffen sich in Bhutan zum Gottesdienst im Taxi

Nachdem das Gebetshaus einer Gemeinde in Bhutan von einem Tag auf den anderen geräumt und zerstört wurde, liess sich der Pastor etwas einfallen: Als Taxifahrer fährt er seine Gemeindeglieder in der Stadt herum, während sie gemeinsam singen, beten und Gottes Wort hören.
So sehen die Taxis in Bhutan aus.

Bhutan rühmt sich, ein friedliches Land zu sein. Doch der christliche Glaube ist offiziell nicht als Religion anerkannt. In dem mehrheitlich buddhistischen Land müssen sich Christen deshalb heimlich treffen – ansonsten droht eine «friedliche» Verfolgung, sei es durch Schliessung des Gebetshauses, ungerechtfertigte Mietserhöhungen, etc.

«Friedliche» Verfolgung

So auch bei der Gemeinde von Pastor Jeremiah*. Am 7. August tauchten im Gebetshaus, das seit 2008 von den Christen der Ortschaft genutzt wird, 15 Polizisten auf und unterbrachen den laufenden Gottesdienst. «Sie hämmerten an die Türen und schrien: 'Ihr habt keine Erlaubnis, hier zu sein!'», berichtet Jeremiah. Einen Tag später wurde die Schliessung des Gebäudes angeordnet. Und es wurde kurzerhand zerstört. Der Grund: Anwohner hätten sich bei den Behörden beschwert; ihr buddhistischer Glaube sei durch die christlichen Praktiken in dem Haus gestört worden. Ein neues Gebäude wurde der Gemeinde nicht zur Verfügung gestellt. Wo sollten sich die über 100 Mitglieder nun treffen?

Gottesdienst im Taxi

Dass seiner Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, zeigte nun der Gemeindeleiter Jeremiah. Er besorgte sich, gemeinsam mit den beiden anderen Pastoren Mesaque und Tenzin, eine Arbeit als Taxifahrer. Nun chauffiert er aber hauptsächlich die Gemeindeglieder herum. Das Codewort ist hierbei der Satz «Jai Mashi», «die Gnade Gottes sei mit euch!». Sobald durch dieses Codewort klar ist, dass es sich bei den Mitfahrern um Christen handelt, beten alle Anwesenden gemeinsam, singen und hören von den Pastoren Gottes Wort.

Nicht unterkriegen lassen

Diese Art der Treffen ist auch nicht ungefährlich, doch Jeremiah möchte sich nicht unterkriegen lassen: «Die Situation von uns Christen macht mich traurig. Wir haben keinen Ort, an dem wir uns gemeinsam als Leib Christi treffen können. Aber ich werde nicht zulassen, dass die Regierung uns zugrunde richtet, ich will mit der Gemeindearbeit weitermachen!»

Laut Weltverfolgungsindex der Organisation Open Doors befindet sich Bhutan an 38. Stelle unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Das christliche Werk unterstützt die einheimischen Christen durch Schulungsprogramme und materielle Hilfe. Und trotz des Drucks und der Verfolgung seitens der Mitbürger und Regierung wächst das Christentum in Bhutan stetig.

*Name aus Sicherheitsgründen geändert

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Datum: 31.08.2016
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / noticiacristiana.com / Open Doors

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