Vietnam

Stirbt Nguyen Thi Hong Lien an den Misshandlungen?

Vietnam sucht seine Wirtschaft mit westlichen Investitionen auf Touren zu bringen. Gleichzeitig verfolgt das kommunistische Regime Christen und besonders Angehörige der Bergvölker weiterhin mit brutaler Härte, die an Stalins Zeiten erinnert.
Lehrerin mit Herz: Stirbt Nguyen Thi Hong Lien?
Vang Thi Ca gehört zum hart verfolgten Volk der Hmong.
Protest gegen die Verfolgung der vietnamesischen Bergvölker in Italien
Nguyen Thanh Nhan und seine Verletzungen am Rücken.

Die 21jährige Nguyen Thi Hong Lien, Angehörige der mennonitischen Hauskirche, ist infolge von Misshandlungen durch Wärter und kriminelle Mitgefangene im Gefängnis Chi-Hoa in kritischem Zustand. Sie hat nach schweren Misshandlungen offensichtlich den Verstand verloren und droht zu sterben, weil sie weder entlassen noch angemessen behandelt, sondern weiter misshandelt wird.

Die junge Lehrerin hatte in Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) Schulklassen der Mennoniten für mittellose Kinder und Strassenkinder organisiert und unterrichtet. Wegen dieser "Klassen der Liebe" wurde Lien mehrmals verhaftet und schwer misshandelt, wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte in Frankfurt/Main (IGFM) schreibt.

Gesundheit zerstört, Verstand geraubt

Am 12. November 2004 wurde sie im so genannten Mennoniten-Prozess um den Pastor und Bürgerrechtler Nguyen Hong Quang vom Volksgericht wegen "Widerstands gegen die Staatsgewalt" zu 12 Monaten Haft verurteilt. Sie hatte gewagt, zwei Beamte wegen ihrer Übergriffe anzuzeigen.

Frau Lien konnte bereits bei der Verhandlung nicht mehr gehen und stehen. Ihren Vater erkannte sie nicht. Der Bitte von Pastor Quang, das Gericht möge sie wegen Erschöpfung und Nervenzusammenbruchs in Behandlung schicken, wurde nicht stattgegeben. Auf der Rückfahrt zum Gefängnis wurde sie erneut geschlagen. Wie die Eltern bei Besuchen im Gefängnis im letzten Herbst feststellten, verschlechterte sich ihr Zustand weiter; wegen anhaltender Misshandlungen war sie Anfang 2005 dem Tod nahe.

Berufungsverhandlungen für Mennoniten

Wie die Organisation ‚Offene Grenzen’ schreibt, soll am 2. Februar vor dem Obersten Volksgerichtshof in Ho Chi Minh Stadt die Berufung von Pastor Nguyen Hong Quang und dem Evangelisten Pham Ngoc Thach verhandelt werden.

Die beiden Mennoniten hatten gegen ihre Verurteilung vom 12. November 2004 zu drei bzw. zwei Jahren Gefängnis wegen "Anstiftung zur Verhinderung einer Amtshandlung" rekurriert. Beide Männer befinden sich im Chi-Hoa Gefängnis in Ho Chi Minh Stadt. Mit ihnen wurden 4 weitere Christen zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Hölle von Folter, Misshandlung und Korruption

Das Gefängnis Chi-Hoa ist eine berüchtigte Haftanstalt für Häftlinge, die wegen ihrer Überzeugung verfolgt werden, und Kriminelle. Zwei Anfang Dezember 2004 freigelassene mennonitische Christen, Nguyen Thanh Nhan und Nguyen Hieu Nghia, sind infolge der Misshandlungen gesundheitlich schwer versehrt und arbeitsunfähig. Beiden wurde laut der IGFM das Nasenbein gebrochen, weil sie mehrmals bis zur Bewusstlosigkeit ins Gesicht geschlagen worden waren.

Nguyen Thanh Nhan wurde gezwungen, vier Monate lang auf Zehenspitzen zu hocken. Das lange Sitzen und die Schläge auf die Wirbelsäule im Lendenbereich haben zur Nervenschädigung geführt. Das linke Bein von Nhan ist heute gelähmt, und er kann nicht mehr schmerzfrei sitzen. Zwei Monate verbrachte er in Isolationshaft, in einer kleinen Zelle ohne Fenster und Belüftung. Zweimal wurde er bewusstlos aus der Zelle getragen.

Nach Informationen, die der IGFM zugingen, verdienen die Wärter in Chi-Hoa am Handel mit Lebensmitteln. Monatlich werden bei der Familie für jeden Gefangenen 70 Dollar kassiert, damit sich die Inhaftierten ernähren können (das durchschnittliche Jahreseinkommen in Vietnam liegt bei 400 Dollar). An Tagen, an denen die Gefangenen keine Lebensmittel kaufen, erhalten sie auch kein Wasser für die Körperpflege.

