Religion in Sotschi

Spiele der Bedrohungen und Verlockungen

Die Olympischen Spiele finden auf islamischem Boden statt und sind von orthodoxem kirchlichem Pomp begleitet. Dahinter steht auch ein religiös verklärter Machtkampf. Ein Kommentar von Heinz Gstrein.
Wladimir Putin an der Eröffnungszeremonie der olymischen Winterspiele 2014 in Sotschi

Aus nachtschweren Schatten glimmt in Sotschi das olympische Feuer. Vom Kaukasus her lasten auf diesen Winterspielen Terror- und Entführungsdrohungen. Als die Sowjetunion 1980 zum Sommerolympia nach Moskau einlud, blieben viele Sportnationen fern. Schuld daran die Rote Armee in Afghanistan. Längst haben Mudschaheddin und Taliban die Sowjets vom Hindukusch verjagt. Unerfüllt noch immer ihr zweites Ziel: Die Muslimmacht tief hinein nach Russland zu tragen, wie das einst den Mongolen gelungen war. Höhlengrafitti um Kabul zeigen bis heute die grüne Fahne Mohammeds über dem Kreml. Noch ist das den Jihadisten von Wolgagrad bis in die russische Hauptstadt nur spärlich, wenn auch schrecklich gelungen. Jetzt liegt aber die olympische Sportmetropole Sotschi auf islamischem Boden.

Wie im europäischen Mittelalter ist der islamischen Welt jede Sportbegeisterung fremd geblieben. Zwar gibt es wie bei unseren Rittern Pferde- und Falkenspiele. Was fehlt, ist sportliche Gesinnung; im Fall Sotschi die Einsicht, dass Olympische Spiele seit dem alten Griechenland ein Friedensgrund zur Versöhnug und kein Angriffsziel sind. Das hatten schon die Palästinenser 1972 in München mit Füßen getreten.

Dunkles Gewölk über Sotschi weht aber nicht nur in Gestalt eines stürmischen Politislamismus daher. Veranstalter Putin gibt sich allzu triumphalistisch, die Russisch-Orthodoxe Kirche spendet in Überfülle Pomp und Pracht. Nicht einmal im orthodoxen Griechenland, das 2004 die olympischen Sommerspiele ausrichtete, gab es eine solche Selbstverherrlichung und -beweihräucherung.

Es besteht kein Zweifel daran, dass Gott auch mit sportlichen Leistungen gedient werden kann, doch wird es bedenklich, wenn eine ganz bestimmte Kirche athletischen Ruhm für sich beansprucht. So wie die Spiele von Berlin 1936 Hitlers Nationalsozialismus zu dienen hatten und Moskaus Olympia von 1980 den Ruhm der Sowjeterrungenschaften verbreiten sollte, ist heute in Sotschi alles auf Lobpreisungen von Väterchen Putin und seines angeblich wieder so heiligen Russland angelegt.

Da bleibt christlichen Athletinnen und Athleten die Aufgabe, echten sportlichen Geist zu beweisen und sich den Verlockungen und Ambitionen des «neuen Ostens» entgegenzustellen.

Datum: 10.02.2014
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service