Christen vorgeladen und dann ihre Schweine gestohlen

Im Norden Vietnams sind die Behörden am 27. Dezember gegen Christen des Hmong-Volks vorgegangen: Sie zwangen drei Personen, an einem Umerziehungskurs teilzunehmen. Den Hmong, die vor einem Jahr Christen wurden, warfen sie vor, die anderen 37 Familien in der Wohneinheit missioniert zu haben.

Unterdessen stahlen Beamte bei den Vorgeladenen drei Schweine, schlachteten sie und verteilten das Fleisch untereinander. Die siebenjährige Tochter des wegen "Umerziehung" abwesenden Thao A Long und der zwanzig Jahre alte Bruder der ebenfalls abwesenden Vang Thi Ca wurden brutal zusammengeschlagen, als sie die Aktion zu verhindern versuchten. Aufgrund der Misshandlungen ist die Tochter bis heute nicht in der Lage zu laufen.

Spezialeinheiten zur Vernichtung christlicher Gemeinden

In den fünf Hochlandprovinzen Dak Nong, Lam Dong, Dak Lak, Gia Lai und
Binh Phuoc versammeln sich evangelische Christen laut einer gutinformierten Quelle an mindestens 1’700 Orten zum Gottesdienst. Die Behörden lassen den Kirchenbau nicht zu und anerkennen nur eine Handvoll von Gruppen – alle anderen sind illegal.

Bereits seit 2002 suchen sie die Gemeinschaften, denen sie staatsfeindliche Tendenzen unterstellen, zu zerschlagen. Neuerdings werden im Hochland und unter den Hmong Einheimische rekrutiert und in Spezialeinheiten trainiert, die nur einen Zweck haben: den „inneren Feind“, das Christentum zu bekämpfen.

Weihnachten – unmöglich

In den Tagen vor Weihnachten 2004 drangen Polizisten und Soldaten in Zivil in die Häuser christlicher Montagnards (Angehöriger kleiner Bergvölker) im vietnamesischen Zentralhochland ein. Sie richteten sich dort ohne Einwilligung der Besitzer dauerhaft ein und verhinderten so die Vorbereitung von Weihnachtsfeiern und die Teilnahme an Weihnachtsgottesdiensten.

In der Provinz Gia Lai verhafteten Polizisten rund 100 Seelsorger von verschiedenen Hauskirchen und hielten sie an einem unbekannten Ort fest. In vielen Dörfern wurde ein Ausgangsverbot verhängt. Vereinzelte Demonstrationen wurden aufgelöst. Die offizielle "Volksarmee-Zeitung" meldete am 30. Dezember 2004, dass die Regierung sieben Montagnards in der Provinz Gia Lai verhaftet hatte, weil sie während der Weihnachtszeit "Menschen aus 49 Dörfern angestiftet hatten, in Pleiku gegen die Unterdrückung der Religionsfreiheit zu demonstrieren".

An Ostern 2004 hatten Sicherheitskräfte in der Region mit äusserster Brutalität den Versuch der Christen zunichte gemacht, gegen die Unterdrückung zu protestieren. Seitdem wurden gegen 300 Leiter verhaftet. Mindestens 60 evangelische Leiter sind im berüchtigten Ba Sao Gefängnis in der Provinz Nam Ha Pro für lange Zeit eingekerkert. Wegen der Verfolgung sind viele Montagnards nach Kambodscha geflüchtet; die Behörden wollen sie mit Zwang zurückführen.

Livenet ruft zum Gebet für die unterdrückten Christen in Vietnam auf.
Protestieren Sie mit einem Brief, per Fax oder Mail bei den vietnamesischen Botschaften in Bern, Berlin oder Wien gegen die Unterdrückung der Christen:

Botschaft Vietnams in der Schweiz:
Botschafter Nguyen Ba Than
Schlösslistraße 26, CH-3008 Bern – Fax: (031) 388 78 79 – Mail: vietsuisse@bluewin.ch

Botschaft Vietnams in Deutschland:
Botschafter Nguyen Ba Son
Elsenstraße 3, D-12435 Berlin – Fax: (030) 53 63 02 00 – Mail: sqvnberlin@t-online.de

Botschaft Vietnams in Österreich:
Botschafter Nguyen Truong Giang
Felix-Mottl-Straße 20, A-1190 Wien –Fax: (01) 368 07 54 – Mail: embassy.vietnam@aon.at

Sie können Ihre Unterstützung für die Degar und die Forderung nach Religionsfreiheit in Vietnam auch den Botschaften der drei Länder in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi kundtun:

Botschaft der Schweizerischen Eidgenossenschaft:
Botschafter Thomas Feller – vertretung@han.rep.admin.ch

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland:
Botschafter Dr. Wolfgang Massing – germanemb.hanoi@fpt.vn

Botschaft der Republik Österreich:
Botschafter Josef Müllner – hanoi-ob@bmaa.gv.at

www.igfm.de

Bericht über die Brutalitäten an Ostern 2004:
http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/337/16389/

Montagnard Foundation (Organisation der Bergbewohner in den USA):
www.montagnard-foundation.org

Quelle: IGFM, OD, WEA, Livenet

Datum: 20.01.2005
Autor: Peter Schmid

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